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Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Renner & Kersting 01 - Mordsliebe

Titel: Renner & Kersting 01 - Mordsliebe
Autoren: Angelika Schroeder
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Kollegiums geflissentlich aus.
    „Das ist doch Unsinn! Die Wahl eines Lebensgefährten hat nichts mit der beruflichen Qualifikation zu tun. Die Kinder gehen gern zu ihr und lernen auch viel!” Die junge Lehramtsanwärterin hatte wenig Respekt vor dem Rektor und zeigte das auch. Da Frau Steinhofer ihre Mentorin war und sie häufig gemeinsam unterrichteten, kannte sie deren Stil und fühlte sich berechtigt, die Kollegin lautstark zu verteidigen.
    „Lehrer sollen Vorbilder sein. Und das ist Frau Steinhofer nicht, so Leid es mir tut.” Das kam wie erwartet von Frau Schnoor und klang gar nicht so, als würde es ihr Leid tun.
    Elli Goppel wurde es zu dumm. „So ein Quatsch! Frau Meierfeld hat völlig Recht. Wenn Eltern Kritik an Frau Steinhofers Unterricht anmelden”, sie wandte sich direkt an Raesfeld, „ist es Ihre Aufgabe als Schulleitung sich darum zu kümmern, aber alles andere geht niemanden etwas an. Und das sollte unser letztes Wort sein in dieser Angelegenheit!”
    „Richtig!”
    „Jawohl, finde ich auch!”
    „Gut gesprochen!”
    Von fast allen Seiten ertönte Zustimmung. Nun konnte auch der Rektor nichts mehr einwenden. Als Angela dann erklärte, von einer Anzeige absehen zu wollen, damit die Schule nicht erneut in die Schlagzeilen geriet, verstand er das als vernünftigen Kompromiss.
    Einzelne standen bereits auf und wollten sich verabschieden, als Frau Stellmann das Wort ergriff: „Ich hätte da noch ein kleines Problem!”
    Lautes Aufstöhnen flog durch den Raum. Immer dann, wenn alle glaubten, ein Thema sei beendet, meldete sich Frau Stellmann, um noch die eine oder andere Anmerkung von sich zu geben. „Die Jasmin Frust, Sie kennen sie ja alle, also ihr Verhalten ist in letzter Zeit so schlimm geworden, dass kaum noch Unterricht möglich ist: Sie stört massiv ihre Nachbarn, bemalt die Tische mit Filz-und Wachsstiften, klaut anderen Kindern die Sachen und ihr Wortschatz, nun, den brauche ich wohl nicht zu beschreiben. Geht jemand zur Tafel, stellt sie ein Bein, so dass das Kind stolpert und fällt. Jasmin hat vor nichts und niemandem Achtung, weder vor fremdem Eigentum noch vor ihren Mitschülern, Lehrern oder Eltern. Gespräche mit der Mutter fruchten nicht. Als ich ihr neulich erzählte, dass Jasmin mich eine Schlampe genannt hat, antwortete die Frau doch tatsächlich, wenn ihre Tochter das sage, so würde es wohl stimmen.” Die Entrüstung ließ ihre Stimme zittern. „Ich möchte das Mädchen für einige Zeit aus meiner Klasse entfernen, da ich es mit ihr einfach nicht mehr aushalte.” Ein tiefer Seufzer begleitete den Wunsch.
    „Ich unterstütze Frau Stellmanns Anliegen”, mischte Reiser sich ein. „Wie Sie sich erinnern, habe ich Jasmin ins Krankenhaus begleitet, als sie vor zwei Wochen auf dem Schulhof gestürzt war. Dort hat sie Schwestern und Ärzte als Wichser, Arschlöcher und Hurensöhne beschimpft. Wir müssen endlich etwas unternehmen, endlich einmal ein Exempel statuieren, damit auch die Eltern sehen, dass wir uns nicht alles bieten lassen.”
    „So einfach geht das nicht. Haben Sie schon eine Klassenkonferenz einberufen?” Das war ein Thema, zu dem der Rektor eine Menge sagen konnte. Ergeben setzten sich alle wieder hin. Nun würden endlose Diskussionen folgen über die verschiedenen Möglichkeiten von Erziehungsmaßnahmen und deren Sinn beziehungsweise Unsinn.
    Helga schaltete ab. Ihre Gedanken gingen eigene Wege. Ein Satz spukte schon den ganzen Morgen durch ihren Kopf und ließ sich nicht verdrängen: Die einzige Gemeinsamkeit ist die Schule … die Schule … die Schule. Wie ein Rad drehte es sich in ihrem Hirn: Einzige Gemeinsamkeit … die Schule. Sie fürchtete sich so sehr vor den Schlussfolgerungen, dass sie sich nicht getraute, weiterzudenken. Zum ersten Mal war die Frage nach der Mörderin keine spielerische Möglichkeit mehr. Ehrlicherweise musste sie zugeben, dass sie niemals damit gerechnet hatte, den Täter zu kennen. Alle Überlegungen, ob dieser oder jener wohl in Frage kommen könnte, waren rein hypothetisch gewesen. Aber jetzt? Jetzt sah sie ihre Kolleginnen in einem ganz anderen Licht, und ihr schauderte vor ihren eigenen Gedanken …. einzige Gemeinsamkeit … die Schule. Nur die Lehrer kannten alle drei Opfer. Der Hausmeister als Mann konnte ausgeschieden werden, die Mütter kannten sich weder untereinander noch die Kinder. Die Putzfrau erschien immer erst nach Schulschluss und traf höchstens noch ein paar Nachzügler. Außerdem hatte sie es stets
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