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Rettungskreuzer Ikarus Band 043 - Kasernenwelt

Rettungskreuzer Ikarus Band 043 - Kasernenwelt

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 043 - Kasernenwelt
Autoren: Dirk van den Boom
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eines
hatten, dann endlos viel Zeit. Kaum jemand ging einer sinnvollen Beschäftigung
nach. Wären sie nicht alle durch die gute Laune diszipliniert, hätte
auf der Kasernenwelt schon vor langer Zeit allein aus Langeweile ein Bürgerkrieg
begonnen. So aber ertrugen sie alle, immer frohgemut, ihre völlig sinnentleerte
Existenz. Und vertrieben sich die Zeit damit, dem Spektakel auf dem Raumhafen
beizuwohnen.
    Shmer schlenderte den Rand des Landefeldes entlang. Auch da war er nicht allein.
Dabei näherte er sich vorsichtig dem abgestellten Raumer, auf den er es
abgesehen hatte. Da er sich dadurch vom Zentrum der Aktivitäten entfernte,
wurde auch die Anzahl der Schaulustigen immer geringer. Schließlich lief
er allein über den brüchigen Belag des Landefeldes, schaute sich hin
und wieder um, aber niemand schien von seinen Abwegen Notiz genommen zu haben.
Mit wachsender Zuversicht näherte er sich dem Einstieg, einer funktionslosen
Lauftreppe, die vom zylinderförmigen Schiffskörper auf seinen Landestützen
bis in das Innere führte. Niemand war zu sehen. Bewacht wurden die Wracks
alle nicht. Wer sollte sich auch dafür interessieren?
    Shmer stieg die tote Lauftreppe empor. Es dauerte eine Weile, bis er in die
offene Mannschleuse kletterte.
    Obgleich der Raumer einer der neueren war, wirkte er auch im Inneren sehr heruntergekommen.
Das lag zum einen daran, wie diese Boote gebaut worden waren. Shmer vermutete,
dass die Rekruten ihre Raumfahrzeuge eher schnell zusammen schusterten, da sie
letztlich nur einem einzigen Zweck dienten: die Gutgelaunten zur Kasernenwelt
zu bringen. Zum anderen wurden die Raumer nach ihrer Landung gnadenlos und ohne
große Rücksicht ausgeschlachtet, um die verfallenen Anlagen der Kasernenwelt
wieder aufzubessern. Nicht alles von der Inneneinrichtung wurde genutzt, deswegen
hoffte Shmer ja, ein intaktes Funkgerät zu finden. Aber die Art und Weise,
wie die benötigten Dinge aus den gelandeten Schiffen geschafft worden waren,
hatte Spuren hinterlassen.
    Und dann war da das Ungeziefer. Die Kasernenwelt war vollständig von Wohnanlagen
und anderen Gebäuden bedeckt. Es gab nur sehr wenig noch existierende Fauna
und Flora. Der klimatische Kollaps wurde durch Sauerstoffgeneratoren sowie gigantische
CO2-Filter aufgehalten. Das meiste Grün gab es in den Biomassegeneratoren,
die Material für die synthetischen Lebensmittel herstellten, von denen
sie sich alle ernähren mussten. Doch Ungeziefer existierte überall.
Shmer kannte mindestens zehn verschiedene Arten von Kakerlaken. Sie nisteten
sich gerne in den Schiffswracks ein. Ihre Anwesenheit verriet, dass hier schon
lange niemand mehr gewesen war.
    Shmer hatte ein Gefühl für das Innenlayout dieser obsoleten Kreuzer
entwickelt. Zielstrebig ging er auf die Zentrale zu. Überall standen die
Schotten offen. Es wurde düster im Inneren des Raumers, da die Beleuchtung
natürlich nicht funktionierte. Shmer besaß glücklicherweise
eine kleine Lampe, die er ständig bei sich trug. Sie half ihm mit ihrem
sehr bescheidenen Lichtkegel, die Orientierung zu bewahren.
    Als er in die Zentrale kam, die an der Spitze des Zylinders lag, wurde die Beleuchtung
besser, da Helligkeit von außen durch trübe Plastfenster hinein fiel.
Das Boot war nicht besonders groß und für Atmosphärenlandungen
ausgelegt gewesen, daher saßen die Piloten wie in einem Flugzeugcockpit.
Shmer kannte sich da aus. Während seiner Grundausbildung in der Armee der
Gutgelaunten – zu der prinzipiell jeder gehen musste, der das richtige
Alter erreicht hatte –, war er mehrmals in einem Flugzeug geflogen. Es
gab nicht mehr sehr viele, die lufttauglich waren, doch sie wurden immer noch
für Absetzübungen verwendet.
    Er sah sich um.
    Verfall überall, aber viele der Kontrollpulte waren noch intakt, zumindest
von außen. Der Sessel des Kommandanten war allerdings nur noch ein Metallgerippe
mit verschrumpeltem, stinkendem Bezug darauf. Auch hier waren nur billigste
Materialien verwendet worden. Ein Flug. Das reichte aus.
    Dann identifizierte Shmer die Konsole des Funkers. Hier waren nur Bedienelemente
zu finden, doch von hier aus würde er die eigentliche Funkanlage finden.
Was er brauchte, war das Empfangs- und Sendeteil, den Rest, wie etwa die Antenne
oder ein einfaches Bedienelemente, würde er sich aus anderen Teilen selbst
zusammen bauen können. Er hatte sich da einen schönen
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