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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir
Autoren: Tahereh H. Mafi
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will ich ihm erzählen. Da ist so vieles, was ich tun muss, was ich klären und entscheiden muss.
    Doch vorerst habe ich nur eine einzige Frage.
    »Wo ist dein Vater?«, flüstere ich.
    Warner braucht einen Moment, um sich zu fassen. Dann antwortet er: »Wieder im Hauptquartier. Er ist aufgebrochen, nachdem er«, er zögert, ringt mit sich, »sofort nachdem er auf dich geschossen hatte.«
    Unglaublich.
    Er ließ mich einfach da liegen, blutend. Ein hübsches kleines Geschenk für seinen Sohn. Eine hübsche kleine Lektion für seinen Sohn. Verliebe dich, und du darfst zugucken, wie deine Liebste erschossen wird.
    »Er weiß also nicht, dass ich hier bin?«, frage ich. »Dass ich noch am Leben bin?«
    Warner schüttelt den Kopf. »Nein.«
    Und ich denke, Gut . Das ist sehr gut. Viel besser, wenn er glaubt, dass ich tot bin.
    Warner schaut mich immer noch an. Schaut und schaut und schaut und sieht aus, als wolle er mich berühren, wage es aber nicht, mir zu nahe zu kommen. Dann flüstert er: »Wie geht es dir, Süße? Wie fühlst du dich?«
    Und ich lächle in mich hinein, denke, wie viele Antworten es auf diese Frage gibt.
    Ich denke daran, dass mein Körper so erschöpft und ausgelaugt und entkräftet ist wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich denke daran, dass ich in 2 Tagen nichts außer einem Glas Wasser zu mir genommen habe. Dass ich noch nie zuvor weniger einschätzen konnte, wie Menschen wirklich sind. Dass ich hier in einem Haus bin, an dessen Existenz niemand mehr glaubte, und mit einem der meistgehassten und meistgefürchteten Menschen des Sektor 45 in einem Bett liege. Und dass dieses bedrohliche Wesen so viel Zärtlichkeit in sich trägt und mir das Leben gerettet hat. Dass der Vater dieses Jungen mich erschießen wollte und ich nur wenige Stunden zuvor in einer Lache meines eigenen Bluts lag.
    Ich denke daran, dass meine Freunde vermutlich noch kämpfen und dass Adam sicher furchtbar leidet, weil er nicht weiß, wo ich bin und was mir zugestoßen ist. Dass Kenji immer noch so vielen Menschen eine Stütze ist. Dass Brendan und Winston womöglich immer noch vermisst werden. Dass vielleicht alle Bewohner von Omega Point inzwischen tot sind. Und das bringt mich zum Nachdenken.
    Ich fühle mich besser als je zuvor in meinem Leben.
    Ich staune, wie verändert ich mich fühle. Und ich weiß, dass von jetzt an alles anders werden wird. Ich muss so vieles erledigen. So viele offene Rechnungen begleichen. So vielen Freunden helfen.
    Alles ist anders.
    Denn einst war ich ein Kind.
    Heute bin ich noch immer ein Kind, aber nun habe ich einen eisernen Willen und zwei stählerne Fäuste und bin um 50 Jahre gealtert. Ich habe endlich verstanden, worum es geht. Ich habe endlich verstanden, dass ich stark genug bin, dass ich wohl auch mutig genug bin, dass ich nun vielleicht endlich tun kann, was ich tun muss.
    Jetzt bin ich eine Macht.
    Eine menschliche Mutation.
    Ein lebendiger Beweis dafür, dass die Natur endgültig zerstört ist, dass sie sich selbst fürchtet vor dem, was sie geschaffen hat, was sie geworden ist.
    Und ich bin stärker. Ich bin wütender.
    Ich bin bereit, etwas zu tun, das ich garantiert bereuen werde, aber jetzt ist mir das egal. Ich bin es leid, nett zu sein. Ich bin es leid, ängstlich zu sein. Ich fürchte mich vor gar nichts mehr.
    In meiner Zukunft wartet das große Chaos.
    Und ich werde keine Handschuhe tragen.

DANKSAGUNG
    Ich will nachsichtige Freunde und großmütige Fremde und stundenlangen ungestörten Schlaf. Ich will die süßesten Blaubeeren, die besten Gespräche, die herzlichsten Umarmungen, und ich will Diebe, die deine Traurigkeit stehlen. Ich will Polarlichter und lautes Lachen; ich will Unendlichkeit und alles, was dorthin führt, und das alles will ich für dich. Meinen allerliebsten Freund. Meinen Ehemann. Du bist meine Lieblingsfarbe, meine Lieblingsjahreszeit, mein Lieblingswochentag. Ich will alles, was sich in dieser Welt zu besitzen lohnt, um es dir zu schenken.
    Meine Mutter. Mein Vater. Meine Brüder. Meine Familie. Ich liebe euch lachend. Ich liebe euch weinend. Ich liebe euer Lachen und euer Weinen über jeder Teekanne, die wir gemeinsam geleert haben. Ihr seid die großartigsten Menschen, die ich kenne, und ihr seid gezwungen, mich mein Leben lang zu kennen, und ihr habt euch noch nie beklagt. Seid bedankt, immer, für jedes heiße Getränk. Und dafür, dass ihr meine Hand niemals losgelassen habt.
    Jodi Reamer. Ich sagte Hallo, und du hast gelächelt, und deshalb
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