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Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor

Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor

Titel: Resident Evil - Sammelband 02 - Der Umbrella-Faktor
Autoren: S. D Perry
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sich leicht über die nackten Beine und Arme, zum einen, um sie aufzuwärmen, zum anderen, um den gröbsten Straßenschmutz abzustreifen. Shorts und Weste hatten der Oktobernacht nichts entgegenzusetzen, und es erinnerte Claire einmal mehr daran, wie dumm es von ihr gewesen war, ohne zweckmäßige Kleidung loszufahren. Chris würde ihr gehörig die Leviten lesen …
    … aber nicht hier .
    Die gläserne Gebäudefront erlaubte ihr einen ungehinderten Blick in das gut beleuchtete, gemütliche Restaurant, von den am Boden verschraubten roten Hockern am Lunchtresen bis hin zu den gepolsterten Sitznischen entlang der Wände – und nirgends war ein Mensch zu sehen.
    Claire runzelte die Stirn; ihre anfängliche Enttäuschung machte der Verwirrung Platz. Da sie Chris während der vergangenen Jahre ziemlich regelmäßig besucht hatte, war sie schon zu jeder Tages- und Nachtstunde in diesem Restaurant gewesen; sie waren beide Nachtschwärmer und hatten oft beschlossen, um drei Uhr morgens einen Cheeseburger essen zu gehen – und das taten sie stets bei Emmy’s. Es hielt sich immer jemand bei Emmy’s auf, plauderte entweder mit einer der in pinkfarbenes Polyester gekleideten Kellnerinnen oder saß bei einem Kaffee und über eine Zeitung gebeugt am Tresen, ganz gleich, wie viel Uhr es gerade war.
    Wo sind sie also alle hin? Es ist noch nicht mal neun …
    Auf dem Schild stand „Geöffnet“, und sie würde es nicht herausfinden, indem sie auf der Straße stehen blieb. Mit einem letzten Blick auf ihr Motorrad, öffnete Claire die Tür und trat ein. Sie holte tief Luft und rief hoffnungsvoll: „Hallo? Ist hier jemand?“
    Ihre Stimme wirkte irgendwie flach in der gedämpften Stille des leeren Restaurants; bis auf das leise Summen der Deckenventilatoren über ihrem Kopf vernahm Claire keinen Laut. In der Luft hing der vertraute Geruch ranzigen Fettes, aber auch noch eine andere Note – ein Geruch, der bitter war und doch weich, wie von welken Blumen.
    Das Restaurant war L-förmig angelegt, Sitznischen erstreckten sich vor und linker Hand von ihr. Claire ging langsam geradeaus. Am Ende des Tresens befand sich der Servicebereich, dahinter die Küche. Wenn Emmy’s offen war , würde das Personal sich wahrscheinlich dort aufhalten, vielleicht ebenso überrascht wie sie selbst, dass die Kundschaft heute ausblieb –
    – aber das würde auch nicht die Sauerei erklären, oder?
    Na ja, Sauerei war übertrieben – die Unordnung hielt sich in Grenzen und war Claire von draußen nicht einmal aufgefallen. Einige Speisekarten auf dem Boden, ein umgekipptes Wasserglas auf der Theke und ein paar wie zufällig verstreute Löffel, Gabeln und Messer waren die einzigen Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmte – aber es genügte.
    Pfeif auf das, was in der Küche ist – hier ist’s mir zu unheimlich. In dieser Stadt ist ganz entschieden was verdammt nicht in Ordnung – vielleicht wurde das Restaurant überfallen, oder man bereitet eine Überraschungsparty vor. Wen juckt’s? Zeit für mich , die Fliege zu machen!
    Aus dem nicht einsehbaren Bereich am Ende des Tresens kam das leise Geräusch einer Bewegung – ein gleitendes Flüstern von Stoff, gefolgt von einem gedämpften Röcheln. Dort hielt sich jemand in geduckter Haltung auf, versteckte sich.
    Mit laut pochendem Herzen rief Claire noch einmal: „Hallo?“
    Einen Herzschlag lang war nichts zu hören – und dann ein weiteres Röcheln, ein ersticktes Stöhnen, das ihr die Nackenhaare aufstellte.
    Trotz ihrer Bedenken eilte Claire in den rückwärtigen Teil des Restaurants. Plötzlich kam sie sich kindisch vor wegen ihres Wunsches zu verschwinden. Vielleicht hatte es ja einen Überfall gegeben, vielleicht waren die Gäste gefesselt und geknebelt worden – oder, schlimmer noch, so schwer verletzt, dass sie nicht einmal mehr um Hilfe rufen konnten. Ob es ihr nun gefiel oder nicht, sie steckte längst in der Sache drin.
    Claire erreichte das Ende des Tresens, schwenkte nach links –
    – und erstarrte, die Augen weit aufgerissen.
    Sie kam sich vor, als sei sie geohrfeigt worden. Neben einem mit Tabletts beladenen Wagen kauerte ein Mann mit beginnender Glatze. Er trug die weiße Kleidung eines Koches, kehrte ihr den Rücken zu und war über den Körper einer Bedienung gebeugt – aber irgendetwas an diesem Bild war ganz und gar falsch , so falsch, dass Claires Verstand es zunächst nicht verarbeiten konnte. Ihr schockierter Blick erfasste die pinkfarbene Uniform, die bequemen
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