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Rettungskreuzer Ikarus Band 043 - Kasernenwelt

Rettungskreuzer Ikarus Band 043 - Kasernenwelt

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 043 - Kasernenwelt
Autoren: Dirk van den Boom
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an Material. Manchmal
hatte er Hunger, richtigen Hunger, nach mehr als den graugrünen Konzentraten,
die sie alle zu essen bekamen, nach mehr als dem Wasser oder den blassen, mit
Geschmackstoffen versetzten Säften. Manchmal wollte er mehr sehen als die
endlosen Häuserschluchten der Kasernenwelt, mehr als den bleigrauen Himmel,
mehr atmen als die stinkende, von Schadstoffen durchsetzte Luft.
    Diese Momente gab es, musste er sich schamvoll eingestehen.
    Er hoffte, dass es niemand bemerkte.
    Dass es nur Momente waren, hing damit zusammen, dass immer dann, wenn er sich
der Mutlosigkeit ergab, tief in ihm die Stimme der Sammler ertönte und
ihm vom Ruhm im Sieg und der Notwendigkeit des Feldzugs berichtete. Und er sog
diese Nachricht auf wie ein Schwamm das Wasser. Sie machte ihn glücklich,
gab ihm Orientierung und Zuversicht. Sie gab ihm Kraft.
    Und es war diese Kraft, die ihn auch jetzt wieder durchströmte, ihn lebendig
werden ließ, und mit der er, optimistisch lächelnd, alles daran setzte,
um den neuen Rekruten den bestmöglichen Empfang aus Kasernenwelt 388 zu
bereiten.
    Für den Feldzug, für den Krieg, für den Sieg!
    Was konnte es Schöneres geben?

    »Ich weiß zwar nicht, wo wir hier sind, aber wo auch immer es ist,
es gefällt mir nicht.«
    Roderick Sentenza überlegte einen Moment, Thorpa für das Gestammel
scharf und tadelnd anzublicken, entschied sich dann aber dagegen. Obgleich der
Xenopsychologe sich im Verlaufe der Zeit abgewöhnt hatte, allzu umfassende
Vorträge zu halten und mittlerweile zumindest ahnte, wann er sich besser
auf die nötigste Kommunikation konzentrierte, konnte niemand den Pentakka
in seinem Wesen wirklich ändern. Seit er sein Herz für schlecht geschriebene
Spannungsromane der letzten fünf Jahrhunderte entdeckt hatte, entwickelte
er eine Leidenschaft für coole Sprüche, die möglichst prägnant
eine verfahrene Situation darstellten und dabei auch noch vor Witz und Intelligenz
sprühten. Die Fähigkeiten der Autoren jener Epochen waren diesbezüglich
leider nur überschaubar gewesen, was Thorpa nicht davon abhielt, entsprechende
Zitate mit eigenständigen Kreationen zu erweitern oder zu ersetzen –
wodurch die Qualität dieser Aussagen keineswegs erhöh t wurden.
    Da diese aber im Regelfalle prägnant sein mussten, blieb es normalerweise
bei einem Satz. Und Sentenza beherrschte sich. Er wurde alt und war Familienvater.
Es war besser, sich nicht über allzu viele Dinge aufzuregen, die letztlich
nichtig waren.
    »Und, Thorpa«, bemühte er sich also zu sagen, da der Pentakka
dem offenbar nichts Sinnvolles hinzuzufügen gedachte, »was genau heißt
das?«
    Natürlich sah Sentenza es selbst, jetzt, da die Ikarus wieder in
den Normalraum eingetreten war. Die Reise der Arche der Infizierten war offenbar
an ihrem Ende angelangt. Das Sonnensystem, in dem sie nunmehr eingetroffen waren,
lag weit entfernt vom bekannten und besiedelten Gebiet der Galaxis. Weit weg
von allem, was Sentenza Heimat nannte. Die Ortungsergebnisse kamen herein, auf
dem Schirm flimmerte das pulsierende Symbol des großen Transporters.
    »Ein Standardsystem vom G-Typ«, fühlte sich Thorpa nun doch zu
weiteren Erläuterungen befleißigt. »Drei Planeten, einer davon
in der Lebenszone. Ein Gesteinsbrocken in der Nähe der Sonne, der offenbar
von automatischen Abräummaschinen ausgeplündert wurde.«»Wurde?«»Residualenergie
und gigantische Abraumhalden. Aber keine aktuelle Tätigkeit.«»Dritter
Planet?«»Ein Gasriese mit sieben Monden, weit draußen. Alle
Monde weisen Residualenergie auf. Aber keine weiteren Aktivitäten.«»Was
sagt uns das?«
    Thorpa raschelte mit den Blättern.
    »Da ich außer unseren beiden Schiffen auch keinen Raumflugverkehr
ausmachen kann – das System wurde schon vor langer Zeit ausgeplündert,
und weiterer Rohstoffabbau lohnt sich nicht. Ich empfange jetzt einige automatische
Bergbauanlagen im Kuipergürtel. Da ist man noch aktiv. Aber es ist nur
eine sehr vereinzelte Aktivität.«
    Sentenza nickte. Die Ortung schlug keinen Alarm. Die Ikarus war noch
nicht von anderen Scannern geortet worden. Tatsächlich gab es erstaunlich
wenige Flugkörper im All. Kaum etwas, das man als Satelliten einwandfrei
kennzeichnen konnte. Ein aktiver Funkrelaisorbiter stand heraus. Aber er schien
ausschließlich mit dem eintreffenden Transporter in Verbindung zu stehen.
    »Die ignorieren uns!«, stellte
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