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Rettungskreuzer Ikarus Band 006 - Konvoi

Rettungskreuzer Ikarus Band 006 - Konvoi

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 006 - Konvoi
Autoren: Martin Kay
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fünfundfünfzig
Jahre alt und hätte Chelseas Vater sein können. Sein ehemals blondes
Haar war komplett ergraut und sehr schütter. Im krassen Gegensatz dazu
schien sein Gesicht dem Alter zu trotzen. Nur Lachfalten waren ihm anzumerken,
ansonsten wirkte er noch ausgesprochen jugendlich. Wer ihm aber einmal in die
Augen geblickt hatte, wusste, was er während seiner siebenunddreißigjährigen
Militärzeit durchgemacht hatte. Es hieß, dass er in jungen Jahren
in der kaiserlichen Raummarine gedient hatte, doch zumindest die letzten zwanzig
Jahre hatte er drei Schiffe des Freien Raumcorps befehligt und unzählige
Schlachten gegen Piratenverbände, Schmuggler- und Verbrechersyndikate geschlagen.
    Chelsea wippte unruhig von einem Fuß auf den anderen, als sie sich daran
erinnerte, dass die nächste große Schlacht unmittelbar bevor stehen
konnte. Sie würde ihr Leben bedingungslos LeWine anvertrauen.
    Der Captain beendete seine Unterredung, schaltete den Bildschirm ab und sah
aus müden Augen zu seinem Ersten Offizier auf.
    »Nummer Eins!«, begrüßte er sie.
    »Sir, Sie haben wieder nicht geschlafen«, bemerkte sie vorwurfsvoll.
    LeWine lehnte sich in seinem gepolsterten Sessel zurück, seufzte tief und
nickte. »Es gibt zu viel zu tun, Chelsea. Was gibt es Neues?«
    Die Offizierin trat bis an seinen Schreibtisch heran und ließ sich auf
dem Besucherstuhl nieder, ohne vorher dazu aufgefordert worden zu sein. Dies
war auch nicht nötig. Sie diente bereits seit sieben Jahren unter LeWine
– zuerst als Waffensystemoffizierin, danach als stellvertretende Kommandantin.
Zwischen ihnen hatte sich eine gewisse Vertrautheit ergeben, die sich fast zu
einem Vater-Tochter-Verhältnis entwickelt hatte. Dennoch wahrten sie die
gewisse, militärische Distanz zueinander.
    »Wir haben fast alle Mannschaftstransfers abgeschlossen«, verkündete
der Lieutenant-Commander. »Damit bleiben noch zwei Crewmen im Maschinenraum
und Lieutenant Ash, die nicht eingeweiht sind.«
    »Ash«, machte LeWine und runzelte dabei die Stirn. »Ich wüsste
ihn gerne auf unserer Seite. Er ist ein ausgezeichneter Pilot und könnte
uns von großem Nutzen sein.«
    »Ich weiß«, bestätigte Chelsea. »Aber wir können
es uns nicht leisten, ihn jetzt einzuweihen. Was, wenn er später auf seiner
Versetzung besteht und plaudert? Das Risiko können wir nicht eingehen.«
    Captain LeWine nickte in sich hinein und spielte mit einer Hand an den Tasten
des Kommunikationsbildschirmes. »Das ist richtig. Leider haben wir nicht
die Zeit, auf das nächste Transferschiff zu warten. Wir haben einen Auftrag
bekommen und werden Ash und die beiden Crewmen mit auf die Mission nehmen müssen.«
    Chelseas Augen weiteten sich. »Aber die Gefahr ...«
    »Ist zu vernachlässigen«, wurde sie von ihrem Captain unterbrochen.
»Ash ist allein und wird sich uns nicht in den Weg stellen, wenn er einmal
Wind von der Sache bekommen hat. Falls er nicht kooperiert, müssen wir
ihn auf eine unliebsame wie unkonventionelle Art und Weise loswerden.«
    »Wohin führt uns unser Auftrag?«, fragte Commander Huntington
übergangslos, ohne auf LeWines Anspielung einzugehen.
    »Das dürfte ziemlich interessant werden«, entgegnete LeWine mit
einem leichten, wenn auch gekünstelt wirkenden Lächeln auf den dünnen
Lippen. »Vortex Outpost.«
    Chelsea Huntington verdrehte die Augen und stöhnte dabei angewidert auf.

    Das grelle Licht zuckte blitzartig über seine Netzhäute. Er hatte
die Augen fest geschlossen, doch die Flut hatte sich förmlich in ihn hineingebrannt.
Mit Wucht wurde er gegen die Wand geschleudert, dann zu Boden gepresst. Eine
neue Explosion ging durch das Schiff, riss die Wände auf und schüttelte
alles, was nicht niet- und nagelfest war, quer durch den Korridor.
    Roderick Sentenza stieß mit dem Kopf an. Er fluchte laut – dann schrie
er. Ein Feuerball jagte durch den Gang genau auf ihn zu. Das Geschoss hatte
seinen Ursprung in der Zentrale, war als kleiner Punkt gestartet und blähte
sich fast auf Planetengröße auf, zertrümmerte die Wände
und Außenhülle und würde das gesamte Schiff binnen weniger Sekunden
in seine atomaren Bestandteile zerlegt haben. Die Flammen griffen um sich. Sentenza
spürte die enorme Hitze, die ihm wie ein wahrer Feuersturm entgegenfegte.
Er fragte sich für einen Sekundenbruchteil, was ihn töten würde
– das Feuer oder die Wucht der Explosion. Nur der Tod
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