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Riesling zum Abschied

Riesling zum Abschied

Titel: Riesling zum Abschied
Autoren: P Grote
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Mobiltelefon?«
    »Ich habe nicht danach gefragt, ehrlich gesagt habe ich es vergessen«, sagte er unwillig. »Außerdem war ich froh, als das Gespräch vorüber war. Der Kommissar ist direkt auf |19| mich losgegangen, so als zweifelte er an allem, was ich sagte, so von oben herab, weißt du?«
    Manuel war am Ende seiner Kräfte. Seine Freundin war tot, ermordet. Es war für Thomas schwer zu begreifen, wie viel Alexandra Manuel bedeutet hatte. Sie war zwar nicht seine erste Freundin gewesen, aber die erste, von der er meinte, geliebt zu werden. Er verkniff sich weitere Fragen und ging zu dem Bord neben dem Piano, wo der Flaschenkühler stand. Der Rest in der grünen Flasche reichte kaum, um ein Glas zu füllen.
    »Ich hole eine neue«, sagte Manuel entschuldigend und stand auf. »Ich habe zu viel getrunken. Mit den Noten hat es heute nicht so geklappt. Die wollten nicht in meiner Art gespielt werden.« Er grinste verlegen. »Aber ich habe die ganze Scheiße für eine Weile vergessen. Wenn Regine kommt, trinkt sie vielleicht noch ein Gläschen mit, oder?«
    »Wo ist sie eigentlich?« Thomas blickte auf die Uhr. Es war Viertel vor eins. »Sonst   ...«
    In diesem Moment hörten sie Schlüssel klimpern. Leise, als wolle sie niemanden wecken, trat ihre kleine Mitbewohnerin in den erleuchteten Flur. Sie hatte offenbar nicht erwartet, ihre beiden Wohnis, wie sie ihre Mitbewohner nannte, noch munter anzutreffen. Um acht Uhr begann die Vorlesung zur Agrarmeteorologie, die sie alle gemeinsam belegt hatten.
    »Noch Lust auf einen kleinen Schlaftrunk?«
    Regine nickte begeistert, obwohl sie todmüde zu sein schien. »Ich habe den ganzen Abend über keinen Tropfen angerührt, obwohl Thorsten mich   ...«, erschrocken hielt sie inne, und ihre Wangen überzogen sich mit einem feinen Rot. Thomas und Manuel kapierten es sofort: War der Fall eingetreten, den Regine für die Zeit ihres Studiums immer weit von sich gewiesen hatte? Den Annäherungsversuchen ihrer Kommilitonen wich sie stets mit Bravour aus, hatte auch die gut gemeinten immer mit einem coolen Spruch |20| beendet, darin war sie klasse. Und nun tauchte ein Thorsten auf? In jeder anderen Situation hätten Thomas und Manuel sie nach ihrer neuen Bekanntschaft gelöchert, aber nach einem Seitenblick auf Manuel, dem sein kläglicher Gemütszustand ins Gesicht geschrieben war, hielt Thomas sich zurück.
    »Gibt’s irgendwas Neues?«, fragte sie vorsichtig. »Wisst ihr inzwischen mehr?« Es war klar, worauf sich ihre Frage bezog.
    Manuel überließ Thomas die Antwort. Er ging in die Küche, sie hörten, wie er den Kühlschrank öffnete und wieder schloss und laut in der Schublade mit dem Besteck herumkramte.
    »Der Korkenzieher ist in der mit dem Kleinkram«, sagte Regine, die ihm mit Thomas gefolgt war.
    Manuel starrte auf den Korkenzieher in seiner Hand und dann auf den Schraubverschluss der Flasche. »Es gibt keine neuen Erkenntnisse.« Mit einem Knacken brach der Schraubverschluss, ein langweiliges Geräusch im Vergleich zum Herausrutschen eines Korkens. »Jedenfalls hat die Polizei nichts in der Richtung verlauten lassen. Ach – nur dass in ihrer Küche eine angebrochene Flasche Riesling stand – und zwei sauber abgewaschene und abgetrocknete Gläser, nicht ein Fingerabdruck war drauf. Da hat sich jemand Mühe gegeben, seine Spuren zu beseitigen.«
    »Würdest du dich als Mörder anders verhalten?«
    Manuel überging Thomas’ Einwand.
    »Ein Riesling zum Abschied   – Weingut Altensteineck?« Regine schüttelte den Kopf. »Ganz ordentlich, aber nichts Besonderes. Wundert mich, dass Alexandra so was getrunken hat.«
    Mit einem Glas in der Hand setzte sich Regine an den Küchentisch und hielt es Manuel am ausgestreckten Arm hin. »Ich bin sicher, dass man den Mörder bald fasst. Man traut sich nachts ja gar nicht mehr auf die Straße.«
    |21| »Woher weißt du, dass es ein Mann war?«, fragte Thomas und steckte seine Nase ins volle Glas.
    »Ist doch logisch. Eine Frau schlägt nicht zu. Eine Frau mordet anders.«
    »Als wir neulich die Pfähle in der Neuanpflanzung gesetzt haben, hast du dich mit voller Kraft reingehängt, nicht anders als ein Mann. Wenn es eine Winzerin war, eine angehende zumindest?« Wer ihm dabei kurz in den Sinn gekommen war, ließ sich Thomas nicht anmerken.
    »Übrigens   ...« Thomas wurde gewahr, dass Manuel längst nicht genügend Abstand hatte, um darüber zu reden, deshalb wechselte er das Thema. »Ich wollte fragen, Regine, ob du am
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