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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin
Autoren: Elizabeth Corley
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Auto parken und eine Fahrkarte kaufen. «Weißt du was?», sagte sie, als sie ihre Freundin so ratlos sah. «Ich erkläre denen, dass du aufgehalten worden bist. Sobald ich im Studio bin, rufe ich an, um zu hören, wie es bei dir steht.»
    «Oh, danke, Deb, das wäre toll. Eigentlich müsste ich es trotz allem noch schaffen, vorausgesetzt, mit dem Rektor geht alles reibungslos über die Bühne.»
    «Da bin ich ganz sicher, keine Bange. Und die von der Agentur wird es nach der ganzen Mühe, die sie auf sich genommen haben, um uns zu finden, nicht stören, wenn du ein klein wenig zu spät kommst. Wir sehen uns dann später.»
    Deborah drehte sich um und ging, ohne auf die Antwort ihrer Freundin zu warten. Wenn der Verkehr nicht allzu dicht war, konnte sie den Zug noch erwischen.
    Als der 8.12-Uhr-Zug mit fünf Minuten Verspätung abfuhr, ließ sie sich dankbar auf den Sitz sinken. Wäre der Verkehr nicht so günstig gewesen, wäre der Zug pünktlich abgefahren, hätte sie auf Leslie gewartet, dann wäre sie vielleicht, vielleicht am Abend wohlbehalten wieder nach Hause gekommen.

2
    Er saß am Steuer des gemieteten 5er BMW und wartete geduldig. Alle Planungen und Vorbereitungen liefen auf diesen Augenblick hinaus. Er war, wie bei früheren Anlässen, vollkommen ruhig und konzentrierte sich ausschließlich auf die Einzelheiten der Darbietung, die er gleich geben würde. Er hatte geplant, Rollen besetzt und geprobt, bis das Stück perfekt war; er war Schöpfer und Künstler in einem.
    In diesem Fall hatte er sich einem scheinbar unlösbaren Problem gegenübergesehen: Wie brachte man eine Frau von ihrer tagtäglichen Routine ab, ohne Verdacht zu erregen, und gewann Zeit für ein entspanntes Verhör, ohne sich mit einer Großfahndung der Polizei herumärgern zu müssen?
    Das Leichteste war gewesen, sie und die anderen zu finden. Ihre Namen hatte er aus einem alten Schuljahrbuch, der Rest stammte aus einer alten Frauenzeitschrift. Danach hatte er entscheiden müssen, in welcher Reihenfolge er an sie herantreten würde. Er brauchte spezifischere Informationen und konnte nur hoffen, dass es ihm gelang, aus der Ersten von ihnen die ganze Wahrheit herauszuholen.
    Für diese hatte er sich entschieden, weil sie leicht zu knacken sein würde. Er bezweifelte, dass sie selbst unter günstigsten Umständen lange durchhalten würde; Eitelkeit und Sorge um ihr hübsches Gesicht würden sie für seine Drohungen umso empfänglicher machen. Er verabscheute Verhöre – sie waren in ihrem Verlauf nicht kalkulierbar und kosteten Zeit. Im Gegensatz zu Zeitgenossen, denen es sexuelle Befriedigung zu verschaffen schien, anderen Schmerzen zuzufügen und mit dem Messer Macht über ein hilfloses Opfer auszuüben, hatte er kein Vergnügen daran.
    Die eigentliche Herausforderung war es gewesen, einen Plan auszuarbeiten, der hinreichend Möglichkeiten für eine Entführung bot, die nicht sofort großes Geschrei nach sich zog. Sie einfach aus dem Dorf zu holen wäre ein schlechter Anfang gewesen; er kannte diese Art von Gemeinden nur zu gut. Auch wenn sie weitgehend von Pendlern und ihren Familien bewohnt wurden, wussten doch zumindest die Frauen und Kinder genau übereinander Bescheid. Noch schlimmer: Ihr Alltag spielte sich in solcher Regelmäßigkeit ab, dass jede Abweichung innerhalb weniger Stunden bemerkt worden wäre.
    Und sie entsprach auf Mitleid erregende Weise einem bestimmten Typ: Mitglied der Fahrgemeinschaft zur Schule und zum Kindergarten, zweimal die Woche Gymnastik, einmal die Woche Hilfsdienst im Altenheim, und sie ging öfter einkaufen und ihre Freundinnen besuchen, als ihrem Mann lieb war. Es gab keinen Tag in ihrem selbst gestalteten, sinnlosen Leben, an dem sie für seine Zwecke nicht zu schnell vermisst worden wäre. Noch problematischer war, dass es kaum eine Möglichkeit gab, sie zu Hause abzuholen, ohne von jemandem gesehen zu werden, denn sie hatte gleich zwei Nachbarinnen, die gern hinter den Gardinen lauerten.
    Der erste Ansatz einer Lösung war ihm während einer Beobachtungsfahrt eingefallen, als er ihr und einigen ihrer Freundinnen zu einem Café gefolgt war. Sie hatten sich darüber beklagt, wie sinnlos ihr Leben sei, wie unausgefüllt sie sich fühlten und welch großes Potenzial ungenutzt in ihnen schlummere. Das alles hatte er zur späteren Verwendung gespeichert.
    An einem anderen Tag hatten sie die Köpfe über einem Versandhauskatalog zusammengesteckt. Zwischen abfälligen Kommentaren über die Kleidungsstücke
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