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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier
Autoren: Angelika Schroeder
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seinem ganzen Geld.«
    »Wie bitte?« Kersting glaubte, sich verhört zu haben. »Wissen Sie auch, was Sie da behaupten? Sie beschuldigen eine Frau des Mordes an ihrem Mann! Wenn ich Sie richtig verstanden habe?«
    »Genau! Werden Sie was unternehmen?«
    »So einfach geht das nicht. Jetzt möchte ich erst einmal die Einzelheiten wissen. Wer ist der Tote? In welchem Verhältnis stehen Sie zu ihm? Und wie und warum soll seine Frau ihn umgebracht haben?«
    Die Besucherin seufzte, als hätte sie es mit einem Geistesschwachen zu tun. »Das habe ich doch gerade alles gesagt. Also, mein Freund heißt Rufus Wohlfang. Er war Lehrer am Christine-Koch-Gymnasium, wo er gestern tot umgefallen ist. Herzversagen haben die Ärzte angeblich festgestellt. Aber ich bitte Sie, welcher gesunde, normale Mann bricht einfach so zusammen und ist tot? Das gibt es nicht. Da hat einer nachgeholfen. Und ich weiß auch wer.«
    Obwohl ihr Kersting deutlich erklärte, welche Folgen so eine Anzeige haben könne und welcher Druck seitens der Polizei, dem persönlichen Umfeld und nicht zuletzt auch von den Medien und der öffentlichen Meinung auf sie zukommen werde, blieb Christina Zils bei ihrer Aussage.
    »Sie müssen sich beeilen. Diese Kanaille will ihn verbrennen lassen. Was glauben Sie wohl, warum? Natürlich um alle Spuren zu beseitigen. Ist die Leiche weg, gibt es keine Beweise mehr. Also unternehmen Sie schnell etwas!«
    Es stand außer Frage, dass sie von dem, was sie sagte, überzeugt war. Kersting konnte sich ihrer Argumentation nicht ganz verschließen. Natürlich gab es plötzliches Herzversagen, aber ebenso gut konnte jemand daran gedreht haben. Frau Zils verließ ihn erst, als er alle Angaben aufgeschrieben und ihr versprochen hatte, der Sache schnellstens nachzugehen.
    Er atmete auf, als sie endlich ging. Die Frau war anstrengend.
    Laut, hektisch und unorganisiert. Bis er die brauchbaren Informationen von den überflüssigen getrennt und schriftlich festgehalten hatte, war die Mittagszeit vorbei, und sein Magen meldete vernehmlich Hunger an. Doch bevor er sich etwas aus der Kantine holte, wollte er mit dem Hausarzt des Verstorbenen reden. Die Frau hatte seine Neugier geweckt. Der Arzt fand den plötzlichen Tod gar nicht so ungewöhnlich, auch wenn der Mann ein durchtrainierter Sportler gewesen war. »Ach wissen Sie, Herr Kommissar, es sind schon so viele Menschen an Herzversagen gestorben, obwohl sie regelmäßig Sport trieben und glaubten, gesund zu leben, dass mich Herr Wohlfangs Tod nicht überrascht. Dazu kommt der schlimme Unfall in den Weihnachtsferien. Der Körper war noch geschwächt, und mögliche Einwirkungen der Psyche kennen wir auch nicht. Immerhin hat er kurze Zeit Todesangst ausgestanden. Nein, ich sehe keinen Grund, einen unnatürlichen Tod anzunehmen.«
    Der Notarzt, der Wohlfang ins Krankenhaus gebracht hatte, befand sich im Einsatz, und die Zentrale versprach, dass er so bald wie möglich zurückrufen werde. Während Kersting wartete, sinnierte er über die vielen unentdeckt gebliebenen Taten. Teilweise lag es an Ärzten, die sich nicht dem Druck von Angehörigen und der Polizei aussetzen wollten, unfähig oder überlastet waren, teilweise an ebenso überlasteten oder unfähigen Polizisten. Jeder war froh, wenn der Alltag möglichst ungestört verlief. Endlich kam der erwartete Anruf. Der Notarzt, der den Totenschein ausgefüllt hatte, verstand gar nicht, was der Polizist wollte. Selbstverständlich handelte es sich um einen natürlichen Tod, sonst hätte er als verantwortungsbewusster Mediziner den Schein doch nicht unterschrieben. Er erwähnte die Fußballspieler, die plötzlich auf dem Spielfeld umfielen, und andere trainierte Sportler, deren Herz ohne Vorankündigung stehen geblieben war. Nein, kein Verdacht, überhaupt keiner.
    Kersting überlegte. Frau Zils war von dem, was sie sagte, überzeugt. Obwohl er ihr hart zugesetzt, ihr sogar ein Verfahren wegen falscher Verdächtigung in Aussicht gestellt hatte, war sie bei ihrer Aussage geblieben. Auch er fand es ungewöhnlich, wenn ein Herz anscheinend grundlos seine Arbeit einstellt. Wohlfang war Nichtraucher gewesen, und da er keine Wettkämpfe ausgetragen hatte, gab es für ihn keinen Grund, spezielle Mittelchen zu nehmen, welche die inneren Organe schädigen oder den Allgemeinzustand verändern konnten. Kurz entschlossen rief er den Staatsanwalt an, der eine Obduktion genehmigen musste. Erwartungsgemäß hielt der erst einmal einen Vortrag über Menschenwürde
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