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Riders

Riders

Titel: Riders
Autoren: Eden Bell
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beteiligen. Damit hat er sich vor allem in Slowenien Feinde gemacht. Unsere Nachbarn sind schließlich Stammkunden in den Casinos Velden und Graz. Wir konnten eine Nachricht abfangen, die Informationen über den heutigen Anschlag enthält. Es ist eine slowenische Terrororganisation. Wir arbeiten mit der Polizei zusammen. Herr Stroll wird im Schloss Schönbrunn auf den bulgarischen Außenminister treffen. Wir wissen nur, dass Stroll im Fadenkreuz stehen wird. Eine öffentliche Veranstaltung ist in diesem Fall lebensgefährlich. Wir erwarten Ihren Einsatz sofort.“
      Ich versuchte alles zu speichern. „Wie spät ist es?“, fragte ich und zog mich gleichzeitig an.
      Andi grinste. „Höchste Zeit um dir einen runterzuholen!“ Er deutete dabei auf die Beule in meiner Hose.
      „Kurz vor zwölf Uhr. Holen Sie Ihre Waffen im Sicheren Haus ab. Es ist wichtig, dass Sie um 14 Uhr im Schloss Schönbrunn sind.“
      Mein Partner schnallte sich den Gürtel um. „Keine Sorge, ich werde fahren“, sagte Andi laut genug, damit Haslinger es hören konnte.
      Ich beendete das Gespräch.
      In den nächsten Minuten checkten wir aus. Auf dem Hotelparkplatz stand der schneidige Seat Leon. Ohne lange herumzudiskutieren setzte sich Andi hinters Steuer und ich war wieder mal der freiwillige Beifahrer.
      „Wir müssen uns beeilen“, waren Andis Worte, als er sich die Sonnenbrille aufsetzte, den CD-Player einschaltete und das Auto geschickt aus der Einfahrt lenkte. Er ließ die Reifen nicht quie tschen und fuhr stilvoll und schnell. Wir wollten zwar nie auffallen, doch den Rekord für Strafzettel hielt ganz eindeutig Agent 75.
      Wir waren mit unseren 24 Jahren die jüngsten Agenten bei ASD. Wir hatten während der Au sbildungszeit durch unsere hervorragende Zusammenarbeit auf uns aufmerksam gemacht. Wenn es brenzlig wurde, wählte man gern unsere Nummer. Wir waren jung, wir waren cool und verdammt gefährlich.
      Andi blieb Ecke Heinrichstrasse / Goethestrasse stehen. „Du holst die Schnitzelsemmeln, ich besorg die Waffen.“
      Der Befehl war eindeutig. Während mein Partner das Sichere Haus aufsuchte, welches sich in einem Hinterhof befand und eine Art Waffenlager und Zufluchtsort war, ging ich ins Gasthaus zu den „Vier Silbernen Ringen“ und holte zwei Riesenschnitzelsemmeln. Auch Agenten müssen mal was essen. Innerhalb von fünf Minuten waren wir beide wieder beim Auto. Die Zeit rannte. Wir mussten noch durch die ganze Stadt, dann auf die Autobahn, dann mit Vollgas zum Schloss Schönbrunn; sagen wir mal – wir standen definitiv unter Druck.
      Anstatt gleich loszufahren blieb Andi ruhig sitzen und verdrückte genüsslich die Kalorienbombe mit viel zu viel Ketchup. Ich machte mir eigentlich keine Gedanken darüber, ob wir rechtzeitig in Wien sein würden. Das war Andis Angelegenheit und er hatte noch nie versagt.
      Im Mördertempo fegten wir durch Graz, wurden zwei Mal geblitzt und fanden uns mit dem Green-Day-Song „Longview“ auf der Autobahn wieder.
      Es war selbst für einen Julitag viel zu heiß. Ich dankte Gott alle paar Sekunden für die Erfi ndung einer Klimaanlage, obwohl ich wusste, dass der Allmächtige keinen großen Einfluss auf solch neumoderne Erfindungen hat.
       Auch wenn der Seat Leon ein Dienstwagen war, so hatte mein Partner viel Zeit und Geld in die Musikanlage investiert, finanziert durch private Mittel. Ich genoss es, vom sanften Vibrieren des Basses gestreichelt zu werden. Andi fuhr so sicher wie ein Kondom. Ich fühlte mich in seiner Gegenwart, ob nun im Auto, im Einsatz oder beim McDonalds vollkommen behütet. Er ve rstand es, ein Freund zu sein. Und dafür liebte ich ihn. Was für ein komisches Gefühl; ja, ich liebte ihn. Ich versuchte mich an die gemeinsame Nacht zu erinnern, die wir zweifelsohne hinter uns hatten. Ich fühlte eine nicht definierbare Wärme, ein mildes Schauern, ein neugieriges Lächeln. Ich wollte nicht an die Arbeit denken, obwohl ich meinen Job liebte. Ich genoss es einfach mit 180 km/h dahin zu gleiten, mit Andi an meiner Seite.
      Der Stau begann in Wiener Neustadt. Ich wunderte mich, dass er diese Abfahrt nahm. Ich stel lte seine Handlungen nie in Frage, deshalb schwieg ich.
      Wir hörten uns mittlerweile das neue Album von Simple Plan an und näherten uns im Schn eckentempo dem Stadtgebiet. Andi schien nur auf eine günstige Gelegenheit zu warten, um in eine andere Richtung oder Gasse abzubiegen. Ich wusste, dass er ein wandelndes GPS-System war.
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