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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier
Autoren: Angelika Schroeder
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und Engelchen verziert war und in einer Ecke der Küchenzeile stand.
    »Bereitete er denn seinen Kaffee selbst zu?«
    »Natürlich. Eine Zeitschaltuhr sorgte für pünktlich kochendes Wasser. Und wehe, jemand bediente sich vor ihm. Dann konnte er fuchsteufelswild werden. Das war sein Wasser für seinen Kaffee. Regelmäßig brühte er zu Beginn der Pause zwei große Pötte auf. Angeblich brauchte er viel Flüssigkeit.«
    »Und am Montag?«
    »So wie immer. Nur, dass er über Kopfschmerzen klagte und meinte, keinen Unterricht machen zu können. Als ihm dann auch noch übel wurde, hat jemand den Krankenwagen gerufen. Frau Doktor Jibben hat ihn begleitet.«
    Kersting bugsierte die besagte Dose vorsichtig mithilfe eines Taschentuches in eine der Plastiktüten, die er stets dabeihatte. Zuerst mussten die Fingerabdrücke abgenommen, anschließend der Inhalt toxikologisch untersucht werden.
    »Hatte er denn kein Frühstücksbrot dabei?«, fragte er neugierig. »Oder könnte er vorher während des Unterrichts etwas gegessen haben?«
    Ein fülliger Lehrer ging in die Luft wie früher das HB-Männchen. »Bei uns wird während des Unterrichts doch nicht gegessen. Was denken Sie denn? – Doktor Plura, Chemie und Physik«, stellte er sich nachträglich vor.
    Die anderen schüttelten synchron die Köpfe. »Kollege Wohlfang achtete auf seine Figur. Vormittags trank er grundsätzlich nur seinen Kaffee. Angeblich munterte der ihn auf.«
    »Und gesund soll er auch gewesen sein.« Als die Meeren die betretenen Gesichter sah, fügte sie ein »Sorry, war nicht so gemeint«, hinzu.
    »Aber ... aber das würde doch bedeuten, dass einer von uns ...« stotterte eine junge Kollegin im Sportdress.
    Plötzlich misstrauisch geworden, rückten sie auseinander und starrten sich abschätzend an bis Oberstudiendirektor Hohlberg sich laut und deutlich einmischte. »Unsinn! Wer weiß, wann und wo er das Zeug zu sich genommen hat. Von uns hat jedenfalls niemand ein Motiv!« Mehr drohend als fragend schaute er sich um.
    Es klingelte. Einer nach dem anderen erhob sich, griff nach Büchern oder Tasche und verließ den Raum.
    »Tut mir leid, dass wir Ihnen nicht mehr sagen können, aber Sie werden den Täter im privaten Umfeld suchen müssen. Hier war der Kollege bei Schülern und Lehrern beliebt.« Mit diesen Worten eskortierte Hohlberg den Polizisten hinaus.
    Da Kersting keine Lust hatte, die Einzelheiten über mexikanischen Kaffee im Internet zu recherchieren, war er zu Helga gefahren, in der Hoffnung, das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden zu können.
    »Also«, erklärte Helga, »Café de olla ist ein scharf gerösteter, bitterer Kaffee, der mit Nelken, Zimt und Kardamom versetzt wird. Er hat einen eigentümlichen, leicht strengen Geschmack. Ich habe ihn in Mexiko mit viel Zucker getrunken, zu meinen Lieblingsgetränken wird er aber nie zählen.«
    »Der Geschmack könnte also den des Giftes überdecken?«
    Sie nickte nachdenklich. »Ich glaub’ schon, aber es hängt natürlich davon ab, wie stark das Gift ist und wie es schmeckt. Worum handelt es sich?«
    »Kein Kommentar.« Er hob die Schultern. »Ehrlich, ich erfahre es erst heute Nachmittag. Unser Doktor wollte sich nicht festlegen, obwohl er es vermutlich weiß.« Er trank seinen Tee aus und erhob sich. »Dieses Mal hast du mit dem Fall nichts zu tun! Also keine eigenen Nachforschungen.«
    Er blickte sie streng an. Es war die Art von Ausdruck, die sie hasste und normalerweise trotzig reagieren ließ. Doch Helga verschluckte eine bösartige Bemerkung, als sie die Sorge in seinen Augen erkannte. Zweimal schon hatte sie sich in Ermittlungen eingemischt und – wie sie fand – erfolgreich. Sie nickte, äußerte aber keinerlei Versprechungen. Einiges in seiner Erzählung hatte ihr zu denken gegeben, und sie beschloss, demnächst häufiger das Lehrerzimmer aufzusuchen.
     

5
    Die Witwe des Verstorbenen empfing den Kriminalbeamten mit zornig funkelnden Augen. Kaum hatte er sich ausgewiesen, ging sie wie eine Furie auf ihn los: »Sie gemeiner Kerl! Sie Unmensch! Wie können Sie es wagen, meinen armen Mann einfach aufzuschneiden? Ihnen ist anscheinend gar nichts heilig. Morgen sollte die Beerdigung sein. Die Karten sind schon verschickt. Wie können Sie so etwas nur tun?« Sie tupfte sich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln. »Es ist unglaublich, was die Polizei sich herausnimmt.«
    Das elegante, schwarze Kostüm stand ihr gut, wie Kersting auf den ersten Blick erkannte. Es betonte ihre schlanke
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