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Requiem für eine Sängerin

Requiem für eine Sängerin

Titel: Requiem für eine Sängerin
Autoren: Elizabeth Corley
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ziemlich attraktiv; sie kam nicht umhin, sich im Stillen zu sagen, dass sie selbst wahrscheinlich die Attraktivste war. Sie hatte immer noch das naturgelockte goldblonde Haar und die hellblauen Augen, die die Jungs in der Schule verrückt gemacht hatten, und trotz der beiden Kinder war sie schlank und gut gebaut. Mit dreiunddreißig waren ein paar Schwangerschaftsstreifen und beginnende Zellulitis wohl unvermeidbar, aber in der Anzeige hatte ausdrücklich gestanden, dass es ausschließlich um Oberbekleidung gehe, für Bademoden und Unterwäsche würden professionelle Models engagiert. Trotz allem war ihnen die Sache riskant vorgekommen, womöglich machten sie sich alle zum Narren – und so waren die Freundinnen übereingekommen, dass das nichts für sie sei.
    Dann war zweierlei geschehen, das Deborah veranlasste, mit dem 8.12-Uhr-Zug nach London zu fahren und ihren Termin wahrzunehmen.
    Erst Derek. Sie konnte akzeptieren, dass er nicht eben offensiv männlich war, so war er nun einmal erzogen, aber sie hatte wenigstens mit einer gewissen Reaktion gerechnet, als sie am Samstag nach Erscheinen der Anzeige in ihrer Neuerwerbung von der «Naughty Nighty»-Party, die sie Anfang der Woche besucht hatte, aus dem ans Schlafzimmer angrenzenden Badezimmer stolziert kam. Den gewagten Zweiteiler aus türkisfarbenem Chiffon hatte sie unter zahlreichen Witzeleien und neidischen Bemerkungen ihrer Freundinnen ausgesucht. Das hauchzarte Etwas war fast bis zum Nabel ausgeschnitten, und elfenbeinfarbene Spitzenborten zierten Armöffnungen und Saum. Dazu gehörte ein passendes Höschen. Das Ensemble ließ ihre immer noch festen Brüste zur Geltung kommen und kaschierte die Pölsterchen an den Hüften, die sie trotz zweimal Gymnastik pro Woche einfach nicht wegbekam.
    Als sie also nach dem Duschen rosig und warm das halbdunkle Schlafzimmer betrat, an den richtigen Stellen von einem Hauch von Dereks Lieblingsparfüm umweht, lauerte sie auf eine Reaktion. Doch ihr Mann schaute nur kurz von seiner Lektüre – The Economist – auf und bat sie, das Licht im Bad auszumachen. Sie hatte es, in der Hoffnung, eine verführerische Silhouette darzubieten, absichtlich angelassen. Deborah ließ sich nicht beirren, glitt auf das Bett und zog ihm die Zeitschrift weg. Doch er riss ihr das Heft aus der Hand, drehte sich um, schüttelte das Kissen auf und schlüpfte energisch unter die Decke, bevor er mit einem frostigen «Um Himmels willen!» das Nachttischlämpchen ausknipste.
    Der Streit, den das nach sich zog, war einer ihrer schlimmsten gewesen. Am Ende saß Deborah um zwei Uhr morgens in einen Frotteemorgenmantel eingemummt in der Küche, trank Tee und schwor sich, sie würde Derek beweisen, dass sie noch eine attraktive Frau war. Erst später, als sie die Zeitungen vom Freitag wegräumte, fiel ihr Blick wieder auf die Annonce. Impulsiv riss sie sie heraus und legte sie beiseite.
    Selbst danach wäre jedoch fraglich gewesen, ob Deborah etwas unternommen hätte, hätten es sich nicht Jean und Leslie, zwei ihrer engsten Freundinnen, über das Wochenende anders überlegt und beschlossen, doch auf die Anzeige zu antworten. Brian, Leslies Mann, war das wachsende Interesse seiner Frau an der Anzeige nicht entgangen, und so hatte er die angegebene Nummer angerufen. Er hatte bei einer ausgesprochen wortgewandten und höflichen Sekretärin eine Nachricht hinterlassen und war binnen einer Stunde vom Manager des neuen Unternehmens zurückgerufen worden. Der Mann hatte, sehr professionell, alle Fragen beantworten können. Zwei Tage später war den Smiths eine Hochglanzbroschüre über die Agentur nebst einer Bilanz der Muttergesellschaft ins Haus geflattert. Brian, von Beruf Buchhalter, hatte bei der Handelskammer Erkundigungen über die Mutterfirma eingezogen. Die existierte tatsächlich, und es gab auch eine Tochtergesellschaft für den Großhandel mit Modeartikeln. Beruhigt, aber dennoch entschlossen, ganz sicherzugehen, rief Brian einen Freund in der Branche an, der ihm bestätigte, dass die Mutterfirma in der Tat vorhatte, auf dem Versandhandelsmarkt zu expandieren.
    Der Zuspruch ihres Mannes beschwichtigte Leslies Zweifel, und sie ermutigte ihre Freundinnen, sich zu bewerben. Brian bot sich sogar an, sie zu den Vorstellungsterminen zu begleiten, sollte es so weit kommen. Das gab für Deborah den Ausschlag, und am Ende beschlossen sechs Mütter der Kindergartengruppe, sich gemeinsam zu bewerben. In der Anzeige hieß es, Interessentinnen sollten Namen,
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