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Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott
Autoren: Sylke Brandt
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alleine, sicherzustellen,
dass der Angeklagte blieb, wo er war. Und anderer Besuch irgendeiner Art war
Anande nicht willkommen.
    Das Klopfen wiederholte sich, diesmal nachdrücklicher. Und dann noch einmal.
Und noch einmal. Schließlich drang, gedämpft durch das dicke Material
der Tür, leise eine Stimme in den Raum.
    »Ach, kommen Sie, Anande! Ich weiß, dass Sie da sind und bestimmt
noch nicht schlafen! Machen Sie auf und lassen Sie mich rein!«
    »Verschwinden Sie«, gab der Arzt der Ikarus zurück. »Ich
will niemanden sehen.«
    »Dann stehe ich hier die ganze Nacht und klopfe. Na los, machen Sie schon
auf.«
    »Gehen Sie!«
    Ein kurzer Moment der Stille trat ein, und Anande fragte sich, ob er jetzt wieder
alleine war.
    »Na gut«, sagte dann schließlich die Stimme jenseits der Tür.
»Dann können wir ja auch so reden. Ich brülle mir hier draußen
die Seele aus dem Leib, und Sie können sich da drinnen aussuchen, ob Sie
mich irgendwann reinlassen oder sich ein paar Ohrenstopfen holen!«
    Mit plötzlichem Zorn sprang Anande auf und lief mit schnellen Schritten
zur Tür, entriegelte sie und öffnete sie. Vor ihm stand Sonja DiMersi,
in der einen Hand eine Flasche, auf dem Gesicht einen halb grimmigen, halb belustigten
Ausdruck.
    »Ich habe Ihnen gesagt, dass ich niemanden sehen will!«, fuhr der
Arzt sie an. »Warum können Sie das nicht einfach respektieren und
von hier verschwinden? Wir sehen uns morgen wieder ... im Gerichtssaal.«
    »Ja, sicher. Das auch.« Mit scheinbarem Gleichmut schlüpfte Sonja
an dem verblüfften Anande vorbei, als hätte er sie eingeladen, und
ging zu der Sitzecke. Fast gegen seinen Willen schloss der Arzt die Tür
und folgte dem Chief zu dem kleinen Schrank, aus dem sie gerade zwei Gläser
nahm.
    »Was wollen Sie hier?«, brachte er schließlich heraus.
    »Reden.« Sonja öffnete die Flasche, füllte die Gläser
und reichte eines Anande hinüber. Erst dann hob sie den Blick und sah ihn
direkt an. »Einfach nur reden.«
    »Hat Sentenza Sie geschickt, ja? Um mal zu schauen, wie es dem armen Delinquenten
so geht?«
    »Er macht sich auch Sorgen«, gab Sonja zu, ohne auf den beißenden
Spott in Anandes Stimme einzugehen. »Aber er würde mich nicht schicken ,
und das wissen Sie auch.« Ruhig ließ sie sich auf einem der Sessel
nieder und betrachtete den Mann, der stocksteif mit dem Glas in der Hand vor
ihr stand. Statt noch etwas zu sagen, nippte sie leicht an ihrem Getränk
und wartete. Es dauerte eine ganze Weile, ehe Anande langsam tief ein- und ausatmete
und wieder das Wort ergriff.
    »Sie sagten, Sie wollen reden.«
    »Ja, sobald Sie sich gesetzt haben und mich nicht mehr behandeln wie einen
Steuereintreiber ... oder eine Schlutterware-Verkäuferin.«
    Es wäre Sonja lieber gewesen, wenn Anande auf ihren Scherz reagiert hätte,
aber immerhin gab er seine Verteidigungshaltung auf und setzte sich.
    »Ich kann gut verstehen, dass Sie nervös sind«, begann der Chief
schließlich. »Morgen ist die Urteilsverkündung. Es wird sich
entscheiden, ob Sie als freier Mann aus der Sache herausgehen oder mit Reparationszahlungen
bis an das Ende ihrer Tage.«
    Anande lachte einmal kurz und hart auf.
    »Ein freier Mann? Hören Sie, diMersi, das ist doch illusorisch. Es
gibt keinen Zweifel an dem, was ich getan habe!«
    »Viele haben für Sie gesprochen, Anande. Sicher, die Tatsachen lassen
sich nicht verleugnen. Aber das hat doch mit Ihnen hier und heute nichts mehr
zu tun.«
    »Sie sagen das so leicht. Hat es das nicht? Wie würden Sie von sich
denken, wenn Sie sehen, dass sich aus dem Dunkel Ihrer Vergangenheit ein Bild
schält, das Ihre eigenen Vorstellungen überschreitet. Wenn Ihnen jemand
überzeugend darlegt, dass Sie ein Verbrechen an Unschuldigen begangen haben,
ohne einen Gedanken an Ethik zu verschwenden, alles für die Gewinnbestrebungen
eines Konzerns, für Ruhm und Anerkennung.« Anandes Stimme hatte mit
seiner sonstigen, ruhigen Art zu Sprechen nichts mehr zu tun. Sie war kalt und
scharf wie ein Skalpell und dabei so höhnisch, dass es wehtat, ihm zuzuhören.
    »Es ist bizarr, wie oft ich jetzt auf den medizinischen Eid poche, wo ich
doch damals skrupellos die Grenzen der Medizin weit über jeden erlaubten
Bereich hinaus ausgedehnt habe, nur weil es möglich ist. Vor lauter
Eitelkeit hatte ich den Blick für das, was sein darf , verloren.
Ich bin ein Genie wie Frankenstein aus den alten
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