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Rettungskreuzer Ikarus Band 043 - Kasernenwelt

Rettungskreuzer Ikarus Band 043 - Kasernenwelt

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 043 - Kasernenwelt
Autoren: Dirk van den Boom
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gezittert, als er die Drohung ausgesprochen
hatte. Er war kein großer Kämpfer, was ironisch war auf einer Welt,
die theoretisch nur von Soldaten besiedelt war. Doch niemand hier hatte echte
Kampferfahrung, nur die übliche, zweijährige Ausbildung, die jeder
Jugendliche erhielt, ehe er zum Reservisten wurde, um auf einen Krieg zu warten,
der niemals mehr kommen würde.
    Tilrong zögerte. Salfy knurrte verächtlich, wollte einen Schritt nach
vorne machen. Shmer richtete die gespannte Schleuder auf ihn, die breite Stirn
des Mannes hervorragend im Visier.
    Tilrong hielt Salfy diesmal nicht zurück.
    Der massige Leib des Schlägers schob sich die Rampe empor, die Augen des
Mannes funkelten unternehmungslustig. Hände wie Schaufeln öffneten
und schlossen sich in freudiger Erwartung. Die Muskelpakete zeichneten sich
deutlich in der Einheitsmontur ab, die jeder auf dieser Welt trug, hergestellt
aus extrem widerstandsfähigen Kunstfasern, die ihren Träger überleben
würden.
    Shmer hatte keine Wahl. Eine erneute Drohung wäre sinnlos. Er musste jetzt
handeln.
    Mit einem knallenden Geräusch ließ er das gespannte Gummi fahren.
In letzter Sekunde hatte er die Schussrichtung geändert. Er wollte niemanden
töten, und ein Treffer am Schädel auf diese Entfernung konnte tödlich
sein. Stattdessen schlug die Stahlkugel mit einem dumpfen, matschigen Geräusch
am linken Oberarm Salfys ein.
    Der massige Mann zuckte zusammen, der linke Arm plötzlich paralysiert.
Er stieß ein schmerzerfülltes Stöhnen auf und griff an die Stelle,
an der er getroffen worden war. Sein Vormarsch endete. Er lehnte sich an die
Seitenwand der Rampe, Schweiß stand auf seiner Stirn. Fast bittend blickte
er auf Tilrong hinunter, der ihn ausdruckslos ansah. Dann taumelte er erneut,
versuchte, den Rückweg anzutreten. Geblendet vom Schmerz stolperte er,
fiel hin, direkt auf den gelähmten Arm, jaulte laut auf, ein Klagelaut,
der über diesen Teil des Raumhafens hallte.
    Sehr laut.
    Zu laut.
    Tilrongs und Shmers Blicke trafen sich in seltener Übereinstimmung. Was
auch immer zwischen ihnen nicht stimmte, sie wollten beide auf keinen Fall in
die Hände einer Patrouille geraten.
    Salfy war unten angekommen, das Gesicht schmerzverzerrt, tränenüberströmt.
Shmer wusste nicht, ob der Knochen gebrochen war, aber er hielt es nicht für
unmöglich. Tilrong stützte den Mann, warf Shmer einen letzten Blick
zu, voller böser Versprechen. Dann wandte er sich ab und verschwand mit
seinem jammernden Gefährten in der Dunkelheit.
    Shmer fühlte sich nicht gut. Und doch wusste er, dass er den Umständen
entsprechend richtig gehandelt hatte. Salfy würde in einem Medcenter behandelt
werden und Fragen nach der Ursache der Verletzung mit einer erfundenen Unfallgeschichte
beantworten. Es war nicht Shmers Problem, zumindest derzeit nicht.
    Als die beiden verschwunden waren, eilte er die Rampe hinab. Er hörte den
steten Schritt einer sich nähernden Patrouille, sah das Aufflammen von
Handscheinwerfern. Doch ehe die Soldaten ihn finden konnten, war er zwischen
den Gebäuden am Rande des Landefeldes untergetaucht. Hier kannte er sich
aus, auch bei völliger Dunkelheit. Niemand würde ihn hier finden.
Er betastete seinen Rucksack und lächelte zufrieden.
    Es lag noch einiges an Arbeit vor ihm. Möglicherweise war eine zweite Expedition
zur Materialbeschaffung notwendig, doch er war überzeugt, das Wichtigste
gefunden zu haben.
    Shmer, der Schlechtgelaunte, war heute Abend ausgesprochen guter Stimmung.
     

2.
     
    Roban Kolt war seit zwanzig Jahren Generaladministrator von Kasernenwelt 388,
und er tat seine Arbeit mit großer Freude. Er wusste, dass er vieles von
dem, was er tat oder sagte, nicht notwendigerweise gesagt oder getan hätte,
wäre er nicht so furchtbar gut gelaunt. Doch da er mit dieser Haltung geboren
worden war und die Mission, für die er geschaffen worden war, sein gesamtes
Leben erfüllt hatte, hinterfragte er nichts davon – abgesehen davon,
dass die chemischen Botenstoffe, die der Virus in den Drüsen von Kolts
Körper erzeugen ließ, jeden Anflug von Selbstzweifel sofort unterdrückt
hätten, was er nicht ahnen konnte. Permanente Freude und eine ansteckende,
gute Grundstimmung waren ein Charakteristikum eines guten Soldaten, und obgleich
Kolt tief in seinem Inneren ahnte, dass es niemals einen Einsatzbefehl geben
würde, erledigte er seine Aufgaben mit
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