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Rettungskreuzer Ikarus Band 001 - Die Feuertaufe

Rettungskreuzer Ikarus Band 001 - Die Feuertaufe

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 001 - Die Feuertaufe
Autoren: Dirk van den Boom
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Lächeln.
    »Sentenza«, erklärte er mit sonorer Stimme, »Sie sind mächtig
gut weggekommen mit diesem Urteil, wissen Sie das?«
    Sentenza erhob sich wortlos und blickte den Richter einige Sekunden schweigend
an. Dann senkte er den Kopf.
    »Um ehrlich zu sein, euer Ehren«, ließ er kaum hörbar vernehmen,
»wäre es mir lieber gewesen, wenn Sie mich zum Tode verurteilt hätten.«
    Damit wandte er sich um und verließ den Raum. Der Richter blickte ihm
nachdenklich hinterher. »Dieser Mann ist so bestraft, dass keine irdische
Gesetzgebung dem auch nur ansatzweise hätte etwas gleichwertiges dazugeben
können«, dachte er bei sich. Er blickte dem Captain noch einen Augenblick
nach, dann hob er den nächsten Aktendeckel und seufzte. Er hatte noch einen
langen Arbeitstag vor sich.
    Captain Sentenza verließ das Gerichtsgebäude, ohne noch einen Blick
hinter sich zu werfen. Er hatte für seinen Verteidiger kein Wort des Dankes
übrig, obwohl dieser sich redlich für seinen Mandanten eingesetzt
hatte. Auf der Treppe vor dem Gerichtsgebäude standen einige Offiziere,
die auf ihn warteten, doch er ließ sie links liegen, ihre verwunderten
Blicke schien er nicht zu spüren und ihr ratloses Schulterzucken ließ
ihn kalt. Er überquerte die Straße, ohne auf den Verkehr auf den
Laufbändern zu achten, er rempelte Leute an, die er gar nicht wahrnahm.
Er war völlig in sich gekehrt, eine innere Leere hatte sich in ihm breit
gemacht. Womit er diese Leere füllen sollte, das war ihm völlig unklar,
und genauso wenig wie er das wusste, schien er seine Schritte nach einem Plan
und in eine bestimmte Richtung zu lenken. So irrte er eine halbe Stunde durch
die Gegend, ohne sich zu orientieren. Als er eine helle Leuchtreklame vor sich
erkannte, hielt er einen Augenblick inne, öffnete eine Tür und setzte
sich an eine Bar. Der Barkeeper musterte die weiße Uniform stirnrunzelnd,
aber sagte nichts weiter. Der neue Gast stierte auf die Getränkekarte an
der Wand und hob seine rechte Hand. Er wies auf den unteren Teil der Karte,
auf dem die harten Spirituosen aus allen bekannten Planeten standen. Die Bar
war bestens sortiert, es fehlte an nichts. An diesem Abend lernte Captain Sentenza
die gesamte Kollektion kennen. Seine innere Leere konnte er damit nicht füllen.
Doch das Bewusstsein darüber war erfolgreich betäubt.
    So endete die Offizierskarriere Captain Sentenzas.

    Dr. Jovian Anande saß mit verschränkten Armen vor dem Monitor und
las medizinische Daten ab. Der Mann hinter ihm blickte streng über seine
Schulter. Die beiden Bewaffneten im Hintergrund des Raumes starrten beunruhigt
auf den großen Tank mit der Nährlösung, in dem ein undefinierbares
Etwas schwamm. Es war kalt.
    »Nun, vielleicht erklären Sie mir einmal, was Sie hier eigentlich
tun!«, klang die sonore Stimme des stehenden Mannes auf. Fjodor Perusko
war der Generaldirektor von Holy Spirit Medics, des größten Pharmakonzerns
auf St. Salusa, und er war nicht durch Milde und Gutmütigkeit in so jungen
Jahren auf diesen Posten gelangt. Dr. Anande hob die Schultern und drückte
einen Knopf. Das Licht, das auf den Tank schien, wurde intensiver. Einzelheiten
wurden erkennbar. Eine der beiden Wachen rang sich ein Stöhnen ab.
    »Es handelt sich um einen ins Tausendfache vergrößerten Embryo
der Kant'takki. Er produziert pro Stunde drei Liter Denirin, was einen Reingewinn
von 1,2 Millionen Krediteinheiten pro Tag bedeutet.«
    Perusko beugte sich vor, um Anande ins Gesicht zu sehen. Das asketisch wirkende
Antlitz des Mediziners zeigte keine erkennbare Regung, während auf Peruskos
Stirn Schweiß glänzte und er merklich um seine Beherrschung rang.
    »Ich will einmal versuchen, zu verstehen, was hier passiert ist«,
stieß er hervor. »Sie haben seit drei Jahren unerlaubte Experimente
in diesem Labortrakt durchgeführt, ohne die Direktion davon in Kenntnis
zu setzen. Dann bekomme ich eine Meldung, nach der die Denirin-Produktion unseres
Konzerns sich innerhalb eines Monats verhundertfacht hätte. Das ist ja
erst mal eine gute Nachricht, denn dieses Mittel wird als Gegengift zur Denir-Seuche
in der ganzen Galaxis begehrt. Und als ich anfange nachzuforschen, stoße
ich auf Sie – und auf die Tatsache, dass Sie einen Embryo durch genetische
Manipulation auf das Tausendfache vergrößert haben und ihn als Produktionsmaschine
für Denirin missbrauchen.«
    Dr. Anandes Gesicht
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