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Riders

Riders

Titel: Riders
Autoren: Eden Bell
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wartete auf ein göttliches Zeichen und auf die Bratwurst, die ich mir gerade bestellt hatte. Der Gastwirt hatte einen Schnauzbart und schaute grantig drein. Ich verzehrte meine Jause, wä hrend die Luft immer heißer wurde. Bei der Wildalpenbahn, einer Achterbahn mit Wasser und Booten, standen einige Familien und warteten. Gegenüber konnte man beim Preisschießen mitmachen. Keiner der Besucher erschien auch nur im Geringsten verdächtig oder interessant. Man sah Touristen aus Deutschland und Ungarn, Kinder, treu sorgende Familienväter und Mütter, die ganz brav ihre Geldbörse festhielten und Securityleute, die für Recht und Ordnung sorgten. Ich kam mir ehrlich gesagt überflüssig vor.
      „Tut dein Piercing noch weh?“ Andis krächzende Stimme ließ mich kurz hochschrecken. Der Kopfhörer war zu laut eingestellt.
      „Nein, es juckt nur noch ein bisschen.“ Ich kratzte mich kurz an der rechten Augenbraue, wo vor zwei Tagen mein neuestes Piercing, ein silberner Ring, gestochen wurde. Ich war sehr stolz darauf. Andi hat die wunde Stelle lange geküsst, nachdem er mich ins Piercingstudio begleitet hatte.
      „Schon irgendwas entdeckt?“ Er stellte die Frage, obwohl die Antwort klar auf der Hand lag.
      „Nein, nichts.“
      „Agent 57 bitte melden!“ Eine fremde Stimme mischte sich in unsere Frequenz. Wir hatten zwar keine sichere Leitung, wie die abhörsicheren Kanäle unserer Funkverbindungen genannt wurden, aber es war doch seltsam, dass jemand meine Agentennummer verwendete.
      „Ich höre Sie laut und deutlich. Was kann ich tun?“ Ich warf den Pappteller in einen Mistkübel und entfernte mich von der Menschenmenge.
      „Ich bitte um ein Treffen beim McDonalds im Wiener Prater.“
      Ich war mehr verwirrt denn je. Ich konnte die Stimme nicht zuordnen. „Wer spricht bitte?“
      „Ich bin der neue Agent. Haslinger hat mich angefordert. Ich bin autorisiert mit Ihnen zu k ooperieren.“
      Ich wollte schon protestieren, aber Andi fiel mir ins Wort. „Luk, geh zum Treffpunkt. Ich so ndiere jetzt das Gebiet beim Riesenrad. Gebt mir später einen Lagebericht durch.“
      Ich nickte. „Alles klar. Over und out.“ Schnellen Schrittes ging ich zum Fast Food Restaurant und traf dort auf ein 20jähriges Bürschchen, das gerade seine Lehrzeit beendet hatte. Wir bestel lten uns Cola und Vanilleeis und ich verlangte von ihm eine kurze Erklärung.
      „Okay, mein Name ist Paul Mairold. Ich bin noch in der Ausbildung, muss aber praktische E rfahrungen sammeln.“
      Er sah tatsächlich wie ein Paul aus. Blondes, gelocktes Haar, unscheinbares Auftreten, Adlera ugen und einen durchtrainierten Fußballerkörper. Er war süß, keine Frage.
      „Aber wieso ist dein Praktikum ein Mordfall? Das ist doch – ohne dich persönlich angreifen zu wollen – übertrieben, oder?“ Ich bereute diese Frage sofort. Sein Blick sagte mir alles.
      „Oh, ich verstehe. Man nennt dieses Syndrom auch Vitamin B.“ Ich musste einfach schmunzeln.
      „Hey, ich werd mir Mühe geben, versprochen. Meine Mutter ist die Schwester des Direktors. Ich wollte nie bevorzugt werden, aber du kennst meine Mom nicht. Ich will das hier nicht ve rmasseln.“ Paul zeigte mir seinen Dienstausweis und ich hielt kurz mit Haslinger Rücksprache. Herr Mairold trug einen maßgeschneiderten Anzug und fiel dementsprechend auf. Dagegen mussten wir einfach was unternehmen.
      „Hey, hör zu, ich arbeite meistens und gerne mit meinem Partner Andreas zusammen. Aber ich habe nichts dagegen, dass du uns unterstützt. Denn wenn wir ehrlich sind, wir stehen ganz am Anfang mit unseren Ermittlungen. Wir haben gar nichts. Aber dein Outfit ist unpassend. Wir müssen Stricher kennen lernen und an die Front gehen. Alles andere wäre sinnlos.“
      Paul erhob die linke Hand. Seine Augen zuckten nervös. „Äh, versteh mich nicht falsch, aber ich bin nicht schwul.“
      „Das hab ich auch nicht gesagt. Trotzdem wirst du dich heute unters Schwulenvolk mischen. Und wenn wir in eine Schwulendisco gehen, wirst du auch dort sein. Alles klar? Das ist unsere Arbeit. Und glaube mir, es ist nicht ansteckend.“
      Wir lachten beide.
      „Hast du eine Möglichkeit dich umzuziehen?“ Ich deutete auf seine Krawatte.
      Mein neuer Partner schüttelte den Kopf. „Nein, sorry. Bin erst heute angekommen und hab eigentlich nur Dienstanzüge dabei.“
      „Kein Problem. Fahr zum Hotel Prinz Heinrich, geh auf unser Zimmer und schnapp dir den schwarzen
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