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Renegade

Renegade

Titel: Renegade
Autoren: J. A. Souders
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Kopf
ertönen die zarten Klänge einer Violine. Das bringt mich zum Lächeln. Ich liebe
Violinenmusik. Ich beginne, mit der linken Hand imaginäre Saiten zu greifen,
doch das löst stechende Schmerzen in meinem Arm aus. Irritiert sehe ich auf
meine Hand hinunter. Mein Kleid ist voller Blut. Wie ist das passiert?
    Die Musik wird
lauter, aber meine Finger bewegen sich gar nicht mehr. Wie seltsam.
    Ich drehe meinen
Kopf und sehe jemanden neben mir.
    Gavin.
    Die Nanos.
    Sie hat nicht
wirklich versucht, uns aufzuhalten.
    Â»Gavin … Wir müssen
zurück. Das elektromagnetische F… «, keuche ich und will nach ihm greifen, aber
mein Körper sträubt sich, sodass ich nur unkontrolliert zucke. Keuchend sinke
ich in meinem Sitz zusammen. Ich höre noch einmal meinen Namen, dann
überwältigt mich die Dunkelheit.
    Â»Evie …«
    Ich bemühe mich, die
Augen aufzuschlagen, aber mein Schlaf ist so tief und süß.
    Â»Bitte, Evie.
Antworte.«
    Viel zu viel Licht
dringt durch meine Lider. Mehr Licht als ich ertragen kann. Ich versuche, die
Hand über die Augen zu legen, kann mich aber nicht rühren. Stattdessen scheint
sich die Welt um mich herum zu bewegen, mich zu schaukeln. Obwohl ich die Lider
geschlossen halte, verbrennt dieses Licht meine Augen. Selbst wenn ich sie
aufschlagen wollte, könnte ich es nicht. Aber ich rieche frische Luft. Ich weiß
nicht, wo ich diese Luft schon einmal gerochen habe, aber sie wirkt vertraut
und bringt den Geruch von Salz und noch etwas anderem mit sich, das ich nicht
identifizieren kann. Die Wärme auf meiner Haut tut gut … vorher war mir
furchtbar kalt. Ich lasse mich von den schaukelnden Bewegungen wieder in den
Schlaf lullen und gebe mich dem wohligen Gefühl hin, gehalten zu werden, und
der Wärme auf meiner Haut.
    Blut und
Schmerz. Meine Träume sind voller Blut und Schmerz. Jemand schreit, ich hätte
versagt. Eine andere Stimme haucht eine Entschuldigung. Eine dritte Stimme ruft
mir zu, ich solle weglaufen.
    Als ich angehoben
werde, wache ich kurz auf, aber der vertraute Geruch und die starken Arme, die
mich halten, beruhigen mich sofort. Ich kenne diesen Geruch. Ganz sicher.
Angestrengt versuche ich, die Augen zu öffnen, aber es ist zu viel. Also gebe
ich auf und schmiege mich an meinen Träger. Dann folgt ein scharfer Ruck, bevor
er von dem leicht schwankenden Untergrund auf etwas Weiches, Knirschendes
springt. Meine Schulter tut dadurch furchtbar weh, und ich will schreien,
kriege aber keinen Ton raus. Der Schrei hallt nur in meinem Kopf wider. Das
gleichmäßige Geräusch von Schritten und das erneute, sanfte Schaukeln wiegen
mich wieder in den Schlaf. Zurück zu den Visionen von Schmerz und Blut.
    Schließlich reißt
mich ein scharfer Stich in meiner Schulter aus meinen Albträumen. Mutter!,
denke ich automatisch.
    Ich habe eine Art
Brille vor den Augen, die alles in dunkle Grautöne taucht. Als ich sie abnehmen
will, streikt mein Arm.
    Â»Die sollten Sie
besser noch nicht abnehmen, Miss«, sagt eine tiefe Stimme. »Ihre Augen haben
sich noch nicht an unser Licht gewöhnt, und wir wollen ja nicht, dass Sie auch
noch blind werden. Diese Wunde hier ist schlimm genug.« Ich drehe den Kopf und
sehe durch das Grau der Brille einen alten, verhutzelten Mann mit dunkler Haut
und grauen Haaren. Instinktiv fange ich an, um mich zu schlagen, will
aufspringen. Der wird mich nicht kriegen! Ich muss hier weg! Muss … jemanden
suchen, und dann weg von hier.
    Â»Schhh, es ist alles
okay, Evie. Er ist ein Freund, er wird dir helfen«, meldet sich eine Stimme zu
Wort, die ich kenne.
    Ich sehe mich nach
dem Sprecher um. Dieser Raum macht mir noch mehr Angst als der fremde Mann. Die
Möbel sind aus Metall und sehen merkwürdig aus. Der Raum wirkt vertraut, ist es
aber nicht. Doch dann entdecke ich ein Gesicht, das mir bekannt vorkommt: ein
junger Mann mit schmutzigen blonden Haaren und grauen Augen. Als er meinen
Blick bemerkt, lächelt er mich an, streckt die Hand aus und legt sie an meine
Wange. »Wie fühlst du dich?«, fragt er. Dann küsst er mich und zieht mich in
seine Arme, ohne auf eine Antwort zu warten. »Gott sei Dank, ich dachte schon,
ich wäre nicht schnell genug gewesen.«
    Ich bleibe stumm.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Er drückt mich noch fester an sich und
schiebt seinen Mund so dicht an mein Ohr, dass ich erschauere. »Ich
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