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Rette mich vor dir

Rette mich vor dir

Titel: Rette mich vor dir
Autoren: Tahereh H. Mafi
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haben meinen Sohn entführt.«
    »Nein«, keuche ich, »das war nicht –«
    Er lässt mich nicht ausreden. »Sie haben mir das angetan. Und jetzt will ich Rache.«

69
    Atmen. Das Atmen nicht vergessen.
    »Es ist bemerkenswert«, fährt Anderson fort, »was Sie geschafft haben. Wir waren ja nur zu dritt in diesem Raum. Sie, ich, mein Sohn. Meine Soldaten haben das gesamte Gelände überwacht, weil wir damit gerechnet hatten, dass Sie mit Unterstützung kommen würden. Aber Sie waren ganz alleine.« Er hält einen Moment inne. »Ich hatte auch angenommen, dass Sie Verstärkung mitbringen würden, wissen Sie«, fährt er dann fort. »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie mutig genug seien, mir alleine entgegenzutreten. Doch dann haben Sie mich im Alleingang entwaffnet und Ihre Geiseln befreit. Sie mussten zwei Männer – außer meinem Sohn – in Sicherheit bringen. Wie Ihnen das gelingen konnte, entzieht sich vollkommen meinem Verständnis.«
    Mir wird klar: Ich habe nur 2 Möglichkeiten.
    Entweder ich sage ihm die Wahrheit über Kenji und Adam – dann wird man sie verfolgen. Oder ich nehme alles auf mich.
    Ich sehe Anderson an.
    Nicke. Sage: »Sie haben mich als dummes kleines Mädchen bezeichnet. Sagten, ich sei zu feige, um mich zu wehren.«
    Zum ersten Mal scheint er sich unwohl zu fühlen. Als würde ihm bewusst, dass ich ihm wohl erneut etwas antun könnte, auch jetzt sofort.
    Und ich denke, ja, eigentlich eine prima Idee.
    Aber vorher möchte ich wissen, was er von mir will. Weshalb er überhaupt mit mir spricht. Im Moment habe ich keine Angst, dass er mich angreifen wird. Ich weiß, dass ich im Vorteil bin. Ich könnte ihn mühelos unschädlich machen.
    Anderson räuspert sich.
    »Ich wollte eigentlich ins Kapitol zurückkehren«, sagt er. Seufzt. »Aber meine Arbeit hier ist noch nicht beendet. Ihre Leute verkomplizieren alles entsetzlich, und es ist extrem schwierig, all diese Zivilisten einfach so umzubringen.« Er hält einen Moment inne. »Oder nein, das stimmt so nicht. Es ist nicht schwer, sie umzubringen – es erweist sich nur als zusehends unpraktisch.« Er sieht mich an. »Wenn ich sie nämlich alle umbringe, habe ich keine Untertanen mehr, nicht wahr?«
    Er lacht doch tatsächlich. Als hätte er etwas besonders Witziges gesagt.
    »Und was haben Sie mit mir vor?«, frage ich.
    Er holt tief Luft. Lächelt. »Ich muss zugeben, Juliette, dass ich außerordentlich beeindruckt bin. Sie haben mich ganz allein überwältigt. Sie waren geistesgegenwärtig genug, meinen Sohn als Geisel zu nehmen. Sie haben zwei Ihrer Leute befreit. Und um den Rest Ihrer Truppe zu retten, haben Sie ein Erdbeben hervorgerufen!« Er lacht und lacht, kann sich gar nicht mehr beruhigen.
    Ich fühle mich nicht bemüßigt, ihm zu erklären, dass nur 2 seiner Vermutungen richtig sind.
    »Ich habe jetzt eingesehen, dass mein Sohn Recht hat. Sie könnten uns tatsächlich von Nutzen sein, vor allem jetzt. Sie kennen sich besser in deren Zentrale aus als Aaron.«
    Warner hat also seinen Vater aufgesucht.
    Und unsere Geheimnisse verraten. Natürlich. Ich verstehe nicht, weshalb ich so überrascht bin.
    »Sie«, sagt Anderson, »könnten mir bei der Vernichtung all Ihrer kleinen Freunde helfen. Sie könnten mir alles erzählen, was ich wissen muss. Sie könnten mir berichten, was diese ganzen anderen Monster zu tun vermögen, wo deren Stärken und Schwächen liegen. Sie könnten mich zu ihrem Versteck führen. Sie könnten alles tun, was ich von Ihnen verlange.«
    Ich würde ihm gerne ins Gesicht spucken.
    »Lieber sterbe ich«, sage ich. »Oder lasse mich bei lebendigem Leib verbrennen.«
    »Ach, das bezweifle ich doch sehr«, erwidert er. Verlagert sein Gewicht auf dem Stock, um besser stehen zu können. »Ich glaube, Sie würden es sich anders überlegen, wenn Sie spüren, wie Ihnen die Gesichtshaut wegschmilzt. Aber«, fügt er hinzu, »ich bin ja kein Unmensch. Wir können diese Möglichkeit natürlich in Erwägung ziehen, wenn Sie das so verlockend finden.«
    Was für eine entsetzliche Kreatur.
    Er lächelt breit, sichtlich zufrieden über mein Schweigen. »Das dachte ich mir doch.«
    Die Haustür fliegt auf.
    Ich bewege mich nicht. Ich drehe mich nicht um. Ich weiß nicht, ob ich sehen möchte, was mir widerfahren wird. Doch dann höre ich, wie Anderson den Besucher begrüßt. Ihn hereinbittet. Ihn auffordert, mir Guten Tag zu sagen.
    Warner tritt in mein Blickfeld.
    Ich spüre Schwäche in allen Knochen, mir ist speiübel, und ich
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