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Riley Das Mädchen im Licht

Riley Das Mädchen im Licht

Titel: Riley Das Mädchen im Licht
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
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dem weißen Hemd und der schmalen schwarzen Krawatte ansah, mit der er so aussah, als wäre er entweder auf dem Weg zu einem Kongress von Computerfreaks oder zu einem Bewerbungsgespräch bei der CIA, war ich mir dessen ganz sicher.
    Und alles, was ich dachte, als ich ihn vor mir stehen sah, war: Großartig! Mein erster Tag in der Mittelstufe, und ich stehe hier allein mit Mr. Loser.
    Und dieser Loser war auch noch tot.
    Damit wurde mein so ziemlich schlimmster Albtraum wahr.
    Leider hatte ich vorübergehend vergessen, dass Gedanken aus Energie bestehen – sie können im Hier von jedem gehört werden. Er drehte sich zu mir um und fragte: »Loser?« Er blaffte mich so an, dass seine Augen weit hervortraten, beinahe gegen seine Brillengläser stießen, und glotzte mich an, als hätte ihn noch nie jemand so genannt, was ich, tut mir leid, eigentlich nicht glauben konnte. »Hast du mich gerade tatsächlich Loser genannt?«, wiederholte er, offensichtlich ernsthaft gekränkt.
    Ich stand einfach nur da, verzog die Lippen und zuckte verlegen die Schultern. Mir war klar, dass ich das nicht mehr zurücknehmen konnte – zumindest nicht auf eine elegante Weise. Also beschloss ich, die Verteidigung nach vorne anzutreten und sagte: »Na ja, wenn du nicht diesen Anzug und die Krawatte tragen würdest und deine Haare nicht so fettig wären, würdest du nicht so … äh …« Ich hielt inne und zögerte, das beleidigende Wort noch einmal zu verwenden, obwohl es eindeutig das Einzige war, das genau auf ihn zutraf.
    »Dann würde ich nicht so trottelig aussehen? Wie ein Loser ? Wie der einzige Einwohner von Trottelhausen?« Er starrte mich an, zog die Augenbrauen zusammen, presste die Lippen aufeinander und glühte in keiner Weise mehr so wie vorher. »Hast du das gemeint?«
    Ich zuckte die Schultern, nicht sicher, wie ich jetzt weitermachen sollte, aber dann sah ich ihm direkt in die Augen und sagte: »Hör zu, ich bin neu hier, und für mich ist das alles noch ziemlich verwirrend. Anscheinend habe ich von der Erdebene ein paar schlechte Angewohnheiten mitgebracht, und ich habe auch noch nicht gelernt, meine Gedanken unter Kontrolle zu haben – falls das überhaupt machbar ist. Die Sache ist die, dass ich keine Ahnung habe, wo ich eigentlich sein sollte. Ich weiß nur, dass ich irgendwo hingehöre. Also, wenn es dir recht ist, dann werde ich jetzt einfach …«
    Ich wollte mich auf den Weg machen und mich an ihm vorbeischieben, aber er baute sich vor mir auf mit seinen dicken Brillengläsern und den fettigen Haaren. Er verschränkte die Arme vor der Brust, neigte den Kopf zur Seite und musterte mich. »Zufälligerweise weiß ich genau, wo du sein solltest. Du musst mir nur folgen.«
    Ich verdrehte die Augen. Das bezweifelte ich stark. Außerdem würde ich auf keinen Fall mit ihm gehen. Er war zu merkwürdig, zu trottelig und ganz offensichtlich beleidigt, weil ich ihn so bezeichnet hatte. Ich wich nicht von der Stelle und sah zu, wie er auf diesen riesigen, auf allen Seiten verglasten Pavillon zusteuerte. Er lief die Stufen in großen Schritten hinauf und ging einfach davon aus, dass ich ihm folgen würde. Und da ich keine andere Wahl hatte, tat ich das schließlich auch, wie ich zu meiner Schande gestehen muss.
    »Hey … äh …« Ich schielte auf seinen Hinterkopf und fragte mich, wie ich ihn ansprechen sollte. Loser war auf jeden Fall ab sofort tabu, das war mir hundertprozentig klar. »Wo sind wir hier?«, fragte ich. Mir graute vor der Peinlichkeit, zu meiner ersten Unterrichtsstunde zu spät zu kommen und dann sofort für den Rest des Schuljahrs als die ahnungslose Neue abgestempelt zu werden. »Im Ernst, wo bringst du mich hin?«, rief ich, starrte auf seinen Rücken und stellte fest, dass er für sein Alter ziemlich groß war. Ich schätzte ihn auf ungefähr vierzehn Jahre, obwohl er sich eher so anzog wie sein eigener Vater.
    Ich folgte ihm um die Ecke und konnte es gerade noch verhindern, mit ihm zusammenzustoßen, als er vor einer großen Rauchglastür stehen blieb. Er öffnete die Tür weit und sagte: »Sie sind alle dort drin und warten auf dich.«
    Ich spähte an ihm vorbei durch den Türspalt und sah, wie er mir ermutigend zunickte. Also steckte ich meinen Kopf in den Raum und schaute mich um. Das große Zimmer war leer, und dort wartete niemand auf mich – oder überhaupt auf irgendjemanden. Nachdem sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten, sah ich eine große Bühne, die teilweise von schweren roten
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