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Riders

Riders

Titel: Riders
Autoren: Eden Bell
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Hotelzimmer nimmst.“
      Ich stand auf und wischte mir den Schweiß von der Stirn. „Nichts lieber als das, aber du siehst, wir müssen diesen Mordfall so schnell wie möglich aufklären. Da bleibt keine Zeit für Spaß.“
      Paul meldete sich und ich verabschiedete mich von David. „Ich bin jetzt wieder da. Wo braucht ihr mich?“
      „Leute, hört mal, ich hab eine Spur! Wir treffen uns beim Riesenrad!“ Andi funkte dazwischen. Ich machte mich sofort auf den Weg.
       Fast gleichzeitig begegneten wir einander im Schatten der beliebten Attraktion. So unauffällig wie nur möglich erstattete Andi uns Bericht. „Patrick ist ein Kumpel von Jago. Er hat mir von einem Mann um die 50 erzählt, der seit ein paar Tagen ein gut zahlender Kunde des Opfers war. Angeblich hat Jago damit geprahlt, mehr Geld als sonst zu verdienen. Patrick meint jedoch, dass Jago sich seltsam verhalten hat. Er sitzt jetzt bei Hasli und die zwei fertigen ein Phantombild an.“
      „Wo hatte das Opfer mit seinem Kunden Sex?“, fragte ich.
      „Das wissen wir nicht, weil Jago es seinem Kumpel nicht erzählt hat. Ich vermute, dass eine Überdosis Poppers den Jungen außer Kraft gesetzt hat. Das würde erklären, warum sein Blut sauber war. Über ein mögliches Motiv weiß ich noch nichts.“
      Paul schaute uns sehr ernst an. „Ist doch gut möglich, dass es einfach ein Irrer ist, dem Sex a lleine nicht genügt. Er als alter Sack kauft sich die jungen Burschen und demonstriert mit so einem Mord seine Macht. Da muss gar kein tief greifender Grund dahinter stehen.“
      Andi nickte. „Das ist es ja, was mich so beunruhigt.“
      Im Headset knisterte es. Hasli meldete sich zu Wort. „Das Lotus ist ein Szenelokal für Schwule. Ich will Agent 57 dort haben. Agent 75 und der Neue bleiben im Prater. Dienstschluss ist Mitternacht. Ihr braucht etwas Schlaf. Morgen geht’s frisch und munter weiter. Und, Leute, kommt bloß nicht auf blöde Gedanken!“
      Die Sonne ging langsam unter. Wir wussten, dass ein schweres Stück Arbeit vor uns lag. Andi aktivierte seinen MP3-Player und zog sich mit dem linken Kopfhörer das aktuelle Album von Slipknot rein. Das andere Ohr war einzig und allein darauf trainiert, alle Geräusche aus der U mwelt aufzunehmen und mit den Kollegen in Verbindung zu bleiben. Paul machte eine unbeholfene Bemerkung über die Band, Andi ignorierte ihn einfach.
      Ich ging zum Ausgang und kaufte mir vorher noch einen zu fettigen Hamburger. Ich musste das Lotus nicht suchen, weil ich es natürlich kannte. Als Homosexueller in Wien war dieses Lokal einfach Pflichtprogramm. Da es noch zu früh für Sex, Drugs und Rock’n’roll war, schaute ich mir die Gegend rund um die Rohrmühlgasse an. Ich wollte ein paar Jungs ansprechen, doch die meisten von ihnen sprachen nicht einmal ansatzweise Deutsch. Türkische Stricher gab es hier wie Sand am Meer, die einen mager und unnahbar, die anderen gezeichnet schön wie aus dem letzten Disneyfilm. Aber eines hatten sie gemeinsam. Sie waren alle sehr jung.
      Als es um zehn losging stürzte ich mich ins Vergnügen. Halb Wien war hier und zwischen zehn und vier Uhr morgens gab es keine Heteros, sondern nur Schwule. Was für eine verrückte Welt! Ich bestellte schwarzen Kaffee und der Kellner mit dem knackigen Po strafte mich mit bösen Blicken, denn dies ist ja schließlich kein Coffeeshop! Da ich keinen Alkohol zu mir nehmen wol lte entschied ich mich für Wasser. Die laute Musik bereitete mir in der ersten Stunde Kopfschmerzen. Ein Abstecher in den Dark Room war meine Rettung. Das Stöhnen der Jungs und Männer machte mich geil, aber nicht weniger aufmerksam. Ich hatte das Phantombild mittlerweile auf mein Handy übertragen bekommen und versuchte im fast komplett finsteren Raum Gesichter auszumachen. Der Mann, den wir suchten war ein breitgesichtiger, schrumpeliger Typ mit düsteren Augen, wenig Haar, einer Knollennase und schmalen Lippen. Sein Hals schien kurz zu sein. Auffällig waren noch die buschigen Augenbrauen und die langen, spärlich gesäten Bartstoppeln.
      Es war ein Gesicht, das man vielleicht nicht mehr vergessen konnte, aber die Lichtverhältnisse waren furchtbar und ich sah so viele Paare, die Sex hatten und wo der eine jung und der andere alt war. Es klingt komisch, aber ich musste an den Song „Paradise“ von Richard Ashcroft de nken. Und ich vermisste Andi.
      Die Müdigkeit wurde unbesiegbar. Ich zählte zuerst die Stunden, dann die Minuten. Ich wollte einfach
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