Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Titel: Renner & Kersting 01 - Mordsliebe
Autoren: Angelika Schroeder
Vom Netzwerk:
Täterin ist?”
    „So funktioniert das nicht! Ich muss wissen, wen du verdächtigst und warum!” Jetzt hörte sie die befehlsgewohnte Polizistenstimme.
    „Langsam, du erfährst den Namen, sobald es keinerlei Zweifel mehr gibt. Ich … ich hoffe so sehr, dass ich mich irre. – Bitte, vertrau mir.”
    „Ich vertraue dir – aber”, dämpfte er die aufkeimende Hoffnung, „was du verlangst, widerspricht allen Regeln. Ich bin Polizist, und ich werde das nicht tun.”
    Hatte sie tatsächlich geglaubt, dass es einfach sein würde? Sie wusste, was sein Beruf ihm bedeutete. Er würde jedem trotzen, der sich zwischen ihn und die Aufklärung eines Falles drängte.
    „Niemand wird etwas erfahren, wenn deine Kollegin unschuldig ist, das verspreche ich dir, aber sag mir, wer es ist.”
    Hatte sie von einer Kollegin gesprochen oder hatte er es erraten? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass sie den Namen nicht nennen konnte. Sie schluckte, versuchte etwas zu sagen, doch außer einem undeutlichen Krächzen kam nichts dabei heraus.
    „Das ist eine sehr ehrbare Einstellung von dir, aber du musst einsehen, dass die Sicherheit der Kinder absoluten Vorrang hat”, versuchte Klaus sie zu überreden.
    Ehrbar! Das Wort hatte auch Ali benutzt, damals, als sie Helga bearbeitet hatte, eigene Ermittlungen anzustellen. Helga hatte mit diesem Begriff stets nur langweilige Menschen verbunden. Sich selbst sah sie auch so. Und nun brachte es sie in eine Zwickmühle, aus der sie keinen Ausweg wusste. Leise legte sie den Hörer auf.
    Sie fühlte sich, als würde ein dicker, gläserner Helm ihren Kopf umschließen. Das Klingeln des Telefons nahm sie wie von ferne wahr. Als wenn ihre Weigerung etwas ändern würde, dachte sie mit einem Anflug von Sarkasmus. Beate würde dadurch nicht weniger schuldig, falls sie denn schuldig war.
    Stunden schienen vergangen, als es anhaltend an ihrer Tür schellte. Natürlich Kersting, der sich besorgt aber auch fordernd meldete. Müde drückte sie den Öffner.
    „So geht das nicht. Glaubst du etwa, du kannst dich in die Polizeiarbeit einmischen, nur weil wir …” Er verstummte, bemerkte erst in diesem Moment, wie blass und angespannt sie aussah. Ohne ein Wort der Begrüßung ging sie voraus in die Küche, wo er zu seiner Überraschung eine Flasche Kognak und ein gut gefülltes Glas auf dem Tisch stehen sah.
    „Hilft es?”
    „Ich hatte es gehofft, doch anscheinend habe ich die falschen Filme gesehen und die falschen Romane gelesen.”
    Sie saßen einander am Küchentisch gegenüber. Der rote Lampion warf dunkle Schatten, und von ihrem Platz über der Spüle starrten die fremden Götter sie unheildrohend an. Beide schwiegen, doch die Unterhaltung ging weiter in der langen Stille, die Helgas leisen Worten folgte.
    „Erzähl mir alles”, bat er mit sanfter Stimme, und sie fühlte sich zu elend, ihrem überredenden Klang zu widerstehen. Also berichtete sie von Anfang an, wie sie und Anne-Liese beschlossen hatten, Augen und Ohren offen zu halten.
    „Um Himmels willen, was ist bloß in dich … in euch gefahren? Einen Mörder zu jagen ist doch kein Gesellschaftsspiel! Wie konntest du das nur tun?”
    Dieses lautstarke, emotionale Intermezzo riss sie aus ihrer Lethargie. Was hatte sie denn getan? Kindern und Eltern zugehört – das war schließlich Teil ihres Berufes. Also kein Grund, sie derart anzufahren. Sie beschloss, Alis Besuch bei den Prostituierten und das Engagement der Aikido-Gruppe zu unterschlagen. Ihre gemäßigte Version enthielt nur das, was sie von Schülern und Kollegen gehört hatte. Zum Schluss erklärte sie kurz, warum die Kinder ihrer Meinung nach aus Mitleid getötet worden waren.
    Kersting hatte seine Gefühle wieder unter Kontrolle bekommen und sich den Rest der Geschichte ohne weitere Unterbrechung angehört.
    „Mit deiner Beschreibung bist du dem Täterprofil unseres Psychologen ziemlich nahe gekommen”, bestätigte er und ergriff ihre Hand, die den Kognakschwenker umklammert hielt. „Du bist sehr einfühlsam und kannst dich offenbar gut in andere hineinversetzen.”
    „Das konnte ich immer schon”, murmelte sie kaum hörbar. „Verstehst du denn nicht? Die einzige Verbindung ist die Schule. Nur die Lehrerinnen konnten wissen, dass alle drei Kinder von ihren Müttern vernachlässigt wurden.”
    „Nun, aus deiner Sicht hast du womöglich Recht. Und vielleicht ist deine Sicht in diesem Fall die richtige. Trotzdem bist du nicht objektiv. Deine Definition von Vernachlässigung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher