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Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott
Autoren: Sylke Brandt
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Namen verknüpften Datensätze zu vernichten. Die kleineren,
davon nicht betroffenen Netze hatten wenig geliefert – hier oder dort wurde
Doktor Jovian Anande zitiert, einmal fand er einen kurzen Artikel, der wohl
aus seiner Feder stammen musste. Abgesehen davon, dass der Inhalt ein Beispiel
für seine wissenschaftlichen Qualitäten bot, war er jedoch betreffend
seiner Persönlichkeit so aussagekräftig gewesen wie ein unbeschriebenes
Blatt. Der damalige Anande war – ebenso wie der heutige – anscheinend
kein Mann der Öffentlichkeit gewesen.
    »Haben Sie je nachgeforscht, auf welche Weise Ihnen das Gedächtnis
gelöscht wurde?«, fragte Captain Sentenza.
    Anande sah ihn etwas überrascht an. »Selbstverständlich. Sobald
ich Zugriff auf das technische Gerät hatte, habe ich einen umfassenden
Scan durchgeführt.«
    »Und?«
    »Ein präziser und ... weit reichender chirurgischer Eingriff. Kein
Einsatz von Medikamenten, Elektroimpulsen oder einem ähnlichen System,
sondern schlichtweg eine operative Entfernung der entsprechenden Gehirnsegmente.«
    Roderick Sentenza konnte ein Schaudern nicht verhindern, als Anandes Worte in
seiner Vorstellung bildhaft wurden. Hieß das, der Arzt hatte ein Loch
in seinem Gehirn? Dass ihm jemand ein Stück herausgeschnitten hatte?
    »Was ist mit regenerativer Medizin?«, hakte er nach, hauptsächlich,
um irgendetwas zu sagen. Jovian Anande zuckte scheinbar gelassen mit den Schultern.
    »Sicherlich, damit könnten Teile des Gewebes wieder hergestellt werden.
Aber sie wären schlichtweg leer.«
    »Dann gibt es also keinen Weg, auf dem Sie Ihre Erinnerungen zurückbekommen
könnten.«
    »Nein, keinen«, bestätigte der Arzt schlicht. »Gedächtnislöschung
durch Drogen kann unter Umständen reversibel sein. Dieses handfestere Vorgehen ist absolut – zumindest vom rein medizinischen Standpunkt aus.«
    Er ließ diesen Nachsatz ohne weitere Erklärung im Raum stehen. Seine
Nachforschungen hatten ergeben, dass es esoterische Wissenschaften gab, die
behaupteten, die Seele eines Wesens – was auch immer das sein sollte –
würde Erinnerungen speichern und das Gehirn wäre nur ein zweitrangiges
Zwischenlager, ähnlich dem Arbeitsspeicher eines Computers. Es diente dem
Zweck, Informationen schnell und einfach zu erreichen. Wenn dieser Speicher
zerstört wurde, waren die Erinnerungen jedoch noch immer in der »Seele«
vorhanden, allerdings fast unerreichbar. Manchmal würden sie aber in Träumen
und Visionen oder auch in unerklärlichen Phobien ihren Ausdruck finden.
Auf diese Weise, so sagten auch Vertreter der Reinkarnationstheorien, würde
Wissen aus früheren Leben erhalten und in das jetzige mitgebracht. Selbstverständlich
bedeutete das, dass auch alle Erfahrungen des jetzigen Lebens auf diese Weise
gesichert waren, von dem ersten unbewusst wahrgenommenen Kinderlied bis hin
zu dem letzten Aufblitzen eines Gedankens kurz vor dem physischen Tod. Das war
nicht die Art von Wissenschaft, die Anande an irgendeiner Universität gelehrt
bekommen hatte. Aber sie war eine Hoffnung, egal wie schwach sie erschien.
    Er schüttelte den Gedanken ab und wandte sich wieder an McLennane.
    »Wer hat die Anklage jetzt aufgebracht? Die ganze Sache liegt bereits einige
Jahre zurück, und bisher kümmerte sie keinen.«
    »Das ist ein interessanter Punkt, Doktor«, bestätigte Sally.
»Man sollte meinen, dass › Holy Spirit Medics‹ ihren Kurs
des Verschweigens beibehalten würde, nachdem sie sich so viel Mühe
gegeben haben, nichts an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Aber irgendjemand
muss nun angefangen haben zu plaudern – vielleicht blieben Schweigegeldzahlungen
aus, oder es geht um politische Machtkämpfe innerhalb des Konzern.«
Die trockene Einschätzung McLennanes machte klar, dass sie sich von dem
hochtrabenden Namen des Pharmaunternehmens und seinem Sitz auf St. Salusa nicht
beeindrucken ließ. Mochte äußerlich die Heiligkeit scheinbar
aus jeder Pore glänzen, so unterlagen doch alle Konzerne ab einer gewissen
Größe und Wirtschaftlichkeit den gleichen Gesetzen – und überall
arbeiteten nur Wesen mit ihren Schwächen, Eifersuchten, Machtbestrebungen
und egoistischen Zielen.
    »Was auch immer passiert sein mag, die Dinge entwickeln sich jetzt sehr
schnell. Der Ankläger ist ein gewisser Doktor Ulrich Self – haben
Sie seinen Namen schon einmal gehört?«
    Anande schüttelte stumm den
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