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Reservierung for Lucky One (German Edition)

Reservierung for Lucky One (German Edition)

Titel: Reservierung for Lucky One (German Edition)
Autoren: Kajsa Arnold
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Meine Füße tragen mich zielstrebig zur Tür, die meine Hand öffnet und hinter mir wieder schließt. Ich nehme nicht den Aufzug, sondern laufe schnellen Schrittes die Treppen hinunter. Köpfe wenden sich mir zu, schauen mir hinterher. Der Concierge telefoniert, wedelt aufgeregt mit dem Armen, als ich an ihm vorbei renne, will er mich aufhalten? Dies alles geschieht in Zeitlupe, nur ich bewege mich schneller als alle anderen und für mich gibt es kein Halten.
    Vor der Tür hält ein Taxi, in das ich springe, den Namen des Bahnhofs nenne ich atemlos. Erst als das Taxi Fahrt aufnimmt, falle ich zurück in die Zeit und Geräusche dringen wieder an meine Ohren. Alles, was ich höre, ist das laute Schlagen meines Herzens auf der Flucht.
     
    Erst als ich in einem Zug nach Deutschland sitze, fällt mir auf, dass ich gar kein Gepäck bei mir habe. Verdammt, es ist alles noch in diesem verfluchten Hotelzimmer. Selbst meine Geige! Mist, aber im Moment ist es mir egal. Vielleicht schickt das Hotel es mir nach, schließlich habe ich alles mit Namen und Adresse versehen und wenn nicht, auch egal. Ich trage meine Papiere bei mir, Schlüssel, Handy, Geldbörse. Alles, was wichtig ist. Den Rest kann man ersetzen. Nein, nicht alles, niemand ersetzt mir mein kaputtes Herz. Das wird nun so lange zersplittert in diesem Pariser Hotelzimmer auf dem Boden herumliegen, bis die Putzfrau es wegsaugt. Henning werde ich ebenfalls nicht ersetzen können, aber das will ich auch gar nicht, wer will schon einen verlogenen Typen ersetzen. Darauf verzichtet man doch gerne.
    Der Zug stand am Gleis, als hätte er geradezu auf mich gewartet. Ich kaufte schnell eine Fahrkarte, wie ich das ohne Sprachkenntnisse hinbekommen habe, weiß ich nicht, dann hastete ich zu dem Gleis und sprang in letzter Minute in den Zug. Nach Hause, egal wie. Jeder Kilometer, den der Zug rollte, lässt mich leichter werden. Als wir die Grenze erreichen, stoße ich einen befreiten Seufzer aus. Ja, Heimat!
    Tränen steigen mir in die Augen und vertragen sich absolut nicht mit meinem Maskara, den ich am Morgen noch aufgelegt habe. Er brennt kräftig in den Augen, die in salziger Trauer schwimmen.
    Mein Handy ist auf Vibration gestellt, und als ich nach einem Taschentuch suche, um mir die Tränen aus den Augen zu wischen, fällt es mir in die Hände. Eine SMS ist eingegangen, doch ich muss mir erst die Augen wischen, um überhaupt klar sehen zu können.
    11 Anrufe in Abwesenheit – ich kann mir denken, wer es ist. Fast minütlich hat er versucht mich zu erreichen, es aber dann irgendwann aufgegeben. Stattdessen sind dann SMS Meldungen eingegangen. Alle 5 von Lucky One !
    Ich schalte das Handy einfach aus und stecke es wieder in die Tasche. Ich sollte mir wirklich eine neue Handynummer zulegen. Mist, bis ich in Düsseldorf ankomme, wird es später Abend sein und dann haben die Geschäfte bereits geschlossen, heute ist Samstag. Und morgen ist Sonntag – na dann, Frohe Ostern!
     
    Um mich abzulenken schalte ich mein Handy wieder ein, sehe, dass eine weitere SMS eingegangen ist, doch genau wie die anderen ignoriere ich auch diese. Ich stecke mir die Stöpsel in die Ohren und drücke auf Play, etwas Musik wird mir guttun und meine überreizten Nerven entspannen. Es dauert einige Sekunden, bis sich die Musik aufgebaut hat, dann erkenne ich dich Melodie und ich schaue verwundert auf das Display – Her Name is Calla .
     
    Filming you sleep
    Kissing French style
    with no feelings at all
    Forgetting to love you
    and you forgetting to love me back.
    Restless for adventure
    but too scared to go out
    Reading lots but nothing sinks in
    Adrenaline rushing but going nowhere
    Taking but not giving.
     
    Obwohl die ganze Zeit mein Finger auf der Aus-Taste schwebt, bringe ich es einfach nicht fertig, das Gerät auszuschalten und dem Lied ein Ende zu setzen, denn es spiegelt genau das wider, was ich im Moment fühle: Taking but not giving . Nehmen aber nicht geben. Müsste man Henning mit Worten beschreiben, würden diese ihn genau treffen.
     
    Es ist Abend – Ostersonntag. Ich schaue einen Actionfilm, irgendetwas mit Vin Diesel und ich jubele jedes Mal innerlich, wenn er irgendjemandem gewaltig auf die Nase haut, mit Vorliebe Paul Walker, dessen blonde Haare mich an den Typen erinnern, dessen Name ich nicht denken will.
    Das nervende Klingeln meines Festanschlusses reißt mich aus meinen tiefgründigen Gedanken und im ersten Moment schlägt mein Herz bis zum Hals. Doch dann atme ich
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