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Rettungskreuzer Ikarus Band 043 - Kasernenwelt

Rettungskreuzer Ikarus Band 043 - Kasernenwelt

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 043 - Kasernenwelt
Autoren: Dirk van den Boom
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interessant fand, und auch Sentenza konnte nicht verhehlen, eine gewisse Neugierde
zu empfinden. Wäre nicht der Anlass für ihre Expedition ein so betrüblicher
gewesen, dann hätte er sein Dasein als Explorer vielleicht sogar genießen
können. So musste er aber unentwegt an das ungewisse Schicksal Tausender
von Infizierten in der Arche vor ihnen denken.
    »Der Kreuzer hat seine Berechnungen offenbar abgeschlossen«, meldete
nun Thorpa.
    Sonja ergriff ebenfalls das Wort. Sie hatte angesichts ihrer derzeitigen Personalknappheit
auf der Brücke Platz genommen und fungierte als Pilotin, so lange Trooid
mit An'ta und Doktor Anande im Undercover-Einsatz war. »Die Computersysteme
des Schiffes stehen offen wie Scheunentore. Diesen Leuten ist völlig egal,
ob wir da rumschnüffeln oder nicht«, erklärte sie. »Ich
kann denen die Navigationsdaten fast in Echtzeit aus den Speicherbänken
ziehen!«
    Sentenza nickte. Das half ihnen bei der Verfolgung. Natürlich musste man
akzeptieren, dass die Ikarus über die besten Ortungseinrichtungen
verfügte, die das Raumcorps besaß, verstärkt durch die künstliche
Bordintelligenz aus dem abgestürzten Outsiderschiff, die den Rettungskreuzer
steuern half. Da die Arche sich nicht die Mühe irgendeiner Abschirmung
machte, spazierte die KI, angeleitet von DiMersi, unbehelligt durch die Speicherbänke.
Außer den Navigationsdaten fand sich dort allerdings nichts Interessantes.
Es war klar, dass die Arche nur zu einem Zweck diente: Die Infizierten von einem
Ort zum anderen zu bringen und dort abzusetzen. Nur die dafür notwendigen
Betriebsdaten waren gespeichert. Es gab nicht einmal ein Logbuch oder irgendwelche
persönlichen Aufzeichnungen. Die Leichtigkeit des Zugangs war also letztlich
nicht so hilfreich, wie man sich das normalerweise hätte vorstellen können.
    »Programmiere Kurs«, meldete Sonja. »Die Arche beschleunigt auf
Sprunggeschwindigkeit.«
    »Dranbleiben«, murmelte Sentenza. Die Ikarus nahm nun ebenfalls
Fahrt auf. Sie konnte theoretisch viel schneller fliegen als der massive Transporter
vor ihnen, doch Sentenza wollte Abstand halten und alles vermeiden, was als
Provokation ausgelegt werden konnte. Es ging ihm darum, die willenlosen Passagiere
an Bord des Schiffes auf keinen Fall zu gefährden.
    »Sprunggeschwindigkeit!«
    Der Transporter tauchte in den Hyperraum ein. Sekunden später folgte ihm
die Ikarus .
    Die Verfolgung ging weiter.

    Noel Botero hatte ziemlich genaue Vorstellungen über seine Zukunft.
    Seine wenig erfreuliche Kooperation mit Kronprinz Joran hatte immerhin etwas
Positives gezeitigt: Sie hatte seinen Horizont erweitert. Als er noch einfacher,
wenngleich unsterblicher Wissenschaftler gewesen war, hatten seine Träume
ein relativ bescheidenes Maß erreicht. Ein Leben in Luxus, Geldmittel
jeder Menge, willige und dienstbare Frauen, ein gut ausgestattetes Labor für
seine Experimente und niemand, der ihm dabei hinein redete – das war schon
alles gewesen.
    Botero musste lachen, als er daran dachte. Wie kleingeistig er doch gewesen
war! Nur so war es möglich gewesen, dass ein Genie wie er sich freiwillig
einem Kretin wie Joran hatte unterwerfen können. Nein, er hatte dazu gelernt.
Dieses Dasein des sorglosen Müßiggangs war nicht das Richtige für
ihn. Oh, er hatte durchaus weiterhin Interesse an Wohlstand, Frauen und einem
guten Labor – schließlich wollte man ja in allem in Übung bleiben.
Aber jetzt verlangte ihm durchaus nach mehr. Joran hatte ihm gezeigt, welches
Ziel sich wirklich lohnte. Es war Macht. Umfassende Macht. Die Art von Macht,
die anderen das Fürchten lehrte und die vor allem aus jeder Arroganz Entsetzen
machte, sobald sie eingesetzt wurde.. Aber hier war etwas im Gange, das ihm
möglicherweise helfen würde, das zu erreichen, an dem sein ehemaliger
Herr gescheitert war.
    Botero kannte seine Schwächen. Eine allzu große Bescheidenheit, quasi
ein fast schon frugales Denken hatte ihn lange in seiner Entfaltung behindert.
Die Tatsache, dass er biologisch unsterblich war und dass dies unendliche Möglichkeiten
für ihn bedeutete, hatte sich erst langsam in seinem Bewusstsein etabliert.
Joran hatte ihn abgelenkt. Ja, darin war der glücklich verstorbene Kronprinz
nicht schlecht gewesen. Er hatte ihn mit mehr gelockt, als sich Botero damals
hatte vorstellen können, und damit die Tatsache verborgen, dass er eigentlich
noch viel, viel
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