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Richtig verbunden

Richtig verbunden

Titel: Richtig verbunden
Autoren: Alison Grey
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keine Frau überreden, mit mir zu kommen. Was weiß ich, wie oft sie mit anderen Frauen mitgeht.«
    Diese ganze Sache wurde immer merkwürdiger. Bei ihr konnte Linda das doch auch nicht wissen. »Redest du von sexuell übertragbaren Krankheiten?«
    »Nein, aber jetzt, wo du es erwähnst: Hast du welche?«
    »Nein. Du?«
    »Sehr witzig, Christina.«
    »Oh, entschuldige. Hatte ich vergessen.«
    »Machst du es?«
    Lange Stille.
    Achttausend Euro. Achttausend! Die Heizkostennachzahlung könnte endlich erledigt werden, die Miete wäre für die nächsten Monate gedeckt und ein Notebook wäre auch noch drin. Ha, ich könnte sogar in den Sommerferien wegfahren und hätte dann immer noch Geld für Notfälle. »Wir sprechen über ganz normalen Sex? Kein Fetisch oder … sonst was?«
    »Ein ganz harmloses erstes Mal und vielleicht ein zweites oder drittes Mal. Je nachdem wie‘s läuft.«
    Christinas Herz raste. »Okay.«
    »Wirklich?«
    »Ja.« Ihre Stimme zitterte. Ich kann‘s nicht fassen. Ich werde …
    »Gut.« Linda räusperte sich. »Hier sind die Bedingungen: Wir werden einen kompletten Gesundheitscheck machen lassen. Alle sexuell übertragbaren Krankheiten. Ich zahle. Ich mache den Mist auch, damit du sehen kannst, dass ich ebenfalls nichts habe. Anschließend kommst du an einem frühen Abend zu mir und wir gehen zusammen essen. Irgendwelche Wünsche?«
    »Nein.« Christina war schlecht.
    »Okay. Ich suche was aus. Nach dem Essen gehen wir wieder zu mir. Dort werden wir, na ja, du weißt schon.«
    Christina schluckte. »Sex haben.«
    Durch den Hörer drang ein lautes Ausatmen. »Ja. Und ich möchte, dass du bis zum folgenden Nachmittag bleibst. Anschließend bekommst du das Geld.«
    »Wie kann ich sicher sein, dass ich das Geld tatsächlich kriege?«
    »Schlag was vor.«
    »Ich weiß nicht.«
    »Was wäre, wenn ich dir dreitausend Euro vorher und fünftausend Euro danach geben würde?«
    »Einverstanden.« Selbst für dreitausend Euro hätte sie es vermutlich gemacht. Sie brauchte das verfluchte Geld.
    »Wo lebst du?«
    »Was?«
    »In welcher Stadt lebst du?«
    »Köln. Und du, Linda?«
    »Berlin.«
    »Wann möchtest du es machen?« Christina zuckte zusammen. So hatte sie es gar nicht gemeint.
    »In zwei Wochen?« Linda schien ihre versehentliche Doppeldeutigkeit nicht bemerkt zu haben.
    Christina schielte auf ihren Wandkalender. Außer einem Mathe-Test in drei Wochen stand für diesen Monat nichts an. »Okay. Du musst mir aber Spritgeld geben.«
    »Kein Spritgeld, aber ich brauche deine Bankverbindung, um dir das Geld für den Gesundheitscheck und das Flugticket zu überweisen.«
    »Flugticket?«
    »Klar. Du musst nicht extra mit dem Auto oder Zug fahren. In einer Stunde Flug bist du hier.«
    »Für meine Bankverbindung brauchst du meinen vollständigen Namen.«
    »Christina, ich bin keine verrückte Stalkerin oder so. Aber wenn du willst, kann ich das Geld bei einem Anwalt deiner Wahl hinterlegen.«
    »Einem Anwalt?«
    »Klar. Ein Mittelsmann. So erfährt keiner von uns den Nachnamen der anderen.«
    »Einverstanden.«
    »Wenn ich morgen Abend wieder diese Nummer wähle, lande ich dann automatisch bei dir?«
    »Ich geb dir eine Nummer für Stammkunden. Der Preis ist derselbe, aber du landest direkt bei mir.«
    »Zu welcher Zeit soll ich anrufen?«
    »Am besten abends um sieben.«
    »Da hab ich noch einen Patienten.«
    So spät noch? Was für ein Workaholic. »Wann dann?«
    »Acht?«
    »Okay.«
    »Christina?«
    »Ja?«
    Nach kurzem Schweigen fragte Linda: »Bist du wirklich dick und hässlich?«
    Christina lachte. »Nein.«
    Es rauschte im Hörer, als Linda erleichtert klingend ausatmete.
    Und wieder lachte Christina.
    »Du hast ein schönes Lachen«, sagte Linda. »Ich mag es, wie du lachst.«
    Wie soll ich darauf reagieren? Christina schwieg.
    »Schlaf gut, Christina. Oh, und versuch mal heiße Milch mit Honig.«
    »Wofür?«
    »Deine Schlafprobleme.«
    »Woher wei…?«
    »War nur so eine Vermutung. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.« Christina legte auf und starrte ins Leere. Sie würde sich prostituieren. Ihr wurde schlecht. Aber sie brauchte das Geld dringend. Sie hatte keine Ahnung, was nach einer zweiten Mahnung für die verdammte Heizkostennachzahlung kam. Aber sie wollte es auch nicht herausfinden. Christina schwang sich vom Bürostuhl auf das Bett. Hoffentlich hatte Linda sie nicht angelogen. Hoffentlich meinte sie es ernst mit ihrem Angebot und hoffentlich sah sie tatsächlich nicht allzu schlecht aus.
    * *
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