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Riley  - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley  - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)

Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)

Titel: Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 4 (nach "Radiance" - The Riley Series)
Autoren: Alyson Noël
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mich, ob der große Rat ihm untersagt hatte, mir zu helfen, oder ob das auf seinem eigenen Mist gewachsen war. Bodhi hielt nicht viel davon, mir die Tricks für den Seelenfang zu verraten oder mir andere hilfreiche Hinweise oder Ratschläge zu geben, die mir tatsächlich bei meinem Job helfen könnten. Alles, was ich bisher gelernt hatte, war auf praktische Erfahrung zurückzuführen. Ich war auf mich allein gestellt gewesen, hatte einiges ausprobiert und dafür Lehrgeld zahlen müssen. Er hatte mir zwar immer noch nichts gesagt, was ich nicht bereits wüsste, aber er hatte das Wissen, das ich mir angeeignet hatte, untermauert – und vielleicht war das genau das, was ein guter Führer tun musste.
    Ich erstarrte, als ich mir diesen Gedanken noch einmal durch den Kopf gehen ließ.

    Ich hatte Bodhi als guten Führer bezeichnet.
    Eigentlich hatte ich seit dem Moment, in dem wir uns zum ersten Mal begegnet waren, darauf gehofft, dass er durch einen anderen Lehrmeister ersetzt würde. Wir schienen uns nie einig zu sein und uns ständig nur zu streiten – nur wenn wir bereits knietief in Problemen steckten und keine andere Möglichkeit mehr sahen, rauften wir uns zusammen und zogen gemeinsam an einem Strang.
    Deshalb konnte ich meinen plötzlichen Gesinnungswandel kaum fassen. Woher kam das? Und wann hatte ich aufgehört, ihn als meinen Feind Nummer eins zu betrachten?
    Und dann fiel es mir ein. Ich erinnerte mich an den Tag, an dem ich ihn mit seiner neuen Freundin Jasmine gesehen hatte. Und ich dachte daran, wie merkwürdig ich mich gefühlt hatte, als ich ihn dabei beobachtete, wie er ihr aus einem Gedichtband vorlas, wie er einen Moment lang innehielt, um eine Blume zu manifestieren – eine Jasminblüte für Jasmine –, und sie ihr sanft in einen ihrer Zöpfe steckte.
    Ich schüttelte den Kopf, um die Erinnerung daran loszuwerden. Ich musste mit einem großen, bösen Geist fertigwerden, einem Gladiator. Und meine Zeit damit zu verschwenden, über meine Beziehung zu Bodhi nachzudenken, würde daran nichts ändern. Also konzentrierte ich mich wieder auf den Ludus. Ich wusste jetzt, dass ich einen Weg finden musste, ihn auf die gleiche Art zu sehen,
wie Theocoles es tat, wenn ich ihn finden wollte. Leider hatte ich keine Ahnung, wie diese alten Mauern zu seiner Zeit ausgesehen haben mochten. Ich war schon lange gestorben, bevor in meinem Geschichtsunterricht das Römische Reich auf dem Stundenplan gestanden hatte.
    Ich ging weiter und versuchte, die Umgebung so zu sehen, wie sie einmal gewesen war. Ich manifestierte ein Dach und ersetzte die Unkrautfelder durch trockene Erde – aber das war das Einzige, was mir dazu einfiel. Ich meine, ich muss leider darauf hinweisen, dass ich im 21. Jahrhundert gestorben bin – ich war ein Kind des neuen Milleniums und eindeutig ein Mitglied der Generation, die sich vor allem in Einkaufszentren auskennt. Eine alte Gladiatorenschule nachzubilden war eine Nummer zu groß für mich.
    Ich biss die Zähne zusammen, schob mir meinen fransigen Pony aus dem Gesicht und versuchte es mit aller Kraft noch einmal. Als ich eine kleine Ansammlung von Steinen entdeckte, die im Mondlicht wie Knochen schimmerten, bückte ich mich, um sie mir genauer anzuschauen. Ich ließ meine Finger über die tiefen Sprünge und Risse gleiten, schloss meine Augen und dachte: Was habe ich übersehen? Bitte zeigt es mir – zeigt mir alles, was es hier zu sehen gibt! Und als ich meine Augen wieder öffnete und mich umsah, schnappte ich überrascht nach Luft.
    Das Universum hatte mir meinen Wunsch erfüllt.

    Aber anstatt Theocoles von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen, sah ich mich von Hunderten wütenden, rasenden Gladiatorengeistern umgeben.

DREI
    I ch kauerte auf der Erde, schützte mich mit den Armen und legte meinen Kopf auf die Knie. Ich wollte mich so klein wie möglich machen, um kein Angriffsziel für die zornigen Geister darzustellen. Sie boxten mit ihren Fäusten in die Luft, brüllten und schrien einem unsichtbaren Feind eine Reihe Drohungen entgegen. Ihre Worte erklangen in einer Sprache, die, ähnlich wie sie selbst, bereits vor Jahrhunderten ausgestorben war, aber ihre Botschaft war trotzdem deutlich zu verstehen. Jeder Einzelne von ihnen ging so sehr in seinen Erinnerungen auf, dass er allen anderen gegenüber blind war.
    Als ich eine freie Stelle in der Menge erspähte, sprang ich auf, wurde aber sofort von einem riesigen Geist, der an mir vorbeistampfte, wieder umgestoßen. Der
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