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Richtig verbunden

Richtig verbunden

Titel: Richtig verbunden
Autoren: Alison Grey
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klang ärgerlich und enttäuscht zugleich.
    Wie machte diese Frau das bloß? Linda war definitiv Therapeutin, denn sie entlockte Christina weit mehr, als sie sagen wollte. Aber ihre Schlafprobleme waren kein Thema für ein Kundengespräch. Diese ganze Unterhaltung lief schon genug aus dem Ruder. »Ich möchte nicht darüber reden.«
    »Wie du willst.« Linda seufzte. »Dann sag mir doch stattdessen, wie du aussiehst. Ich meine, wirklich.«
    Jetzt ist‘s genug. Linda übertrat Grenzen. Christina versuchte, freundlich und doch bestimmt zu klingen, als sie sagte: »Wenn du Telefonsex willst, können wir das machen. Wenn du über dich sprechen willst, können wir das machen. Du hast Chantal angerufen. Und jetzt möchtest du mit Christina sprechen. Aber so läuft das nicht.«
    Linda schwieg und Christina war sich fast sicher, sie würde auflegen. Doch irgendwann holte Linda tief Luft und sagte: »Gut, in dem Fall spreche ich mit Chantal.«
    Und jetzt? Was zum Teufel erwartet sie jetzt von mir?
    »Chantal, sag mir, wie du aussiehst.« Lindas Tonfall hatte sich verändert. Er war jetzt deutlich kühler.
    Christina umschloss mit der linken Hand ihre Kaffeetasse, die auf dem Nachttisch stand. Ihr Zeigefinger trommelte ein dumpfes Stakkato gegen das Porzellan. Sollte sie jetzt ihre Nummer abziehen? Und das, obwohl sie die ganze Zeit vollkommen normal mit Linda gesprochen hatte? Sie soll doch bloß mit ihren Fragen aufhören. Andererseits war Christina mit der Rolle der Chantal wieder in ihrem Element. Mit ihrer tiefen, sexy Stimme raunte sie: »Ich bin 1,75 Meter groß und superschlank. Ich habe lange blonde Haare und unglaublich große Titten.« Immerhin, die Haarfarbe stimmte. Wer wollte schon wissen, dass sie nur 1,68 Meter groß war, 58 Kilo wog und Haare hatte, die nur knapp bis zur Schulter reichten?
    »Was für eine Augenfarbe hast du?«, fragte Linda sanft.
    »Blau.« Ihre grünen Augen interessierten niemanden. Also war das ihre Standardantwort.
    Keine Reaktion.
    »Willst du wissen, was ich anhabe?«
    »Schätze mal, nichts«, sagte Linda.
    Ein Rascheln klang durchs Telefon. Was war das für ein Geräusch? Aß Linda Chips?
    »Gefällt dir, was du siehst?«, fragte Christina mit heiserer Stimme.
    »Für eine Fantasie, würde ich sagen, siehst du ganz gut aus.«
    Soll das witzig sein? Ach, scheiß drauf. Weiter im Text. »Eine Sache ist keine Fantasie und das ist meine Stimme. Mein Mund, mit dem ich eine Menge machen kann, wenn du mich lässt.«
    Stille.
    »Süße, sag mir, was du anhast.«
    »Da Fakten scheinbar egal sind, würde ich jetzt mal sagen … nichts.«
    Christina hielt den Hörer etwas fester. Am liebsten hätte sie Linda die Meinung gegeigt, aber Linda war eine zahlende Kundin. Weiter. Mach einfach weiter. Denk ans Geld. »Jetzt, da wir nackt sind, vielleicht möchtest du, dass wir es uns auf deinem Bett bequem machen?«
    »Können wir machen, aber ich muss dich warnen. Ich habe meine Roadrunner-Bettwäsche drauf. Das killt so ziemlich jeden Gedanken an Sex.«
    Christina konnte nicht anders, als zu lachen. Doch dann riss sie sich wieder zusammen und raunte mit verführerischer Stimme: »Solange ich dich anschauen und deinen Körper berühren darf, ist mir egal, worauf wir liegen.«
    Nur das Knistern der Chipstüte drang durch das Telefon, bis Linda fragte: »Bist du lesbisch, Chantal?«
    »Willst du, dass ich es bin?«
    »Da ich noch nie was mit einer Frau hatte, fände ich es cool, wenn du eine Lesbe wärst. Andererseits hoffe ich nicht, dass alle Lesben so rangehen wie du, oder ich würde etwas paranoid werden, wenn ich mit meinen lesbischen Patientinnen arbeite.«
    Christina biss die Zähne zusammen. Diese offenbar heterosexuelle Frau machte sich über sie lustig. »Linda, was willst du?«
    »Oh, hallo, Christina. Wo ist Chantal geblieben?«
    Christinas Puls raste und sie ertappte sich dabei, wie sie wütend in den Hörer schnaufte. Wenn sie nicht so gut an diesem Gespräch verdienen würde, hätte sie schon längst aufgelegt. »Linda, entweder wir haben jetzt Telefonsex oder ich beende das Gespräch. Ich bekomme gutes Geld für diesen Job, aber nicht genug, um mich so behandeln zu lassen.«
    Linda schwieg.
    Hat sie aufgelegt?
    »Ich bin lesbisch, weißt du?«
    Christinas Augenbrauen schossen nach oben. Was? »Aber du hast doch gesagt, dass …«
    »… dass ich noch nie was mit einer Frau hatte. Mit einem Mann auch nicht.« Nach einer Pause fügte Linda hinzu: »Glaub mir, ich bin lesbisch.«
    Was für
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