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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier
Autoren: Angelika Schroeder
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schlossen die Tür zum Flur. Beide fühlten sich schuldig, aber beide konnten nicht aus ihrer Haut. Niemals würden sie dem anderen gegenüber einen Fehler zugeben. Und da Angriff nun mal die beste Verteidigung ist, dauerte es nicht lange, bis der Streit eskalierte. Es wurde immer lauter, was beiden erst auffiel, als oben eine Tür mit lautem Knall ins Schloss fiel. Franziska. Ali sprang auf. »Da siehst du, was du angerichtet hast!« Sie lief die Treppe hoch, wollte Franziska trösten. Doch die hatte sich eingeschlossen. Zum ersten Mal. Zutiefst schockiert klopfte Ali an die Tür. »Franziska, Liebling. Lass mich rein. Ich werde dir alles erklären.« Ein haltloses Versprechen, aber das beste, was ihr im Moment einfiel. »Bitte mach’ auf!« Nichts. Keine Antwort. »Bitte, Franziska. Es ist alles nicht so schlimm, wie du denkst.« Keine Reaktion. Kein Geräusch, das auf irgendeine Tätigkeit hindeutete. Ali versuchte es mit anderen, neuen Zusagen, bevor sie resigniert den Rückzug antrat.
    Im Wohnzimmer wartete Herbert, der sich noch nicht beruhigt hatte. »Dein Verhalten ist unentschuldbar! Was denkst du dir nur?« Ali blieb keine Antwort schuldig. Sie stritten oft in letzter Zeit, doch so heftig wie an diesem Abend noch nie. Über Trennung hatten sie zwar schon gesprochen, über eine zunächst befristete, doch das Wort Scheidung fiel heute zum ersten Mal.
     

3
    Am nächsten Tag saß Kriminalhauptkommissar Klaus Kersting in seinem Büro und überblickte kritisch den Schreibtisch. An der Seite stand noch immer das kleine Gesteck mit Kerze und roter Schleife, das Helga ihm geschenkt hatte, um ein wenig weihnachtliche Atmosphäre in seinen Alltag zu bringen. Es wurde höchste Zeit, das Ding endlich zu entsorgen. Doch es fiel ihm schwer, Geschenke seiner Freundin in den Mülleimer zu werfen, auch wenn es sich um ein Adventsgesteck handelte, das schon alle Nadeln verloren hatte. Er schmunzelte über sich selbst. Das musste wohl wahre Liebe sein, nicht einmal trockene Zweige vermochte er wegzuwerfen, weil sie von ihr stammten, ein Abbild ihrer Persönlichkeit. Die Weihnachtstage mit ihr hatte er genossen wie selten zuvor ein Fest. Er wusste, sie war die Frau, mit der er den Rest seines Lebens verbringen wollte, und diese Gewissheit hatte ihr ein Selbstvertrauen geschenkt, das sie schöner und begehrenswerter erscheinen ließ.
    Glücklicherweise waren die Feiertage ruhig verlaufen. Trotz vieler Streitereien und Schlägereien brauchten sie keine Mordkommission zu bilden. Selbst ein Sturz aus dem Fenster eines 5. Stocks hatte sich nach kurzer Untersuchung als Selbstmord herausgestellt. Darüber musste noch ein abschließender Bericht geschrieben sowie restlicher Papierkram von vor den Weihnachtstagen aufgearbeitet werden, anschließend wollte er sich noch einmal mit den Fakten jenes Falles von Körperverletzung vertraut machen, zu dem er morgen vor Gericht aussagen musste. Doch ihm fehlte an diesem Vormittag einfach die Lust zur Arbeit. Wie sagte sein Kollege immer? Lust darf man nicht haben, Lust ist Sünde. Masowskis eigenwilliger Humor hatte ihn oft genervt, doch jetzt, da der andere noch ein paar Tage Urlaub genoss und Kersting allein im Büro saß, vermisste er den Kollegen samt seinem berühmt-berüchtigten Kaffee, den eigentlich niemand wirklich mochte, der aber trotzdem immer wieder angeboten und getrunken wurde. Aus reiner Gewohnheit, wenn er von sich auf seine Kollegen schloss. Er holte tief Luft wie vor einer besonderen Anstrengung, stützte beide Hände auf die Tischkante, als er sich erhob, um das Gerippe samt Kerze in den Mülleimer zu befördern, warf anschließend noch einen bedauernden Blick auf das Nieselwetter draußen und schaltete den PC ein. Es wurde höchste Zeit, mit der Arbeit zu beginnen.
    Gegen 10.30 Uhr wurde ihm eine Besucherin gemeldet, die unbedingt einen Beamten der Mordkommission sprechen wollte. Kersting wunderte sich, die wenigsten Besucher erschienen aus eigenem Antrieb, und den Namen Christina Zils hatte er auch noch nie gehört. Da wurde auch schon die Tür zu seinem Büro aufgerissen. Mit einem Schwall kalter Luft stürzte eine junge Frau herein, die sofort loslegte: »Sind Sie für Mord zuständig? Ich muss nämlich einen melden! Also, der Rufus, der ist keines natürlichen Todes gestorben, ganz sicher nicht. Den hat seine Frau auf dem Gewissen, weil sie es nicht mit ansehen konnte, wie glücklich wir beide waren. Sie müssen sie sofort verhaften. Sonst verschwindet die noch mit
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