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Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott
Autoren: Sylke Brandt
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sehr umher,
dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte. Er spürte, dass Sonja ihm
eine Hand auf die Schulter legte und hörte, wie sie fragte, ob er jetzt
lieber alleine sein wollte. Irgendwie schaffte er es, zu nicken. Kurz bevor
Sonja die Tür erreichte, hob er den Kopf und rief ihren Namen. Sie wandte
sich um und plötzlich war es ganz leicht, zu lächeln.
    »Danke, diMersi.«
    »Gern geschehen, jederzeit wieder.« Der Chief grinste. »Bis morgen,
dann bringen wir diese ganze unselige Sache zu einem Abschluss. Schlafen Sie
gut, Doc.«
    »Ja, Sie auch. Bis morgen.«
     

 
7.
     
    Der neue Tag war so klar und hell, wie er es über der Großstadt Regulus
nur sein konnte – das Licht der weißen Sonne brach durch eine malerische
Wolkendecke und strömte reichlich durch die Arkadenfenster des Gerichtsgebäudes
in die Flure. Es widerstrebte Sonja diMersi, in die abgeschlossene Welt des
Gerichtssaals zu gehen, in dem es keine Fenster gab. Vielleicht wäre ihr
Widerwille nicht so stark gewesen, wenn heute nicht der Tag der Urteilsverkündung
gewesen wäre – und ihrer eigenen Aussage kurz vorher. Sonja legte
die Stirn in Falten, blieb an einem Fenster stehen und starrte in den Garten
der Anlage. Was sollte sie erzählen? Ganz abgesehen davon, dass sie wenig
Freude daran hatte, vor so vielen Leuten zu sprechen, war alles über Anande
im Grunde schon gesagt worden. Sie fürchtete sich im Stillen davor, von
dem Vertreter der Anklage verhört zu werden. Wenn er genauso in ihrer Vergangenheit
wühlte wie in der von Roderick oder auch An'ta, dann war sie sich nicht
sicher, ob sie es durchstehen konnte. Seitdem der Anwalt bei der Befragung Rodericks
seine Art unmissverständlich klar gemacht hatte, lag Sonja nachts im Bett
und stellte sich die Situation vor, wie sie im Zeugenstuhl saß und er
ihr alle Geschehnisse auf der Oremi vorhielt. Ihr Herz raste, wenn sie
nur daran dachte. Würde sie ruhig bleiben? Ihn anschreien? In Tränen
ausbrechen? Sie hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, sich krank zu stellen
und nicht zu erscheinen oder sich dabei ertappt, wie sie auf den langen Treppen
im Gerichtsgebäude den vagen Wunsch verspürte, zu stürzen, sich
ein Bein zu brechen und im Krankenhaus zu landen. Aber ihre wütende Ansprache
gestern Nacht vor Anande war kein leeres Gerede gewesen. Die Zeit auf der Oremi war Vergangenheit. Sie hatte daraus gelernt und konnte es nun hinter sich lassen,
selbst wenn von Bussev es wieder hervor zerrte. Es hatte keine Macht mehr über
sie. Und wenn sie Anande wirklich helfen wollte, dann musste sie eben da hinein
gehen und für ihn sprechen, selbst wenn es unangenehm werden würde.
    Mit neu gewonnener Entschlossenheit setzte Sonja ihren Weg fort und sah an den
Türen des Saales Roderick auf sie warten. Er zeigte genau die richtige
Mischung aus Besorgtheit und Ermutigung, und sie musste lächeln, als er
ihre Hand drückte. Dann gingen sie zusammen hinein. Es war anders als in
den letzten Tagen. Jeden Morgen hatte die Crew der Ikarus sich hier getroffen,
mit ihren Gedanken und Zweifeln und ihrer Anspannung. Einer nach dem anderen
waren sie jetzt gehört worden und konnten für Anande sprechen. Sie
hatten hier, bis auf Sonja, ihren Teil getan, um die ganze Sache noch zu einem
Guten zu wenden – hoffentlich. Es war nicht nur Thorpa, der erkannte, dass
ihnen die Gerichtsverhandlung noch mehr gebracht hatte. Der Zusammenhalt war
anders geworden, fester, und sie waren sich klarer über ihre Rolle als
Crew des Rettungskreuzers. Keiner hätte genau in Worte fassen können
oder wollen, was sich geändert hatte, aber es war gut. Selbst Anande, der
bereits neben Thang saß und zu ihnen hinüber blickte, wirkte gelassener.
Er bedachte sie mit einem kurzen Lächeln, ehe er sich dem Anwalt zuwandte,
der ihm anscheinend etwas sehr Interessantes zu berichten hatte. Selbst auf
die Entfernung konnte Sonja sehen, wie die Augen des Arztes sich erst weiteten
und dann grimmig verengten.
    Es dauerte nicht lange, bis die morgendliche Prozedur begann – die Gerichtsdienerin
brachte Getränke und kontrollierte die Sensorplatte, dann eröffnete
die Vorsitzende Botha die Verhandlung, und Stille kehrte ein. Die Richterin
fasste einige Ergebnisse des Vortages zusammen und kündigte zudem neue
Erkenntnisse an, die jedoch erst nach dem Ende der Zeugenbefragung ausgeführt
werden würden – Sonja diMersi horchte
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