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Riders

Riders

Titel: Riders
Autoren: Eden Bell
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sucht, dann benutzt er vielleicht auch die richtig ausgefallenen oder geilen Attraktionen im Park hier. Wir werden ihn kaum bei einer Schießbude antreffen. Wisst ihr, was ich meine?“
      Ich nickte. „Schon klar. Aber wir wissen ja nicht einmal, ob er noch mal im Prater auftaucht. Schließlich hat er einen Mord begangen …“
      „Schon, aber der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Vielleicht ist er unvorsichtig und sucht sich einen anderen Jungen aus, den er mit nachhause nehmen kann“, meinte Andi.
      „Stattet mich mit einem Sender aus und lasst mich einen Freier suchen. Ist gut möglich, dass wir Glück haben und den Mistkerl erwischen!“, schlug Patrick vor.
      Das Mittagessen nahmen wir beim McDonalds ein und um zwei trafen wir uns mit Haslinger auf der Kaiserwiese beim Riesenrad. Er verpasste Patrick ein Mikrofon und gab uns für diese Mission seinen Segen.
      Agent 75 und der Stricher stürzten sich auf die so genannten „Thrill Rides“, während ich mich in ruhigeren Gefilden aufhielt. Für einen Freitag im Spätsommer war relativ wenig los. Keine langen Schlangen vor dem Blue Planet, in dem ich mich bis 17 Uhr aufhielt. Dies war ein riesiges Haus mit Dinosaurierpräsentationen und -attraktionen. Ich fuhr auch ein paar Runden mit dem berühmten Donau-Jump, aber außer kreischenden Kindern und kreidebleichen Eltern konnte ich nicht viel entdecken.
      Die Sehnsucht nach einer wilden Autodromfahrt wurde immer größer und ich griff zum Handy, um Andis Privatnummer zu wählen.
      „Ja?“
      „Hi, Andi! Du, haben wir uns nicht eine Zigarettenpause verdient? Treffen wir uns in zehn M inuten beim Autodrom?“
      „Gute Idee. Ich werd‘ da sein!“
      Wie besprochen trafen wir uns wenige Augenblicke später in trauter Zweisamkeit. Auch wenn viele Kinder und Junggebliebene anwesend waren, so vergaßen wir für einige Zeit alles um uns herum. Ehrlich gesagt sogar unsere Arbeit. Wir setzten uns in einen roten Flitzer und stellten uns vor, es sei ein Ferrari. Andi saß natürlich am Steuer, während ich mich am Beifahrersitz auf eine actionreiche „Autofahrt“ freute.
      Andi machte unserem Ruf als Riders alle Ehre. Ich fühlte mich trotz der vielen Zusammenstöße sehr wohl und genoss die Berührungen, die wir austauschten. Sein Gesicht glühte, weil es zu viele Sonnenstrahlen abgekriegt hatte. In einem flüchtigen Moment suchte ich seine Lippen und gab ihm einen schnellen, aber schönen Kuss. Er schmeckte nach gebratenen Mandeln. Ich fühlte sein Piercing und mein Kopf schnellte nach links und nach rechts, weil uns ein anderes Auto gerammt hatte. Wir lachten wie verrückt und rächten uns an den Attentätern.
      Nach einer weiteren Runde hatte ich etwas Bauchweh und wir stiegen aus.
      „Wo ist eigentlich Patrick?“
      Andi wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Der wartet vor dem Riesenrad auf uns.“
      Bevor wir unsere Nachtschicht begannen wollten wir noch gemeinsam eine Kleinigkeit trinken. Patrick lächelte. „Ich hätte Lust auf ein Bier.“
      „Ich ehrlich gesagt auch“, erwiderte Andi und stand auf, um zum nächsten Imbissstand zu gehen.
      „Bring mir auch eines mit! Danke!“, sagte ich.
      Obwohl es schon dunkel wurde stellten wir uns unter einen Sonnenschirm und beobachteten die Besucher.
      „Jago hat es nicht verdient, so zu sterben“, erzählte der junge Stricher.
      „Niemand hat es verdient, so zu sterben.“ Traurig schaute ich auf die Lichterketten rund um die Kaiserwiese.
      „Ich meine, Jago war kein schlechter Mensch. Er ist mit 15 von zuhause weggelaufen und hatte als Regalschlichter in einem Supermarkt sogar einen ganz normalen Job. Aber als er den verloren hat, ging’s bergab und er lernte Männer kennen, die viel älter waren als er. Sie haben ihm viel Geld gegeben und ihm war es egal, was er alles für sie tun musste. Weißt du, er stand da einfach drüber. Das tu ich ja auch. Einmal, da hat er mir ganz schön aus der Patsche geholfen. Ich hab in so einem Spielcasino mein ganzes Erspartes verloren und wäre Jago nicht gewesen, hätte ich es nie geschafft.“
      „Warum habt ihr keinen Zuhälter?“
      „Jago war schon immer selbstständig und ich auch. Wien ist eine Stadt, in der man niemanden braucht, der einen sagt, wer eine Begleitung für heut Nacht braucht. Hier sucht jeder jemanden.“
      Andi kehrte mit drei Flaschen Gösser Bier zurück. Es war eiskalt. Es tat gut, das bittere Getränk auf der Kehle zu spüren.
      „Alkohol
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