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Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)

Titel: Repuestos: Kolonie der Verschleppten (German Edition)
Autoren: Marianne Reuther
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mit dem „Palmenhof“-Team das Lokal. Die Lichter wurden gelöscht, Geräte ausgeschaltet, die Türe von außen abgeschlossen. Er robbte unter dem Tisch hervor, legte sich längelang auf den Rücken und streckte die Beine aus. Das linke prickelte längst nicht mehr. Es lag kraftlos, fühllos auf den Fliesen wie etwas, das nicht zu ihm gehörte. Er richtete den Oberkörper auf, unterfasste mit beiden Händen den Oberschenkel, hob ihn an, winkelte das Bein an und wackelte mit den Zehen. Langsam kehrte Leben in die Adern zurück, er konnte aufstehen – leicht benommen. Die Laternen warfen von draußen fahles Licht herein. Er humpelte nicht nur, er taumelte auch auf die blaue Schicksalstür zu. Als er davorstand, klopfte sein Herz im Stakkato. Nun hing alles – einfach alles – davon ab, dass er sich nicht verrechnet hatte. Seine Hand tastete den Türrahmen ab, ertastete den Schlitz, zitterte beim Einschieben der Dreispitznadel. Sein Herz raste, er schob weiter und weiter – und klick! – das Schloss öffnete sich, die Tür flog auf und – Edmund stand – zur Salzsäule erstarrt – vor einem eisernen Scherengitter hinter der Türöffnung. Im selben Augenblick hob gellender Alarm an, schrill und kalt wie Eis.
     
    ***
     
    „Feuerwehr und Notarztwagen sind unterwegs zum Blumenladen am Hauptfriedhof „, meldete Frau Schröder, „hoffentlich hat das seine Richtigkeit! O Gott, o Gott!“ Ihre Zweifel wuchsen, ihre Brust bebte. Reinfeld sah sie verständnislos an, während er versuchte, Raabe auf dem Handy zu erreichen, da dieser weder daheim noch im Büro den Hörer abnahm. Gleicher Ärger mit Knöpfle – es war zum Mäusemelken. Er schickte beiden eine SMS und meldete genervt dem zuständigen Polizeirevier den Unfall der Blumenverkäuferin.
    „Ich fahr zum Friedhof!“, rief er Frau Schröder zu und stürzte aus dem Büro. Sie sah ihm hinterher und schlug entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen, sie befürchtete, er sei übergeschnappt. Am anderen Ende des Flurs öffnete sich die Aufzugstür und Hans Rehbein stürmte ihm entgegen, mit strahlendem Gesicht. Anstelle einer Begrüßung rief er, die Nokia über dem Kopf hin und herschwenkend: „Ich habe es! Ich habe Duda …“ Rehbein hörte nicht recht, hob abwehrend die Hand. „Entschuldigung“, sagte er, „eine Minute!“ Denn sein Handy musizierte. Sie blieben im Flur voreinander stehen und hörten Knöpfle aufgekratzt ohne Punkt und Komma sagen: „Danke für die SMS. Ich war auf dem Balkon und habe nichts gehört, als Sie anriefen, hoffentlich ist dem Mädel nix passiert, ich bin mit zwei Kollegen dorthin unterwegs … da ist doch was im Busch …“
    “Das will ich meinen! Bin auch gleich da ... Und Raabe, wie erreiche ich den Hauptkommissar?“
    „Überhaupt nicht. Da beginnt doch gleich die Vernissage seiner Frau, da hat er abgeschaltet für den Rest der Welt.“
    „Ach so – also bis gleich, am Hauptfriedhof!“ Reinfeld wurde es heiß und kalt – Frau Raabes Ausstellung hatte er glatt verschwitzt. Jetzt hatte er es beim Hauptkommissar bestimmt restlos vergeigt. Er fuhr sich mit der Hand in die Rocktasche, ließ die Einladung zwischen seinen Fingern knistern und starrte Rehbein entgeistert an – wo kam der denn jetzt her?
    „Ich hab Dudas Konterfei!“, sagte Hans, der endlich seinen Jahrhundertfund anbringen konnte.
    „Dudas Kont… Da drin?“, fragte der stellvertretende Boss und deutete auf Rehbeins Mobiltelefon, das Hans immer noch fest umklammert hielt. Sie eilten ins Büro, setzten den Rechner in Gang und holten Dudas Gesicht mit dem der verschwundenen DKD-Laborantin auf den Bildschirm.
    Reinfeld kippte fast vom Hocker. Seine Augen wurden groß, sein Mund klappte auf und zu. Sieht fast so aus, als kenne er den Verbrecher, überlegte Rehbein. Schließlich fragte er:
    „Kennen Sie den Mann?“
    „Wem haben Sie diese Aufnahmen schon gezeigt?“
    „Keiner Menschenseele.“
    „Raabe muss ihn sofort schnappen. Knöpfle ist zum Friedhof unterwegs und auch nicht kompetent, glaube ich, und sonst traue ich keinem der Burschen.“
    Er zog die Einladungskarte aus der Rocktasche, warf einen kurzen Blick drauf und sagte erregt:
    „Wir müssen nach Höchst, auf der Stelle. Unterwegs höre ich mir Ihren Bericht an. Kommen Sie, schnell!“ Er schnellte in die Höhe und plumpste gleich darauf wieder auf den Stuhl zurück, total durch den Wind. „Halt!“, schrie er, „erst den Rechner abschalten! Nein, um Gottes willen, erst das Bild
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