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Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott
Autoren: Sylke Brandt
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des Pultes
stob im oberen Teil in kleinen Splittern davon, und die Lampen über ihnen
zersprangen in einem Schauer aus Plastikscherben. Alles war erfüllt von
einem schrillen Sirren, das über ihre Köpfe schoss, und dem durchdringenden
Gestank irgendeiner Chemikalie. Es war sehr warm. Schreie klangen auf, aber
es war mehr Panik als Schmerz in ihnen. Die Sicherheitsanlagen des Saales sprangen
an, sorgten für eine Notbeleuchtung, und der feine Sprühregen eines
Brandschutzmittels ging hernieder. Sonja versuchte, den Kopf zu drehen, um in
den Saal blicken zu können, aber sie war noch immer völlig gelähmt.
Sie hörte nur, wie Roderick ihren Namen rief und sie fragte, ob sie verletzt
sei und dann Anandes helle, ruhige Stimme, als er ihm erklärte, dass keine
Gefahr bestünde. Dann dröhnte die Aufforderung durch die Lautsprecher,
dass niemand das Gerichtsgebäude verlassen dürfte. Irgendwie war Sonja
sich sicher, dass sie beiden Unbekannten oben aus dem Zuschauerraum schon fort
waren.
    Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis Sonja sich langsam wieder bewegen konnte.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Roderick besorgt.
    »Als hätte jemand auf meinen Nerven Geige gespielt«, gab sie
scherzhaft zur Antwort und versuchte dahinter zu verstecken, wie elend es ihr
ging. Der Schmerz kam in Wellen und war manchmal so stark, dass sie dachte,
sie müsste sich jetzt übergeben. Anande hatte ihr ein Mittel injiziert,
das nur langsam zu wirken begann – jetzt war er zusammen mit dem Notarzt
damit beschäftigt, die Leute zu versorgen, die bei der Explosion verletzt
worden waren.
    »Was war das?«, fragte sie und ließ ihren Blick über die
zerstörten Tische und Stühle im direkten Umfeld des Richterpultes
gleiten. Sie sahen zerlöchert aus, so als hätte jemand sie mit Säure
bearbeitet.
    »Eine Art Splitterbombe. Das Ding enthielt eine Unmenge von scharfkantigen
Metallteilen, die durch die Explosion beschleunigt und erhitzt wurden. Was auch
immer sie mit sich rissen, wurde zu einem neuen Geschoss. Eine üble Waffe.«
Roderick biss die Zähne zusammen und versuchte, alte Erinnerungen zu verdrängen.
    »Du kennst sie?«, hakte Sonja nach, und der nickte.
    »Das Multimperium setzt sie bei Nahkämpfen ein. Die Reichweite ist
nicht sehr groß, nur etwa 15 Meter. Aber in diesem Radius ist das Ding
ohne Schutzkleidung absolut tödlich.«
    »Wenn die Bombe hier vorne explodiert wäre, wären die Splitter
bis zur hinteren Sitzreihe geflogen?«
    »Nein. Warum fragst du?«
    »Da waren zwei Männer, sie gaben der Gerichtsdienerin ein Zeichen.
Ist sie tot?«
    »Ja. Von ihr ist nicht viel übrig. Sie war direkt neben der Bombe.«
    »Noch weitere Opfer?«
    »Nein, nur ein paar Verletzte. Dein Warnschrei hat alle rechtzeitig aufgeschreckt.«
Roderick grinste und strich ihr eine Haarsträhne zurück. »Ich
weiß ja, dass du laut schreien kannst, mein Schatz, aber mache das bitte nie, wenn mein Kopf nah an deinem ist«, fügte er zärtlich
hinzu.
    Sie lächelte nur zur Antwort und genoss das Gefühl, wie das Schmerzmittel
endlich seine Wirkung tat und ihren Körper mit einer angenehmen Taubheit
erfüllt. Dann beugte sich Weenderveen mit besorgtem Blick über sie.
    »Alles wieder in Ordnung? Gut! Es geht gleich weiter.«
    »Es geht weiter?«, wiederholte Sonja verblüfft und setzte sich
auf. »Was? Die Verhandlung?«
    »Ja! Richterin Botha ist wild entschlossen.« Weenderveen lachte. »Mir
gefällt die Frau. Sie ist zornig wie ein angeschossener Drupi und nicht
bereit, sich einschüchtern zu lassen. Sobald klar war, dass alle direkten
Prozessbeteiligten weitgehend unverletzt sind, hat sie die Urteilsverkündung
auf in einer Stunde gelegt. Sie will wohl nicht, dass noch etwas dazwischen
kommt.«
    Es dauerte tatsächlich nicht lange, bis sie sich im Schein der Notbeleuchtung
versammelten. Richterin Botha hatte einige schlichte Plaststühle bringen
lassen, die nun auf dem flüchtig gefegten, von der Explosion zerschrammten
Boden des Gerichtssaales standen. Sie bildeten einen Halbkreis, der auf einen
großen Klapptisch ausgerichtet war, hinter dem die Richterin und ihre
Beisitzer Platz genommen hatten. Zwei kleine Tische boten Raum für die
Anwälte und ihre Mandanten.
    Einige der Splitter hatten Arna Botha verletzt, und ein Klebeverband leuchtete
weiß auf der schwarzen Haut ihrer Wange – ihr linker Arm steckte
in einer aufblasbaren Schiene und war
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