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Replay - Das zweite Spiel

Titel: Replay - Das zweite Spiel
Autoren: Ken Grimwood
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präsentierte als Teil der Van-der-Rohe-Ausstellung auch zahlreiche Beispiele der Möbelentwürfe des Architekten - darunter der Barcelona-Sessel, den Frank Maddock für Jeffs Büro bei der Future Corporation ausgesucht hatte, vor so langer Zeit.
    Von Pamela immer noch keine Spur. Er müsste zwei Wochen warten, bis sie wieder in die Stadt käme, würde ihr bis zu einem anderen Museum nachgehen oder vielleicht eine flüchtige, scheinbar zufällige Begegnung unmittelbar im Bahnhof inszenieren müssen … die gerade lange genug dauerte, um ihr einmal voll ins Gesicht zu sehen, sie vielleicht ›Entschuldigung‹ sagen zu hören oder ›Es ist zwanzig vor zwölf‹.
    Wieder im zweiten Stock der Garden Hall angelangt, blieb er stehen, um sich auszuruhen, lehnte sich ans Geländer und sah durch die große Glaswand nach draußen … da erblickte er im Skulpturengarten auf einmal ihren glatten Blondschopf und das himmelblaue Leinenkleid.
    Sie war immer noch draußen, als er den Garten betrat. Die Arme vor der Brust verschränkt betrachtete sie eine der Skulpturen von Serra. Jeff blieb drei Meter neben ihr stehen, während ihm zahllose widerstreitende Gefühle und Erinnerungen durch den Kopf gingen. Dann drehte Pamela sich unerwartet zu ihm um und sagte: »Was halten Sie davon?«
    Er hatte sich nichts zurechtgelegt für den Fall, dass sie ein Gespräch mit ihm beginnen würde, hatte nicht einmal über den Moment hinausgedacht, da er, und sei es noch so kurz, wieder diesen intensiven grünen Augen gegenüberstehen würde, die er so gut kannte … Nein, rief er sich gewaltsam in Erinnerung, er kannte diese Augen überhaupt nicht, sie verbargen ein Wesen, das ihm verschlossen war und es immer sein würde. Die Frau im Garten würde nur ein einziges Leben leben - das bald enden würde, ohne wiederaufgenommen zu werden -, ein Leben, in dem er keine Rolle spielte.
    »Ich sagte, was halten Sie von Serra?«
    So zielstrebig wie immer - das war Teil ihres Wesens, begriff er, nicht etwas, das ihr durch die Erfahrung der Wiederholungen aufgeprägt worden war.
    »Ein wenig zu abweisend für meinen Geschmack«, erwiderte er schließlich, mit den Gedanken bei allen möglichen anderen Dingen, nur nicht bei dem Kunstwerk.
    Sie nickte nachdenklich. »In den meisten seiner Arbeiten scheint eine Art Drohung versteckt zu sein. Wie bei der Skulptur mit dem Titel ›Vermesser II‹, finden Sie nicht? Die mit der großen Stahlplatte flach auf dem Boden, und der anderen Platte, die an der Decke festgeschraubt ist? Ich musste ständig daran denken, was passieren würde, wenn sich die obere Platte losreißen und herabfallen würde. Die Leute, die darunter stünden, würden alle zerschmettert werden.«
    Er konnte nicht dastehen und mit ihr Museums-Smalltalk austauschen; im Geiste sprang er von Erinnerung zu Erinnerung: Pamela aus der Kabine eines nahen Segelflugzeugs zu ihm herüberlächelnd … in der Küche auf Mallorca stehend … in einem der vielen Betten liegend, die sie im Laufe der Jahre miteinander geteilt hatten … Es war, als habe er durch bloße Erinnerung eine geistige Kopie der Videoinstallation erschaffen, die sie einmal für ihre Ausstellung zusammengestellt hatte.
    »Und die da drüben«, fuhr sie fort, »die mit dem Titel ›Umlauf II‹… Ich weiß, sie sollte die Wirkung einer interessanten Raumaufteilung haben, aber die scharfen Rechtecke, die aus den Ecken hervorkommen, erwecken in mir das Gefühl, von Guillotinen-Klingen umgeben zu sein.« Sie lächelte ihn selbstironisch an. »Oder eine besonders morbide Phantasie zu haben, ich weiß nicht.«
    »Nein«, sagte Jeff, der allmählich die Fassung wiederfand. »Ich weiß, was Sie meinen. Ich empfinde das Gleiche. Er hat einen sehr aggressiven Stil.«
    »Zu viel davon, finde ich. Das hindert mich daran, die Formen auf einer objektiven Ebene zu beurteilen.«
    »Die hier sieht aus, als könnte sie jeden Moment umkippen.«
    »Genau! Und zwar genau in unsere Richtung!«
    Unwillkürlich lachte er, überwältigt vom gleichen unangestrengten Selbstvertrauen, das er ihr gegenüber empfunden hatte, als … Er unterbrach seinen Gedankengang. Es würde nichts nützen, die alten Zeiten wieder wachzurufen, Zeiten, die er mit einer Person verbracht hatte, der diese Frau bloß äußerlich ähnlich sah. Und dennoch … und dennoch: Sie hatte immer noch den gleichen nüchternen Verstand, die gleiche Aura von Wärme unter einer kühl-analytischen Empfindsamkeit. Es war ein Vergnügen, sich mit ihr zu
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