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Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Renner & Kersting 03 - Mordsgier

Titel: Renner & Kersting 03 - Mordsgier
Autoren: Angelika Schroeder
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Dose gab es nur eine Sorte Fingerabdrücke, die eindeutig dem Toten zugerechnet werden konnten. Der zweite Bericht besagte, dass es sich um eine Vergiftung handelte, und zwar mit einem alten Pflanzenschutzmittel, E 605. Kersting stutzte. Klar, kannte er E 605, wer kannte den Namen nicht, aber das war doch schon seit Jahren nicht mehr im Handel. Nach kurzem Überlegen rief er einen Chemiker an, um mehr zu erfahren.
    »E 605? Du liebe Zeit, das ist eines der gefährlichsten Gifte, die je auf dem freien Markt zu haben waren. Parathion wird auch als chemischer Kampfstoff benutzt. Unglaublich, dass so ein Teufelszeug mal als Pflanzenschutzmittel an jeden x-beliebigen Kleingärtner verkauft wurde. Sicher, man hat den Stoff vorsichtshalber mit einer blauen Schutzfarbe versehen, aber letztlich war das völlig sinnlos. Es gab trotzdem eine Menge Vergiftungen, allesamt tödlich. Erinnerst du dich an die Großmutter, die in zwanzig Jahren fünf Ehemänner gemeuchelt hat? Jedes Mal servierte sie Blaubeerkompott zum Nachtisch. Erst 2002 wurde die Zulassung widerrufen, und Restbestände dürfen weder verbraucht noch verkauft werden. Nur – kontrollieren kann das natürlich niemand. Wie denn auch? Bei den vielen Hobbygärtnern, die das Zeug eingesetzt haben. Willst du noch mehr wissen?« Die Frage war rhetorisch, denn er sprach ohne Pause weiter. »Also, was für dich vielleicht noch wichtig ist, es genügt bereits der direkte Kontakt. Der Tod tritt durch Atemlähmung ein ...« Kersting schaltete ab. Erst als es um die für Menschen letale Dosis ging, hörte er wieder aufmerksam zu. Dass solch eine geringe Menge bereits tödlich wirkte, hatte er nicht gewusst.
    »Dann sollte ich mich also bei Kleingärtnern umsehen, die noch Reste in ihrer Garage oder im Keller rumstehen haben«, überlegte er.
    »Besonders bei deren Frauen. Gift ist doch das typische Mordwerkzeug der Frauen, oder nicht?«
    Tatsächlich wurde Gift mehr von Frauen als von Männern benutzt, trotzdem sollte er sich als Polizist hüten, solche Klischeevorstellungen zu bestätigen. Sein Grunzen fiel dementsprechend nichtssagend aus.
    »Übrigens kann man das Zeug immer noch übers Internet kaufen.«
    »Was? Du hast doch gerade erzählt, es wurde aus dem Verkehr gezogen?«
    »Klar, aber was besagt das schon! Begründet wird das Angebot mit dem Interesse ausländischer Käufer.« Der Kommissar hörte die Resignation in der Stimme des Chemikers und bedankte sich, froh, dem wissenschaftlichen Monolog entrinnen zu können.
    Er erinnerte sich. Es hatte einige tödliche Vergiftungen mit E 605 gegeben, auch Selbstmorde waren darunter. Hatte der Lehrer vielleicht Selbstmord begangen? Aber in der Pause im Lehrerzimmer? Er dachte an Helgas Beschreibungen von Pause und Lehrerzimmer, an Stress und Hektik, die immer herrschten. Für die vielen Absprachen, die getroffen werden mussten, waren die Pausen regelmäßig zu kurz. Wenn der Wohlfang sich über Kollegen geärgert hatte und ihnen zeigen wollte, wie schlimm sie ihn gekränkt hatten, ja dann hätte er womöglich das Lehrerzimmer als Tatort gewählt. Kersting griff sich noch einmal den Bericht der Techniker. Es hatte nur Fingerabdrücke von Wohlfang gegeben, und zwar sehr deutliche an Dose und Deckel. Alles andere war sauber. Hät ten nicht eigentlich überall alte, verwischte Spuren sein müssen? Der Lehrer hatte wohl kaum die Dose zwischendurch geputzt. Vorsichtshalber sollte er die Ehefrau danach fragen, dachte er und machte sich eine kurze Notiz. Wahrscheinlicher war jedoch, dass ein anderer, der Mörder, die Dose abgewischt hatte, und die Spuren stammten von Wohlfang, als er am Montag seinen Kaffee zubereitet hatte.
    Seine Überlegungen wurden unterbrochen. Telefon! Neumann von der Rundschau hörte mal wieder die Flöhe husten und wollte mehr wissen. »Lehrer sind ein beliebtes Thema«, verteidigte er sich, »und tote Lehrer erst recht. War es ein Amok laufender Schüler oder einer, der sich für ungerechte Behandlung rächen wollte?«
    Kersting stöhnte und verwies den Anrufer an die Pressestelle. Anschließend schrieb er die Aussagen von Daniela Wohlfang nieder. Dabei fiel ihm auf, dass er völlig vergessen hatte, sie nach ihrem Beruf zu fragen. Kein Problem, entschied er, er würde sie sowieso noch mehrfach vernehmen müssen. Er wollte wissen, wie das Verhältnis zwischen den Eheleuten wirklich gewesen war. Und dazu gehörte auch eine weitere Befragung der Zils.
     

6
    Anne-Liese Merklin, genannt Ali, saß daheim am
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