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Riley  - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley  - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)

Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)

Titel: Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)
Autoren: Alyson Noël
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Hüne machte sich nicht einmal die Mühe, kurz stehen zu bleiben oder wenigstens sein Tempo zu drosseln, als seine Schulter mit voller Wucht mein Kinn traf.
    »Hey – pass doch auf!«, rief ich, verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf, während ich mich wieder aufrappelte. »Ich meine, ich habe schon kapiert, dass du zigtausend
Mal größer bist als ich, aber musst du deshalb so grob sein?«
    Ich runzelte die Stirn, stemmte die Hände in die Hüften und starrte ihm wütend hinterher. Er sollte sich umdrehen und sich bei mir entschuldigen, so wie ich das verdiente, aber er ging einfach weiter und nahm mich ebenso wenig wahr wie den ohrenbetäubenden Lärm um uns herum. Geräusche, die nicht nur laut und unangenehm waren, sondern sich, zumindest zu Beginn, nicht einordnen ließen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis ich einiges heraushören konnte. Ich erkannte Laute, die Hunger, Schmerz und unkontrollierbare Wut ausdrückten  – in anderen Worten, Laute, die für Versklavung standen. Ich hatte sie schon einmal gehört.
    Unaufhörlich und andauernd. Die einzige erleichternde Unterbrechung war ein kurzer Ausbruch eines Gelächters, der jedoch sofort wieder verstummte. Ich konnte mir allerdings nicht vorstellen, worüber man hier in diesem schrecklichen, scheinbar unterirdischen Gefängnis lachen konnte.
    Ich klopfte mir den Staub von meiner Jeans und machte mich wieder auf den Weg. Nach allem, was ich bisher von dem Ludus gesehen hatte, war mir klar, dass ich hier nicht länger als unbedingt nötig bleiben wollte. Ich war fest entschlossen, diesen Theocoles so schnell wie möglich zu finden, ihn rasch über die Brücke zu schicken und dann von hier zu verschwinden.
    Allerdings war es nicht annähernd so einfach, den
Meistergladiator zu finden, wie ich gedacht hatte, vor allem, weil ich keine sehr gute Beschreibung von ihm hatte. Das wenige, was Bodhi mir über ihn gesagt hatte – groß, stark, robust, einschüchternd, temperamentvoll  –, war nur eine allgemeine Typbeschreibung, die auf jeden der Geister, die diesen Ort heimsuchten, zutraf.
    Auf den ersten Blick sahen sie alle gleich aus. Ein Haufen von muskelbepackten, dreckigen Männern mit fettigem Haar, die so oft aufgeschlitzt und wieder zusammengeflickt worden waren, dass ihre Haut einer billigen Lederhandtasche glich. Alle hatten Hände wie Schaufeln  – so groß und fleischig, dass sie mit einer schnellen Drehung des Handgelenks leicht jemanden umbringen konnten.
    Sie marschierten in einer nicht enden wollenden Parade von furchtlosen Kriegern und Kämpfern an mir vorbei. Und als ich versuchte, sie als Einzelpersonen wahrzunehmen, tanzte einer von ihnen aus der Reihe, ich verlor den Überblick, und alle verschwammen wieder zu einer Masse.
    Ich hatte mich wohl nur darauf konzentriert, mit Theocoles fertigwerden zu müssen, und deshalb war es mir gar nicht in den Sinn gekommen, dass sich hier außer ihm noch viele andere verlorene Seelen aufhalten könnten. Allerdings hätte ich es mir denken können. Orte aus alten Zeiten, an denen sich grauenhafte Gewaltakte abgespielt hatten und Menschen unterdrückt worden waren, wurden sehr oft von wütenden Geistern
heimgesucht, die Gerechtigkeit forderten, bevor sie weiterzogen.
    Ich schlich vorsichtig weiter und blieb zuerst im Schatten der Mauern, um möglichst wenig aufzufallen und niemandem im Weg zu stehen. Ich redete mir ein, dass mir nichts passieren würde, solange ich den stoßenden Ellbogen und schwingenden Fäusten auswich. Auf meinem Weg an den Mauern entlang steckte ich den Kopf in eine Reihe von kleinen, schmalen Räumen, die, wie ich annahm, die Schlafkammern der Gladiatoren waren. Sie waren so ziemlich das genaue Gegenteil von meinem eigenen, vor Kurzem renovierten Schlafzimmer im Hier und Jetzt, in dem es jeglichen modernen Komfort und alle Annehmlichkeiten gab, die ich mir erträumen konnte. (Und das meine ich wörtlich, denn ich hatte alle Einrichtungsgegenstände selbst manifestiert.) Die Kammern konnte man nur als trostlos bezeichnen. Die Böden bestanden aus festgestampftem Lehm, und an jeder Wand stand ein Bettgestell aus grobem Holz. Und das war’s dann auch schon – mehr gab es darin nicht. Es überraschte mich nicht, dass alle diese Räume leer waren.
    So ist das eben bei Geistern – sie schlafen kaum und weigern sich meistens sogar, sich auszuruhen. Sie sind viel zu sehr damit beschäftigt, ihre Vergangenheit nachzuvollziehen, und gönnen sich keine Zeit für irgendwelche
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