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Replay - Das zweite Spiel

Titel: Replay - Das zweite Spiel
Autoren: Ken Grimwood
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Gewinnen und Verlieren, Ergreifen und Loslassen…
    Pamela hatte einmal gesagt, sie hätten ›die Dinge bloß anders, nicht besser gemachte Das stimmte nicht ganz. Manchmal hatten ihre Handlungen positive Auswirkungen auf sie selbst und die Welt im Allgemeinen gehabt, manchmal negative, am häufigsten keins von beiden. Jedes Leben war anders gewesen - so wie jede Entscheidung in ihrem Ausgang und ihrer Wirkung unvorhersagbar war. Dennoch hatten die Entscheidungen getroffen werden müssen, dachte Jeff. Er hatte gelernt, sich mit dem potenziellen Verlust abzufinden, in der Hoffnung, er werde vom Gewinn aufgewogen werden. Der einzige sichere und folgenschwerste Fehler, das wusste er jetzt, wäre gewesen, niemals etwas zu riskieren.
    Jeff blickte auf und sah sein Gesicht im dunklen Rauchglas des Bücherregals gespiegelt: Graue Stellen im Haar, unter den Augen leicht geschwollene Tränensäcke, schmale Falten, die seine Stirn zu zerknittern begannen. Sie würden sich nie wieder glätten, diese Vorboten des Alters, sie würden sich nur vertiefen und ausbreiten, Hieroglyphen einer verlorenen Jugend, mit jedem verstreichenden Jahr seinem Gesicht und seinem Körper unauslöschlich aufgeprägt.
    Und dennoch, überlegte er, würden die Jahre alle neu und unbekannt sein, ein sich stetig veränderndes Muster unvorhergesehener Ereignisse und Empfindungen, die ihm bis jetzt vorenthalten worden waren. Neue Filme und Theaterstücke, neue technische Entwicklungen, neue Musik - Gott, wie er sich nach einem Lied sehnte, nach irgendeinem Lied, das er noch nie zuvor gehört hatte!
    Der unbegreifliche Kreislauf, in dem er und Pamela gefangen gewesen waren, hatte sich als eine Art Gefängnis erwiesen, nicht als Befreiung. Sie waren dem trügerischen Luxus auf den Leim gegangen, sich ständig auf Zukunftsalternativen konzentrieren zu können - so wie Lydia Randall mit der blinden Zuversicht ihrer Jugend geglaubt hatte, die Wahlmöglichkeiten des Lebens würden ihr auf ewig zur Verfügung stehen. »Wir haben so viel Zeit«, hörte Jeff sie sagen, und dann vernahm er das Echo seiner eigenen, an Pamela gerichteten Worte: »Nächstes Mal… nächstes Mal.«
    Nun war alles anders. Jetzt war nicht ›nächstes Mal‹, und das würde es auch nie wieder geben. Jetzt war diese Zeit, diese eine begrenzte Zeitspanne, über deren Richtung und Ausgang er absolut nichts wusste. Er würde sie nicht vergeuden oder für selbstverständlich nehmen, nicht einen einzigen Augenblick lang.
    Jeff stand auf, trat aus dem Büro und ging in den geschäftigen Nachrichtenraum hinüber. In der Mitte des Raums stand ein großer, U-förmiger Schreibtisch, an dem Gene Collins, der Mittagsredakteur, saß, umgeben von Computerterminals, über die der aktuelle Ausstoß von AP, UPI und Reuters hereinkam, von Fernsehmonitoren, die auf CNN und alle anderen Nachrichtensender eingestellt waren, und einem Schaltpult, das ihn mit den Reportern des Senders vor Ort und den Korrespondenten in Los Angeles, Beirut und Tokio verband …
    Jeff fühlte, wie ihn die elektrisierende Neuheit der nun wieder unvorhersagbaren Welt dort draußen durchströmte. Einer der Nachrichtenschreiber eilte vorbei und reichte ein grünes Nachrichtenblatt in die Funkkabine. Irgendetwas Wichtiges hatte sich ereignet - vielleicht etwas Verhängnisvolles, vielleicht eine wunderbare Entdeckung zum Nutzen der Menschheit. Was es auch sein mochte, Jeff wusste, für ihn wäre es ebenso neu wie für jeden anderen auch.
    Am Abend würde er mit Linda sprechen. Auch wenn er nicht genau wusste, was er ihr sagen sollte - so viel war er ihr und sich selbst schuldig. Nichts war mehr sicher, und diese Erkenntnis ließ ihn erschauern. Er konnte es erneut mit Linda versuchen, konnte eines Tages wieder mit Pamela zusammenfinden, den Beruf wechseln. Das Einzige, worauf es ankam, war, dass das Vierteljahrhundert, das ihm vielleicht noch blieb, sein Leben wäre, dass er so lebte, wie er es wollte und wie es seinen ureigensten Interessen entsprach. Nichts hatte davor Vorrang, nicht die Arbeit, weder Freundschaften noch seine Beziehungen zu Frauen. Das alles war ein Teil seines Lebens, und zwar ein wichtiger, doch er machte es nicht aus, beherrschte es nicht. Das war ihm Vorbehalten, ihm ganz allein.
    Die Möglichkeiten, wusste Jeff, waren grenzenlos.

Epilog
    P eter Skjoren erwachte mit einer frischen Erinnerung an einen Schock und an quälenden Schmerz. Er war geschäftlich in der Bantu-Republik gewesen, hatte in Mandela City mit
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