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Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott
Autoren: Sylke Brandt
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er es überhaupt hören wollte. Gleichzeitig
wusste er, dass es kein Zurück in das Vergessen und die Ignoranz gab. Wer
seine eigenen Wurzeln nicht kannte, konnte kein ganzer Mensch werden –
nur, was für ein Mensch mochte er dann sein?
    Sally McLennane straffte sich etwas und fuhr mit kühler Stimme fort.
    »Sie haben bei dem Pharmakonzern › Holy Spirit Medics‹ auf St. Salusa gearbeitet und waren da einer der führenden Forschungsmitarbeiter
in der gentechnischen Abteilung. Ihre Hauptaufgabe war die Entwicklung von Impfstoffen.
Wie es scheint, haben sie ein nicht genehmigtes, langfristiges Genexperiment
durchgeführt. Wenn es noch genauere Unterlagen dazu gibt, so habe ich momentan
keinen Zugriff darauf.«
    Anande schluckte trocken. Gentechnische Experimente? Das war ein weites Feld.
    »Was für Versuche waren das? Gibt es irgendwelche Hinweise?«
    »Keine konkreten. Aber die Recherchen haben ergeben, dass kurz vor Ihrem
... Ausscheiden aus dem Konzern die Denirin-Produktion drastisch angestiegen
ist, danach ebenso plötzlich wieder abfiel. Es wurde damals von einem einfachen
Publikationsfehler gesprochen, doch die zeitliche Übereinstimmung ist bemerkenswert.
Denirin ist ...«
    »... die einzige Substanz gegen die Denir-Seuche, die in der ganzen Galaxis
immer wieder in Epidemien ausbricht und Tausende von Leben fordert«, führte
Anande den Satz zu Ende. Er hatte weder mit der Seuche noch mit dem Gegenmittel
in seiner Zeit auf der Ikarus zu tun gehabt oder davon gelesen. Er wusste
diese Daten einfach. »Die Substanz ist deswegen so wertvoll und selten,
weil sie nicht synthetisiert werden kann, sondern aus einer biologischen Quelle
gewonnen wird. Aus den Embryonen der Kant'Takki. Es gibt keine andere Möglichkeit.«
    Schweigen breitete sich kurz aus. Wenn der Anstieg der Deniri-Produktion des
Konzerns und Anandes »Entlassung« wirklich in Zusammenhang standen,
dann schien deutlich zu sein, womit sich der Wissenschaftler damals beschäftigt
hatte. Hätte er einen erlaubten Weg gefunden, das Gegenmittel in großer
Menge herzustellen, wäre der Konzern damit an die Presse gegangen und hätte
nicht einen der führenden Wissenschaftler auf die Straße gesetzt.
    Roderick Sentenza unterdrückte ein leises Gefühl des Grauens und musterte
Anande, der noch immer unbewegt erschien. Dieser Mann war wie ein tiefes Wasser
– man konnte die Spiegelungen auf der Oberfläche sehen, aber von dem
darunter wusste niemand viel. Hatte er wirklich mit Embryonen experimentiert?
Und – war das so schlimm? Sentenza war kein Wissenschaftler, kein Mediziner
und kein Philosoph. Er empfand den Gedanken, gentechnische Versuche an Wesen
gleich welcher Art vorzunehmen, abschreckend. Aber manchmal wusste er nicht,
ob das seine persönliche Einstellung war oder die allgemeine der Gesellschaft,
in der er lebte. War es besser, erwachsene Menschen durch Seuchen sterben zu
lassen, als ihnen Rettung durch Manipulationen an Embryonen zu verschaffen?
Fast verwundert bemerkte Sentenza, dass er sich nie viele Gedanken über
diese Problematik gemacht hatte, und selbst jetzt fiel es ihm schwer, einen
Standpunkt zu finden. Er schob die Überlegungen zur Seite und konzentrierte
sich auf die nächsten Worte von Anande.
    »Haben Sie noch mehr über ... über mich herausfinden können?«
    Sally McLennane schüttelt auf eine Weise den Kopf, die mehr Ratlosigkeit
als Verneinung ausdrückte.
    »Wenig. Es scheint so, als habe man Ihr Verschwinden ziemlich gut
geplant. Irgendwer muss exzellente Kontakte zu den Behörden auf St. Salusa
gehabt haben – was auch immer es an persönlichen Daten zu Ihnen gegeben
hat, ist vor langer Zeit gelöscht worden. So gründlich, wie man Ihnen
die Erinnerung ausgebrannt hat, so hat man auch ihre amtliche Existenz vernichtet.
Es gibt ein paar Publikationen von Ihnen, aber nicht viel – nun, ich schätze,
alles offizielle Material werden Sie ohnehin schon haben.«
    Anande nickte langsam. Natürlich hatte er nach seinem Namen und damit verbundenen
Informationen in den verschiedenen Datennetzen gesucht, zu denen er Zugang hatte.
In den weit verzweigten Systemen war es fast unmöglich, etwas vollständig
zu löschen. Allerdings hatte er wenig herausgefunden – es schien fast
so, als hätte jemand kurz nach Anandes offiziellen Verschwinden einen hochkomplexen
Virus durch die größten Systeme geschickt mit dem Auftrag, alle mit
diesem
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