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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier
Autoren: Angelika Schroeder
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... oder mehr zugehört hätten ... ich weiß nicht ...« Immer leiser war sie geworden, bis sie schließlich abbrach. Herbert fühlte sich hilflos, wusste nicht, was er sagen sollte. Er zog seine Tochter an sich. »Nein, niemand trägt Schuld.« Es sei denn ein unverantwortlicher Arzt, dachte er, hütete sich aber, es auszusprechen. »So etwas kann passieren. Auch gesunden Menschen. Was haben denn die Lehrer gesagt?«
    »Wenig. Der Notarzt war da. Oh Mann, war das ’ne action, als der mit Blaulicht angerast kam. Die Pause war gerade zu Ende, weißt du, und wir konnten vom Fenster aus alles genau sehen. Der Mausner hat uns erzählt, wie der Wohlfang im Lehrerzimmer zusammengebrochen ist und sie den Rettungswagen gerufen haben. Herzinfarkt, hat der Arzt gesagt. Ja, und unterwegs ist er dann gestorben. Die Jibben ist mitgefahren, die hatte ’ne Freistunde, und als wir dann in der sechsten Reli bei ihr hatten, hat sie es uns gesagt, dass er gestorben ist, meine ich. Die war echt fertig mit den Nerven. Hat uns ne Viertelstunde eher nach Hause geschickt. Der Mausner ist auch rumgeflattert wie’n abgestochenes Huhn. Wusste nicht, was er sagen oder tun sollte bei all der Aufregung.« In Erinnerung daran überzog ein belustigtes Lächeln ihr Gesicht. »Er musste nämlich zwei Klassen versorgen, bis der Vertretungsplan fertig war. Unsere und die 8a, wo eigentlich der Wohlfang Unterricht gehabt hätte. Und die 8a hat einen ganz besonderen Ruf, da sind ’ne Menge Chaoten drin.«
    »Chaoten?«
    Franziska ließ sich ablenken und berichtete von diversen Vorkommnissen. Herbert hörte nur mit halbem Ohr zu. Seine Gedanken weilten noch bei Wohlfang. Natürlich stimmte, was er Franziska gesagt hatte. Es gab plötzliches Herzversagen bei gesunden Menschen. Aber war der Lehrer gesund gewesen? Physisch und psychisch? Nun, das war nicht sein Problem. Gott sei Dank!
    »... und dann wollte der Direx die Polizei rufen. Glücklicherweise hat Doktor Plura das Zeug vorher probiert und festgestellt, dass das gar kein Rauschgift war sondern Mehl, ganz einfaches Küchenmehl. Stell dir mal die Blamage vor. Das Rauschgiftdezernat rückt wegen einem Löffel Mehl an. Die 8a hat sich totgelacht. Wir auch. Manche Lehrer sind aber auch zu blöd.« Franziska kicherte schon wieder.
    »Ab ins Bett«, befahl ihr Vater und schob sie Richtung Tür. Über ihre nachlassenden Leistungen in der Schule würde er ein andermal mit ihr reden, beschloss er. Mitternacht war entschieden der falsche Zeitpunkt. Er ging mit hinauf, breitete die Decke über sie und verabschiedete sich mit einem Gute-Nacht-Kuss.
    Als er die Treppe hinabstieg, hörte er die Haustür. Ali. Endlich. »Wo kommst du her? Jetzt, um diese Zeit! Wie kannst du die Kinder so lange allein lassen?«, überfiel er sie noch im Flur.
    »Wieso?« Sie zog den Mantel aus und suchte unter anderen Mänteln nach einem Bügel. Als sie keinen fand, hing sie ihn an einen Haken, legte Schal und Mütze auf das kleine Schränkchen und beschäftigte sich mit ihren Stiefeln. »Beruhige dich. Vorher brauchen wir gar nicht mit Reden anfangen. Die Kinder wussten Bescheid. Außerdem wolltest du pünktlich daheim sein.«
    »Darum geht es gar nicht. Franziskas Lehrerin rief mich über Handy an, weil du nie zu erreichen bist. Und auf dem Anrufbeantworter ist eine Nachricht von Veronikas Lehrerin. Kümmerst du dich überhaupt noch um unsere Kinder? Sie waren den ganzen Nachmittag und Abend allein. Dafür sind sie zu jung. Franziska hat heute Morgen Schlimmes durchgemacht. Bis Mitternacht musste sie warten, um mit jemandem darüber reden zu können. Und das nur, weil du mal wieder nicht da warst. Und außerdem – wie konntest du Veronika erlauben, bei Yvonne zu übernachten? Während der Woche? Das war nicht abgesprochen. Was sollen deren Eltern denken?«
    »Das ist mal wieder typisch! Dich interessiert nur, was die anderen von uns halten. Das hättest du dir vorher überlegen können!«
    »Ach ja, und du? Du denkst nur noch an dich. Du weißt ganz genau, dass du dich falsch verhalten hast. Ich habe viel Geduld bewiesen, was deine ständigen Eskapaden betrifft. Aber wenn du jetzt anfängst, die Kinder zu vernachlässigen ...«
    »Was dann? Willst du mir etwa drohen? Und was heißt hier Eskapaden? Du hast doch mit dem Scheißspiel angefangen! Du bist doch derjenige, der alle Regeln bricht.«
    »Nicht so laut! Franziska schläft noch nicht.«
    Leiser, aber immer noch schimpfend wechselten sie ins Wohnzimmer hinüber und
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