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Rettungskreuzer Ikarus Band 043 - Kasernenwelt

Rettungskreuzer Ikarus Band 043 - Kasernenwelt

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 043 - Kasernenwelt
Autoren: Dirk van den Boom
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waren.
    Es hatte zu viele Selbstmorde unter den Schlechtgelaunten gegeben. Sie passierten
immer noch. Die Gruppe war wichtig. Man hielt sich aneinander fest.
    »Ich begrüße Euch alle!«, rief Lorik in die Runde. Das
allgegenwärtige Gemurmel wurde leiser, erstarb aber nicht völlig.
Er war der inoffizielle Anführer, darauf wurde großen Wert gelegt.
Einen offiziellen gab es nicht. Da die Gutgelaunten in einer strengen, weil
militärischen Hierarchie organisiert waren, versuchten die Abtrünnigen
bewusst, sich von dieser Art von Organisation abzugrenzen.
    »Ich habe nicht viel zu sagen, es ist aber einiges dabei, was wichtig ist.
Erstmal: Shmer meint, dass Neuankömmlinge zu erwarten sind!«
    Das Gemurmel erstarb. Dies war seit fast zwanzig Jahren das erste Mal, dass
wieder welche eintrafen, und für viele war das letzte Mal nur eine sehr
vage Erinnerung. Lorik hatte ihnen oft davon erzählt. Ein einzelnes, kleines
Raumschiff mit wenigen Hundert Personen. Die qualvolle Enge der Kasernenwelt
war dadurch nicht noch mehr beansprucht worden, immerhin. Und dann zwanzig Jahre
nichts mehr.
    Alle Blicke richteten sich auf Shmer, der sich bewogen sah, seine Beobachtungen
zu schildern.
    »Es ist ganz schön was los am Raumhafen«, brachte er schließlich
hervor. »Alte Raumkreuzer werden zerlegt und fortgeschafft, der ganze Müll
von Jahrzehnten. Es gibt keinen Zweifel, dass mehr als nur ein kleiner Transport
auf dem Weg ist. Die Eile, mit der gearbeitet wird, spricht auch dafür.«
    Tonja meldete sich. »Ich war gestern im zentralen Nahrungsdepot. Es wurden
neuen Rationierungen angekündigt. Offenbar erwartet man, deutlich mehr
Mäuler als bisher stopfen zu müssen.«
    Lorik nickte. Zustimmendes Gemurmel erfüllte die Versammlung. Einige andere
meldeten sich nun, teilten Beobachtungen und Vermutungen mit. Aus all den kleinen
Geschichten ergab sich ein zusammengesetztes Puzzle.
    »Das wird auch unsere Situation schwieriger machen«, erklärte
Lorik schließlich. »Die große Anzahl von Neuankömmlingen
besteht nur aus Gutgelaunten. Wie ihre Kinder einmal sein werden, können
wir nicht wissen. Aber Tatsache ist, dass die Mehrheit der Gutgelaunten immer
größer wird, während die zur Verfügung stehenden Ressourcen
immer geringer werden.«
    Er machte eine Pause. »Andererseits gibt es auch Hoffnung. Es kann ja sein,
dass die Neuen nicht alleine kommen, dass sie von ihren Freunden und Verwandten
begleitet werden, die ebenfalls schlecht gelaunt sind. Es wird doch in dieser
Galaxis eine Zivilisation geben, die sich dessen, was die gute Laune auslöst,
zu verweigern weiß oder immun ist! Wenn wir es schaffen könnten,
mit ihnen in Kontakt zu treten, dann wäre schon sehr viel gewonnen! Vielleicht
kann es uns gelingen, eine Allianz zu schmieden!«
    »Vielleicht können wir endlich von hier verschwinden!«, sprach
Tonja aus, was sie alle dachten. Daran, das alte System, dessen tieferer Sinn
ihnen allen verborgen geblieben war, zu überwinden, glaubte niemand im
Ernst. Doch die Aussicht, wenn sie auch nur unscheinbar war, diese Welt möglicherweise
verlassen zu können, belebte die Geister. Ein Stimmengewirr hob an, als
jeder seine Strategie zum Besten geben oder nur laut träumen wollte. Lorik
ließ sie alle eine Weile durcheinander reden, ehe er die Arme hob und
um Aufmerksamkeit bat.
    »Leute, hört mir zu!«, rief er laut. Das Gerede erstarb. »Wir
sehen sicher alle die Chance! Daher müssen wir bedachtsam vorgehen! Ich
schlage vor, dass wir den Raumhafen ab sofort rund um die Uhr überwachen.
Wir rotieren dabei regelmäßig und suchen uns geeignete Beobachtungsplätze,
von denen wir den besten Überblick haben. Shmer, du hast da sicher ein
paar passende Vorschläge!«
    Shmer machte eine zustimmende Geste. Er trieb sich dauernd beim Raumhafen herum,
kletterte manchmal in die alten Wracks und träumte wie so viele andere
davon, eines der obsoleten Schiffe wieder flugtüchtig zu machen, um damit
diese Kasernenwelt endlich verlassen zu können. Da ihnen dafür die
Ressourcen fehlten, war das unmöglich, doch auf diese Art und Weise hatte
sich Shmer selbst ein beachtliches Detailwissen in technischer Hinsicht angeeignet,
das ihnen schon häufig geholfen hatte.
    »Ich rufe also Freiwillige auf ...«
    Er hatte den Satz noch nicht ganz beendet, da entstand vor ihm ein Wald von
Armen. Lorik lächelte.
    »Gut, danke! Shmer und ich werden
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