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Riley Das Mädchen im Licht

Riley Das Mädchen im Licht

Titel: Riley Das Mädchen im Licht
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
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Ich konnte dieses Gefühl nicht richtig einordnen, und mir fiel kein guter Grund ein, warum ich es überhaupt hatte. Ich wusste nur, dass mir irgendetwas bevorstand.
    Irgendetwas Entscheidendes.
    Jetzt, wenn ich daran zurückdenke, scheint alles offensichtlich gewesen zu sein, aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich nicht die geringste Ahnung, was auf mich zukam.
    Nach allem, was ich damals wusste, kam es mir nicht in den Sinn, dass so etwas tatsächlich geschehen könnte.
    »Wir sind Mitglieder der Ratsversammlung«, sagte Aurora, als würde mir das weiterhelfen, und nahm lächelnd zwischen den anderen Platz. »Du weißt doch, was das ist, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf und biss mir kräftig auf die Unterlippe, unfähig, etwas zu erwidern. Eigentlich konnte ich nicht einmal denken. Ich konnte gar nichts tun, außer dort zu stehen und sie anzustarren. Mein Blick irrte durch den Raum. Ich sah mich noch einmal gründlich um, und mein Magen krampfte sich zusammen, als mir plötzlich klar wurde, wofür die Bühne gedacht war.
    Warum sie ganz leer war.
    Worum es hier wirklich ging.
    »Bleib ganz ruhig«, sagte der heiße Typ, von dem ich glaubte, dass er Royce hieß. Ich war jetzt allerdings so verängstigt, dass ich mir nicht mehr sicher war.
    »Es besteht kein Grund zur Sorge. Du bist hier in Sicherheit. Wir beißen nicht«, erklärte Samson, und aus einem mir unerklärlichen Grund brachen alle in Gelächter aus.
    Na ja, alle außer mir.
    Nichts lag mir im Augenblick ferner, als zu lachen. Eigentlich war ich nur damit beschäftigt, mich nach einem Fluchtweg umzuschauen. Dieses schreckliche, bange Gefühl, das ich empfand, seit ich eine ungefähre Vorstellung davon hatte, was die unmittelbare Zukunft mir bringen würde, überwältigte mich total.
    Und trotzdem war dieser harte Knoten in meinem Magen, der von meiner Angst herrührte, nichts im Vergleich zu der Wut, die allmählich in mir hochkochte. Das überwältigende Gefühl, dass man mich reingelegt hatte.
    Mich überrumpelt hatte.
    Mir auf eine sehr unfaire Art eine Falle gestellt hatte.
    Ich dachte daran, wie meine Eltern mich kurz zuvor zum Abschied umarmt und geflötet hatten: »Wir wünschen dir einen schönen Tag!«, als würde alles völlig normal ablaufen.
    Als würde ich nicht in einen Hinterhalt gelockt und hiermit konfrontiert werden.
    Keine Warnung. Kein Hinweis irgendeiner Art. Sie hatten mich einfach in die Höhle des Löwen laufen lassen, ohne Munition, ohne Verteidigungsmittel, ohne Ratschläge, wie ich das überleben sollte.
    Ich ließ den Blick über die Gruppe wandern und schüttelte seufzend den Kopf.
    Das war es.
    Das war das Jüngste Gericht.
    Nun hieß es: Ich gegen sie, und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte.
    Es überraschte mich kein bisschen, als ich mich plötzlich in der Mitte der Bühne befand, obwohl ich mich nicht aus eigenem Willen dorthin begeben hatte.
    Ich war vor Entsetzen wie gelähmt, als sie sich alle auf ihren Stühlen nach vorne beugten und darauf warteten, dass die Show begann, während hinter mir der Vorhang aufging.

 
    SIEBEN
     
    C laude, der bärtige Typ, erhob sich von seinem Stuhl, ging zu dem riesigen Bücherregal an der gegenüberliegenden Wand, das ich in meiner anfänglichen Nervosität gar nicht gesehen hatte, zog ein schmales Buch heraus und blätterte beiläufig darin. Er gab einige schnalzende Laute von sich und fuhr sich dabei mit der Zunge über die Innenseite seiner Wange, bis er schließlich das Buch zuschlug, es auf seinen Platz in dem Regal zurückstellte und wieder zu seinem Stuhl ging.
    »Nun, da hat wohl jemand ein sehr interessantes Leben geführt«, meinte er und zupfte seine Robe über seinen übergeschlagenen Beinen zurecht, während er mich ansah. »Warum erzählst du uns nicht ein wenig darüber?«
    Ich starrte ihn mit diesem Ausdruck an, bei dem einem die Augen hervorquellen und die Kinnlade herunterfällt. Dann warf ich ihm meine beste Version des »Du-bist-wohl-übergeschnappt-Blicks« zu. Ich war sicher, dass er sich einen Scherz mit mir erlaubte, obwohl mir das Glitzern in seinen Augen verriet, dass er alles andere als das im Sinn hatte.
    Sie warteten. Alle. Geduldig. Sie waren gespannt darauf, die extrem kurze Geschichte der zwölf Jahre meines Lebens zu hören, das im Handumdrehen vorbei gewesen war.
    Ehrlich gesagt, je länger sie dort so saßen und darauf warteten, dass ich endlich anfing, umso ungehaltener wurde ich, bis der Zorn in mir so weit nach oben kochte, dass das Fass
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