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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin
Autoren: Elizabeth Corley
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Überwachungszubehör – einem in einer Doppelsteckdose verborgenen Sender – verfolgt.
    Das letzte Stadium erforderte feinfühlige Manöver. Er brauchte sie allein, wie ein Collie, der das markierte Schaf umkreist und von den anderen trennt. Er brauchte sie ohne die anderen Frauen, die dem Unternehmen nur einen Anstrich von Sicherheit hatten geben sollen. Indem er sie bis zuletzt in dem Glauben ließ, dass sie die Sache mit einer Freundin gemeinsam machte, konnte er sie, so dachte er, in Sicherheit wiegen.
    Ihm war klar, dass der ganze Plan in dieser Phase immer noch auseinander fallen konnte – der vorgebliche Anruf des Rektors erwies sich möglicherweise als wirkungslos; sie hätte beschließen können, auf ihre Freundin zu warten. Bald würde er es wissen. Gelassen wartete er ab, gefeit gegen mögliche Enttäuschungen, denn er war darauf trainiert, seinen Eifer auf ein Minimum zu begrenzen. Er hatte seine Emotionen vollkommen unter Kontrolle, als er mit dem Mietwagen an der Victoria Station vorfuhr.

3
    Der Zug fuhr nahezu pünktlich ein. Deborah riss sich aus einem glücklichen Tagtraum, in dem sie, dank ihrer Einkünfte als Model, mit Derek einen romantischen Urlaub für zwei gemacht hatte. Sie gab dem Mann am Ausgangsschalter den Abriss ihres Fahrscheins und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln, das ihm den Tag versüßte und ihn später zu einem wichtigen Zeugen hätte machen können, wenn es denn zu einer polizeilichen Ermittlung gekommen wäre. Zielstrebig ging sie zu einem der Seitenausgänge, wo ein Wagen mit Chauffeur auf sie warten sollte. Inzwischen spürte sie wieder die Schmetterlinge im Bauch und musste mehrmals tief durchatmen, um sich zu beruhigen.
    Sie trat in die Hitze des ungewöhnlich warmen Apriltages hinaus, und Staub und Lärm der viel befahrenen Londoner Straße trugen wenig zu ihrer Beruhigung bei. Blinzelnd sah sie sich nach dem Fahrer um. Am Telefon hatte es sich so einfach angehört, aber hier, im Gedränge von Menschen und Verkehr, wurde ihr klar, dass sie den Wagen auch schlichtweg übersehen konnte.
    In ihrer wachsenden Panik zuckte sie heftig zusammen, als ein dunkelhäutiger Mann mit Knoblauchatem zu ihr trat und sie sanft am Ellbogen berührte.
    «Haben Sie sich verirrt, Madam?»
    «Nein, nein, alles in Ordnung, danke. Die Sonne blendet nur so. Danke, es ist wirklich alles in Ordnung.»
    «Entschuldigen Sie meine Direktheit, Verehrteste, aber den Eindruck habe ich ganz und gar nicht – und ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich Sie hilflos hier stehen ließe.»
    Seine Aufmerksamkeit hatte etwas Bedrohliches, daher versuchte Deborah verzweifelt, ihn loszuwerden.
    «Nein, wirklich, alles in Ordnung. Ich warte auf jemanden. Sie müssten jeden Moment hier sein», entgegnete sie brüsk und schickte ein vages Lächeln hinterher, das ihre Augen jedoch nicht erreichte.
    «Aber ich habe ein hübsches Restaurant gleich auf der anderen Straßenseite, wo Sie bequem sitzen und nach den Leuten Ausschau halten könnten, auf die Sie warten.»
    Der Mann war hartnäckig, nun hielt er schon ihren Ellbogen mit festem Griff umklammert und zog sie zum Bordstein, als wollte er mit ihr die Straße überqueren.
    «Schon gut, die Lady gehört zu mir», sagte plötzlich eine Stimme hinter ihnen.
    Deborah und ihr Beschützer drehten sich um. Die Gesichtszüge des Mannes waren kaum zu erkennen, da er die Sonne im Rücken hatte. Er war groß und kräftig. Etwas an seiner Haltung ließ Deborah unwillkürlich an die Polizei denken, aber sie verwarf den Gedanken auf der Stelle und schob das Gefühl auf die Chauffeursmütze, die der Mann trug.
    «Mrs. Fearnside? Ich bin Ihr Chauffeur von Happy Families, dem Versandhaus.»
    «Ja, ja, das bin ich», antwortete Deborah hastig, da sie es kaum erwarten konnte, den Restaurantbesitzer loszuwerden, und dann, etwas freundlicher: «Wie nett, dass Sie mich abholen.»
    «Keineswegs, Madam, das ist mein Job. Aber wir sollten unverzüglich fahren. Ich stehe nämlich im Halteverbot.»
    Der Restaurantbesitzer schien nicht willens, sie gehen zu lassen, doch schließlich veranlasste ihn etwas in den Augen des Chauffeurs, den Rückzug anzutreten. Er deutete eine Verbeugung an und machte sich daran, die Straße zu überqueren.
    « Au revoir , Madame . Ich hoffe, unsere Wege kreuzen sich wieder einmal.»
    Deborah beachtete den davoneilenden Mann nicht weiter. «Nochmals danke. Er ging mir schon ziemlich auf die Nerven.»
    Der Chauffeur lächelte nur und nahm ihre kleine
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