Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rettungskreuzer Ikarus Band 001 - Die Feuertaufe

Rettungskreuzer Ikarus Band 001 - Die Feuertaufe

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 001 - Die Feuertaufe
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
ein
Kleinkind in sich hinein gerollt auf dem Boden liegend. Sie trugen die Frau
in die Intensivabteilung, doch von einigen Strahlenschäden abgesehen war
sie unverletzt. Nur ihr Haar, das einstmals kastanienbraun gewesen war, schimmerte
nun in einem klaren, reinen Weiß.
    Sie würde für über sechs Monate nicht aufwachen.
    So endete die Ingenieurskarriere von Sonja DiMersi.

    Das verfallen wirkende Gebäude von Prototype Inc. machte von außen
genauso wenig her wie von innen. Die Wände waren dreckig, die Farbe abgeblättert.
Die wenigen Plastwände sahen mitgenommen aus, fleckig und angegriffen.
Das schummrige Licht der Neonröhren flackerte und die automatischen Türen
waren alle offen, da sie nicht mehr funktionierten. Die Werkhalle war verlassen,
ein Großteil der Maschinen hatte der Konkursverwalter mitgenommen, um
mit dem Verkauf die Gläubiger befriedigen zu können. Darius Weenderveen
saß zusammengesunken auf einem Sessel vor den Resten seiner Firma und
musterte zwei Männer, die vor ihm standen. Interessierte Kunden, die sich
am Ausschlachten der Firma beteiligen wollten. Alles, was Weenderveen jetzt
verdiente, gehörte ihm, denn mit den guten Maschinen hatte er seine Verbindlichkeiten
begleichen können. Obgleich der Firmengründer von Prototype Inc. einen
verzweifelten Eindruck machte, war er doch bestrebt, so viel wie möglich
aus diesem Desaster herauszuholen – und wenn es das Letzte war, das er
als Geschäftsmann in seinem Leben erreichte.
    Prototype Inc. war sehr hoffnungsvoll gestartet, eine junge Firma, die Einzelanfertigungen
von Arbeitsdroiden herstellte, ganz auf die individuellen Bedürfnisse der
Kunden abgestellt. Keine Massenware, keine Einheitsform, alles in Handarbeit
und sorgsam geprüfter Qualität. Weenderveen hatte damit eine Marktlücke
entdeckt und sie genutzt: In den ersten drei Jahren seiner Geschäftstätigkeit
konnte er Umsatz und Profit jedes Jahr verdreifachen. Bald beschäftigte
er 35 Robotiker und Techniker in seiner kleinen Werkshalle. Dann war eines Tages
ein Vertreter von Robotics Syndicate an ihn herangetreten mit einem verlockenden
Übernahmeangebot. Die Summe hätte ihn über Nacht zu einem der
reichsten Männer dieses Planeten gemacht, doch er hatte abgelehnt: Er wollte
es den großen Konzernen zeigen und beweisen, dass er gegen sie bestehen
konnte.
    Welch eine Hybris.
    Ein Jahr später hatte das Syndikat eine eigene Baureihe semiindividueller
Droiden auf den Markt gebracht, mit zwar einheitlicher Grundform, aber sehr
individueller und persönlicher Ausstattung und multiplen Fähigkeiten
– und das zu einem günstigen Preis. Einem Preis, den Weenderveen nicht
hatte unterbieten können. Nach einem weiteren Jahr musste er Konkurs anmelden.
Trotz dieses Tiefschlages hielt ihn sein Stolz noch aufrecht, und dieser Stolz
funkelte auch noch in seinen Augen, als er die beiden Männer betrachtete,
die sich halb interessiert, halb gelangweilt in den Resten seiner Produktionsstätte
umsahen.
    »Viel ist ja nicht mehr übrig geblieben«, erklärte einer
mit gerunzelter Stirn. Er trug die Tätowierung des Freien Raumcorps, einer
Organisation von Reedereien und Kapitänen, die formell staatenlos waren
und Aufträge ausführten, die normale Handelslinien nicht erfüllen
konnten. Dazu benötigten sie manchmal auch etwas ausgefallenes Material,
und als sie vom Ende der Firma gehört hatten, waren sie bald hier aufgetaucht.
    »Ja, die Sahnestücke sind fast alle an die Gläubigerbanken gegangen«,
erklärte Weenderveen trocken und machte eine ausholende Handbewegung. »Ich
kann Ihnen nicht mehr viel anbieten. Einige elektronische Werkbänke, einen
Haufen Möbel, ein paar Computerterminals – und insgesamt drei Prototypen,
für die sich niemand mehr interessiert hat. Die Besteller sind abgesprungen,
als ich die Garantieleistung nicht mehr übernehmen konnte.«
    Der andere Mann, mit hoher Stirn und intelligenten Augen, hob die Augenbrauen.
»Drei Prototypen? Die hätte ich gerne mal gesehen.«
    Weenderveen erhob sich und führte seine Gäste in den kleinen Lagerraum,
der ebenfalls fast völlig leergeräumt war. In einer Ecke, neben allerlei
technischem Gerümpel, standen drei humanoid geformte Droiden, offensichtlich
deaktiviert.
    »Hier sind sie – alles Qualitätsarbeit und alle voll funktionsfähig.«
Der Stolz in Weenderveens Stimme war kaum zu überhören. »Ich
selbst war zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher