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Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott
Autoren: Sylke Brandt
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nicht zu erinnern, Herr Thang – ich war wie
Sie bei der gesamten Verhandlung anwesend«, kommentierte Arna Botha die
Worte des Anwaltes knapp. Dann hieb sie in Ermangelung des zersplitterten Kristallgongs
mit ihrer unverletzten Hand zweimal auf den Tisch.
    »Erheben Sie sich zur Urteilsverkündung!« Sie wartete einen Moment,
bis alle standen, und fuhr dann fort. »Es steht aufgrund der Beweislage
außer Frage, dass der Angeklagte das ihm zur Last gelegte Verbrechen an
dem Embryo der Kant'Takki begangen hat. Da uns die Hintergrundinformationen
fehlen, müssen wir uns an die Fakten halten. Hierbei ist es nicht relevant,
dass das Volk der Kant'Takki seine Anklage zurückgezogen hat – dies
mindert nicht die Schwere des Vergehens. Die weit reichende Verletzung grundlegender
Wesensrechte, vor allem in diesem brisanten Bereich der Genmanipulation an Embryonen
mit letalem Ausgang für das betroffene Wesen, muss entsprechend geahndet
werden, um ein Zeichen zu setzen. Es ist hier auch unsere Aufgabe, Orientierungshilfen
für die Gesellschaft zu erstellen – aufzuzeigen, was noch innerhalb
der Gesetzesgrenzen erlaubt ist und was scharf bestraft werden muss. Ansonsten
wäre dieses Gericht nichts weiter als die alte Auge-um-Auge-Mentalität
unserer Vorfahren.« Die Richterin hielt inne und richtete ihren Blick auf
Anande. Ihre Stimme verlor etwas an Härte, als sie fortfuhr.
    »Auf der anderen Seite wurde uns mehrfach bestätigt, dass der rücksichtslose
Forscher Anande von damals mit dem heutigen Rettungsarzt nicht mehr viel gemein
hat – nicht einmal die Erinnerungen. Wir vertrauen dem Urteil von Doktor
Nicolas – ansonsten müssten wir keine Gutachter bemühen, wenn
wir ihre Kompetenzen danach anzweifeln wollen. Zudem wissen wir jetzt, dass
Doktor Anande sich der Verfolgung durch das Gericht nicht wissentlich und aus
freiem Willen entzogen hat, was für ihn sprechen sollte.«
    Sonja DiMersi sah sich rasch um und bemerkte, dass Sally McLennande die einzige
war, die keine Verwunderung zeigte, sondern höchst zufrieden lächelt.
Das war also der Nachtisch, auf den sie gewartet hatte! Gespannt lauschte sie
auf die Erklärung der Richterin.
    »Wir haben eine Bestätigung des Aufsichtsrates des » Holy Spirit
Medics «-Konzerns, dass die Gedächtnislöschung von Doktor
Anande gegen dessen Willen von einem der Konzernchirurgen im Auftrage des damaligen
Vorsitzenden Perusko vorgenommen worden ist. Auf diese Weise wollte Perusko
verhindern, dass Doktor Anande sein Wissen verbreiten und dem Ruf des Unternehmens
schaden konnte. Somit ist Doktor Anande von dem Verdacht, die ›Gehirnmelkung‹
selbst in Auftrag gegeben zu haben, freigesprochen.«
    Es würde später der Stoff für manchen internen Witz werden, dass
es DiMersi und Weenderveen waren, die gleichzeitig einen triumphierenden Aufschrei
nicht unterdrücken konnten. Sie mussten sich noch einige Zeit anhören,
wie sehr die anderen darauf gewartet hatten, sie würden über die Tische
springen und Anande umarmen ... oder die Richterin ... oder auch den Protokollanten.
In Wirklichkeit aber unterband Arna Botha jeden weiteren Ausbruch, indem sie
weiter sprach.
    »Für das, was damals im » Holy Spirit Medics«- Konzern
geschehen ist, werden sich andere noch verantworten müssen, auch wenn vermutlich
nie zu klären sein wird, ob das Verbrechen aufgrund von verletzter Aufsichtspflicht
oder einer zu gewinnorientierten Firmenethik geschehen konnte. Was uns hier
bleibt, sind die Aussagen der jetzigen Kollegen des heutigen Jovian Anande,
die einstimmig Zeugnis ablegen von dem positiven, moralisch korrekten und engagierten
Verhalten und dem integren Charakter des Arztes der Ikarus . Wenn es dem
Gericht möglich wäre, solche Art von Strafen zu verhängen, die
die Vernichtung eines Lebens durch die Rettung zahlreicher anderer auszugleichen
versuchen, dann würden wir das gerne tun. Es scheint uns so, als hätte
hier das Schicksal einen weiseren Urteilsspruch gefällt, als wir es können.
Unserer Einschätzung nach wird Doktor Anande ein Verbrechen wie das hier
verhandelte nicht wieder begehen.
    Demnach verurteilen wir den Angeklagten Doktor Jovian Anande für die ihm
vorgeworfenen Verbrechen zur Zahlung einer Kompensationsstrafe in Höhe
von 250.000 Krediteinheiten in entsprechenden Raten an einen von den Kant'Takki
unterstützten Fond zur Erforschung der Denir-Seuche. Die
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