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Riley Das Mädchen im Licht

Riley Das Mädchen im Licht

Titel: Riley Das Mädchen im Licht
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
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genießen könnte.

 
    DREI
     
    A ls ich an diesem Morgen aufwachte – oh, das ist noch so eine Sache -, ihr habt wahrscheinlich gedacht, ich müsse nicht schlafen, richtig? Tja, das habe ich zuerst auch geglaubt. Aber wie mir meine Eltern erklärten, sind wir in gewisser Weise lebendiger als je zuvor und bestehen aus Energie in Reinform. Und nach einem langen Tag des Schaffens und Manifestierens und nach allem, was die Leute im Hier gerne tun, brauchen wir eine kleine Auszeit, um wieder Energie zu tanken, ein kleines Schläfchen, um uns auszuruhen, uns zu erholen und uns zu regenerieren – und auch das unterscheidet sich nicht vom Leben auf der Erdebene.
    Wie auch immer, als ich heute Morgen aufgewacht bin, hat Buttercup mit dem Schwanz gewedelt und mir das Gesicht abgeleckt. Obwohl das eine nette Art ist, geweckt zu werden, habe ich ihn weggeschubst, mir die Decke über den Kopf gezogen, mich herumgerollt und ihm den Rücken zugekehrt. Ich kniff die Augenlider so fest zusammen, wie ich nur konnte, und versuchte, wieder in meinen Traum zurückzufinden, während Buttercup unablässig winselte und mich mit seinen Pfoten anstupste.
    Und gerade, als ich ihn zum wiederholten Male wegschubsen wollte, begriff ich es.
    Buttercup war meinetwegen so aufgeregt.
    Alle waren meinetwegen aufgeregt.
    Von dem Augenblick an, in dem ich ins Hier gelangt war, hatte ich meine Zeit hauptsächlich damit verbracht, mich an mein neues Leben zu gewöhnen und mich wieder mit meiner Familie vertraut zu machen. Und in erster Linie hatte ich mich darum bemüht, zu lernen, wie man an diesem Ort alles regelte. Jetzt, da ich mich eingewöhnt hatte, war es Zeit für meinen ersten Tag in der Schule (ja, wir müssen im Hier zur Schule gehen – wir hängen nicht nur den ganzen Tag auf einer Wolke herum und spielen Harfe), und da sich jeder meinetwegen in freudiger Aufregung befand, blieb mir nichts anderes übrig, als mich ebenfalls so zu verhalten.
    Also musste ich freudig aufgeregt aus dem Bett springen, mich zurechtmachen und ein paar coole Klamotten manifestieren, damit ich zu einem Ort aufbrechen konnte, wo ich, so wie zumindest meine Eltern es sahen, »neue Freunde treffen würde, einige neue Dinge lernen würde und im Handumdrehen genau da würde weitermachen können, wo ich zu Hause aufgehört hatte.«
    Und egal, wie groß meine Zweifel daran waren und wie sehr ich alles darauf wetten würde, dass sich das nicht mal im Entferntesten bewahrheiten würde, lächelte ich einfach und machte das Spielchen mit. Ich wollte sie glauben lassen, dass ich mich genauso auf diesen Moment freute, wie sie es taten.
    Ich wollte sie nicht wissen lassen, wie sehr ich mein altes Leben in meinem früheren Zuhause vermisste. Ich vermisste es so sehr, dass ich einen ständigen Schmerz in der Magengegend verspürte. Und ich war verdammt sicher, dass diese Schule niemals mit der konkurrieren konnte, die ich zurückgelassen hatte – auch wenn sie mir noch so oft erzählten, wie cool es dort sei.
    Nachdem ich mir mit Mom and Dad ein kleines Frühstück gegönnt hatte (und, nein, wir müssen eigentlich nichts mehr essen, aber würdet ihr auf den Geschmack von leckerem Müsli mit Marshmallows verzichten, wenn ihr nicht müsstet?), machte ich mich auf den Weg. Zuerst hatte ich mir eine typische Schuluniform angezogen, weil ich schon immer in eine Privatschule hatte gehen wollen, wo man so etwas anziehen musste: weiße Bluse, karierter Rock, blauer Blazer, weiße Socken und coole Schuhe. Doch auf halbem Weg änderte ich meine Meinung und tauschte die Schuluniform gegen Röhrenjeans, Ballerinas und eine weiche, flauschige blaue Strickjacke, unter der ich ein weißes Top mit dem Schriftzug meiner Lieblingsband trug.
    Ehrlich, etwas zu manifestieren ist tatsächlich so einfach – oder zumindest ist es das im Hier. Du denkst einfach an etwas, was du haben willst, egal, worum es sich handelt, stellst es dir ganz genau vor – et voilà – schon gehört es dir!
    Jedenfalls wechselte ich auf dem Weg zur Schule immer zwischen den beiden Outfits hin und her, und her und hin. Mal war ich wie eine Internatsschülerin angezogen, mal wie eine sehr modebewusste Zwölfjährige. Ich beschloss, bei dem Ensemble zu bleiben, das ich gerade tragen würde, wenn ich den Campus erreichte. Und ich wusste, dass ich es immer noch im Handumdrehen ändern konnte, sollte es die falsche Wahl sein.
    Aber dann, irgendwo, an irgendeiner Stelle des Wegs, sah ich ihn.
    Den Aussichtsraum.
    Den Ort,
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