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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier
Autoren: Angelika Schroeder
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und Pietät, erkundigte sich dann nach den Indizien und lamentierte anschließend über die entstehenden Kosten sowie die mangelnden finanziellen Ressourcen. »Du lieber Himmel, Kersting, da will eine eifersüchtige Geliebte die Polizei missbrauchen, um der Ehefrau eins auszuwischen. Und Sie fallen auch noch drauf rein! Nee, kommt nicht in Frage, da müssen Sie schon mehr bringen als eine einzelne Meinung.«
    »Was wiederum nur möglich ist, wenn die Leiche obduziert wird. Solange wir keinen Beweis haben, halte ich Befragungen für wenig ergiebig. Warum sollen wir Zeit mit Beschuldigungen und Vermutungen verschwenden, wenn womöglich nichts dahinter steckt? Wenn der Tote erst einmal verbrannt ist ...«
    Der Polizist seufzte. Natürlich kannte er die Kosten, wusste aber auch, dass in diesem Fall Eile geboten war und eine Recherche im Umfeld des Toten wenig bis gar nichts bringen würde – solange nicht feststand, ob es sich tatsächlich um Mord handelte. Gewissheit konnte allein die Rechtsmedizin bringen.
    Der Staatsanwalt murrte noch einmal und gab dann nach. »Also gut, Sie bekommen Ihren Obduktionsbeschluss. Wir sehen uns in Dortmund.«
    Nachdem Kersting Beschlagnahme und Überführung der Leiche in die Wege geleitet hatte, überlegte er, ob er vor der Fahrt zur Gerichtsmedizin seinem knurrenden Magen nachgeben sollte. Er hatte schon an diversen Obduktionen teilgenommen, aber gern tat er es nicht. Allein der Geruch drohte ihn jedes Mal umzuwerfen. Andererseits fühlte er sich mit leerem Magen der Sache ebenso wenig gewachsen. Also beschloss er, zunächst der Kantine einen Besuch abzustatten. Anschließend, um die Angelegenheit noch ein wenig hinauszuzögern, legte er einen neuen Ordner an, füllte das Deckblatt aus und druckte die Angaben der Zils aus, um sie einzuheften.
     

4
    Am folgenden Nachmittag, es war ein Mittwoch, hockte Helga Renner auf ihrem Sofa, ein Stövchen mit Teekanne vor sich, dazu Sahne, Kandis und die letzten Lebkuchen von Weihnachten. Sie dachte über Veronika und deren Mutter nach. Bis zu den Herbstferien war Veronika ihre beste Schülerin gewesen und deren Mutter Ali eine Freundin, mit der sie auch ganz private Sorgen ausgetauscht hatte. Doch seitdem ließ Ali nichts mehr von sich hören. Nach mehreren erfolglosen Versuchen hatte Helga es irgendwann aufgegeben, bei Ali anzurufen. So sehr sie einerseits dafür plädierte, eine Familie zu erhalten, hatte ihr Beruf ihr immer wieder gezeigt, wie sehr Kinder unter Zwistigkeiten zwischen den Eltern litten. Und oft war ein Ende mit Schrecken besser als ... nun ja. Aber Ali war nicht nur streng katholisch erzogen, sie hielt noch immer an den Grundsätzen der Kirche fest. Für sie wäre Scheidung eine schlimme Sache. Aber es ging auch nicht, dass Veronika so sehr unter den häuslichen Verhältnissen litt, dass ihre Zensuren sich massiv verschlechterten. Insbesondere jetzt, wo der Übergang zur weiterführenden Schule anstand. Was konnte sie, Helga, nur tun, um dem Mädchen zu helfen, wenn deren Mutter nicht zu erreichen war? So wie gestern Abend. Und heute Mittag. Wieder hatte sie eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen und wartete und hoffte, dass Ali sich endlich melden würde.
    Der Tee war ausgetrunken, die Plätzchen aufgegessen, also sollte sie an den Schreibtisch zurückkehren. Da sie in den Weihnachtsferien faul gewesen war, erwartete sie nun eine Menge Arbeit. Während sie das Teegeschirr in die Küche trug, klingelte es. Zu dieser Zeit rechnete sie nicht mit Besuch. Umso überraschter war sie, als sie die Stimme ihres Freundes über die Sprechanlage vernahm, weshalb sie den Knopf für den Türöffner viel länger malträtierte als notwendig. Erst das laute Quietschen des Aufzugs ermahnte sie, doch endlich loszulassen und die Wohnungstür zu öffnen.
    »Was tust du denn hier? Jetzt schon? Aber ich freu’ mich natürlich, dass du da bist«, stotterte sie.
    Der Polizist lachte. »Ich komme sozusagen dienstlich.« Er genoss ihr sprachloses Staunen, während er in aller Ruhe seinen Mantel auszog und aufhing. Dann erst strich er ihr zärtlich eine vorwitzige Strähne aus der Stirn, nahm ihren Kopf in beide Hände und küsste sie leidenschaftlich, bis der Funke übersprang. Es dauerte lange, bis sie sich schwer atmend voneinander lösten und er wieder sachlich wurde. »Du warst doch mal in Mexiko«, fragte er auf dem Weg in die Küche. Ihm gefiel der kleine Raum mit dem roten, chinesischen Lampion über dem Tischchen, den hohen,
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