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Renegade

Renegade

Titel: Renegade
Autoren: J. A. Souders
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erzählte mir,
dass sie gerade dabei sei, sich in Nick zu verlieben, und dass sie das alles
nur mir zu verdanken habe … Oder wie sie in ihrem Blut liegt, ihr geliebter
Freund nur wenige Meter entfernt, mit glasigen, toten Augen.
    Â»Nein«, flüstere
ich.
    Mutter tobt in
meinem Kopf:
Es
ist eine Lüge, Evie! Alles. Er will dich austricksen. Oberflächenbewohner sind
manipulativ und gefährlich. Er verdient den Tod, nach allem, was er deiner
Stadt angetan hat. Deinem Volk. Und Macie.
    Vielleicht ist Macie
eine Lüge. Vielleicht hat sie nie existiert, war nie real, denke ich.
    Nein, sie ist real, aber er hat sie getötet.
Nicht du, nicht Nick. Er war es. Er hat dich nur glauben lassen, du wärst es
gewesen.
    Wirklich?
    Ja. Er ist ein Oberflächenbewohner. Er hat den
Tod verdient.
    Â»Ja, du hast recht,
Mutter. Er ist nur ein Oberflächenbewohner und verdient den Tod.« Ich lege den
Finger an den Abzug.
    Tu es, Evelyn! Sofort, bevor er wieder versucht,
dich zu betrügen. Bevor er dich täuschen kann. Oberflächenbewohner sind
manipulativ und gefährlich. Tu es, sofort!
    Ich drücke den Abzug
durch, doch durch den plötzlich aufflammenden Schmerz schießt meine Hand wie
von selbst nach unten, als hätte jemand auf meine Arme geschlagen, sodass der
Plasmaball statt Gavin den Boden trifft. Er schmilzt direkt neben meinem Fuß
ein kleines Loch in den Beton. Fluchend will ich wieder anlegen, doch bevor ich
die Arme heben und den Finger an den Abzug legen kann, ist Gavin bei mir und
packt meine Hände mit der Waffe. »Hör nicht auf sie, Evie. Sie lügt.«
    Ich will mich von
ihm losreißen, doch es hat keinen Sinn. Plötzlich widersetzt sich sogar mein
eigener Körper, und ich fühle mich so unglaublich schwach. Flüssigkeit tropft
über meinen Arm. Die Schulterwunde blutet wieder. Und dank des Messers des
Experiments noch stärker als bisher.
    Mir wird
schwindelig, und ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten. Mühsam ringe
ich um mein Gleichgewicht. Gavin will mich auffangen, aber ich stoße ihn weg.
»Fass mich nicht an«, murmele ich.
    Â»Ich kann nicht
anders, Evie.« Offenbar hält er mich nicht mehr für eine Gefahr. Aber ich werde
mich wehren! Vorher werde ich ihn töten. Wieder hebe ich die Waffe, doch nun
ziele ich auf Gavins Kopf. Diesmal werde ich nicht danebenschießen. Ich werde
nicht noch einmal versagen!
    Doch statt zu
fliehen, stellt er sich vor mich, drückt sich den Lauf der Waffe an die Stirn
und schließt die Augen.
    Â»Was machst du
denn?«, frage ich hilflos. Panik steigt in mir auf, aber ich weiß nicht, warum.
Eigentlich sollte ich dankbar sein, dass er mir die Arbeit abnimmt.
    Â»Ich mache es dir
leichter. Mit deiner Schulter würdest du nicht einmal ein offenes Scheunentor
treffen.«
    Â»Bist du verrückt?«
    Er nickt, und ein
schwaches Lächeln umspielt seine Mundwinkel. »Ja, vielleicht bin ich das. Ich
habe mich in ein Mädchen verliebt, das darauf programmiert wurde, mich zu
töten. Klingt doch nicht sonderlich vernünftig, oder?«
    Mir entgleist das
Gesicht. »Was? Was hast du gesagt?«
    Er sieht mir direkt
in die Augen. »Ich liebe dich, Evie.«
    Er lügt.
    Er liebt mich nicht.
    Mit zitternden
Fingern spanne ich den Hahn. Er benutzt mich nur, denke ich, während Mutters
Stimme in meinem Kopf zur nächsten Hasstirade ansetzt.
Ich muss ihn töten. Das ist meine
Aufgabe: die Stadt vor dreckigen, schäbigen Oberflächenbewohnern zu schützen.
Oberflächenbewohner sind manipulativ und gefährlich. Nichts als Barbaren, die
ohne jeden Skrupel töten. Und er ist der Schlimmste von allen. Warum beschütze
ich ihn? Er bedeutet mir nichts.
    Die Stimme in meinem
Kopf klingt so gar nicht nach meiner eigenen … und durch Gavins Liebeserklärung
erkenne ich plötzlich, dass ihre Worte nichts als einprogrammierte Reaktionen
sind.
    Und die Wahrheit ist
so einfach, so klar, dass ich sie gar nicht anzweifeln kann: Gavin ist kein
manipulativer, gefährlicher Oberflächenbewohner. Er ist klug und liebenswert –
und ganz anders, als Mutter die Oberflächenbewohner immer dargestellt hat. Er
bedeutet mir sehr viel. Und deswegen helfe ich ihm bei der Flucht. Weil er mir
einfach alles bedeutet. Weil ich ihn liebe. Und er
liebt mich. Und ich würde alles tun, um ihn zu beschützen.
    Meine Finger lösen
sich von der Waffe, und in dem Moment,
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