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Renegade

Renegade

Titel: Renegade
Autoren: J. A. Souders
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liebe
dich«, flüstert er.
    Verwirrt reiße ich
die Augen auf. Er liebt mich? In meinem Magen kribbelt es, aber ich weiß nicht,
warum. Wie kann er mich denn lieben? Was will er bloß von mir?
    Stotternd bringe ich
das Erste über die Lippen, was mir in den Kopf kommt: »Wer bist du?«

Ich
bin jetzt seit ein paar Tagen hier, kann mich aber
noch immer nicht daran erinnern, was
vorher war. Hin und wieder schießt mir etwas durch den Kopf, aber es ist nichts
Greifbares dabei. Nichts, von dem ich mit Sicherheit sagen könnte, dass
es wahr ist. Nur eines weiß ich ganz sicher:
    Das
hier ist nicht mein Zuhause.
    Auszug
aus Evies Tagebuch –
    Ich bin an
der Oberfläche. Ich versuche, mir den Sonnenuntergang anzusehen, doch das
helle, orangegelbe Licht schmerzt selbst mit der dunklen Brille noch zu sehr in
meinen Augen. Aber er ist wunderschön. Schöner, als ich ihn mir jemals
vorgestellt hätte. Schöner als in meinen schönsten Träumen. Diese Tageszeit ist
mir am liebsten, da das Licht dann nicht mehr so grell ist und die Wärme der
Sonne auf meiner geröteten Haut nicht mehr brennt. Der Arzt sagt, der Sonnenbrand
würde schneller abheilen, wenn ich nicht mehr in die Sonne hinausginge, aber
wie könnte ich das? Es ist so faszinierend, wundervoll und unwiderstehlich.
    Mutter
hatte unrecht.
    Ich lasse den nassen
Sand durch meine Finger gleiten und genieße das leichte Kribbeln. Dann frage
ich mich, wer diese Mutter wohl ist. Vor meinem inneren Auge erscheint das Bild
einer Frau mit honigblonden Haaren und einem hübschen Lächeln, aber ich spüre,
dass sie nicht die Person ist, an die ich gerade gedacht habe.
    Ich seufze schwer.
Warum kann ich mich bloß an nichts mehr erinnern?
    Frustriert mustere
ich den sauberen weißen Verband an meiner Schulter. Es hat irgendetwas damit zu
tun, das weiß ich, aber ich kann mich nur daran erinnern, dass ich angeschossen
wurde und mich dann in einer Art Fahrkartenbude versteckt habe. Die Wunde tut
furchtbar weh und muss alle paar Stunden neu verbunden werden. Keine sonderlich
schöne Angelegenheit, aber wenn sie nicht versorgt wird, könnte sie sich entzünden.
Zumindest hat der Arzt das gesagt. Also tue ich, was er verlangt, und hoffe,
dass die Wunde schnell verheilt, damit ich nach Hause zurückkehren kann.
    Nach Hause? Ich weiß
ja nicht einmal, wo das ist. Sicherlich nicht hier, wo mir alle Menschen außer
einem völlig fremd sind. Sogar das Meer und der Sand kommen mir fremd vor. Hin
und wieder steigen Bilder von viel Glas in mir auf, von harten Betonböden.
Nicht zu vergleichen mit den Gebilden aus Holz, die hier völlig willkürlich
direkt am Strand errichtet wurden.
    Im Moment muss ich
noch in dem Gebäude schlafen, das sie hier Krankenhaus nennen. Wenn ich wieder
ganz gesund bin, werde ich woanders leben dürfen, aber zurzeit muss ich noch in
Reichweite der Ärzte bleiben. Soweit ich das sagen kann, ist es kein besonders
tolles Krankenhaus. Es besteht nur aus ein paar kleinen, abgenutzten Räumen.
Aber die Menschen, die auf mich aufpassen und sich um mich kümmern, sind sehr
nett. Obwohl ich erst seit wenigen Tagen hier bin, betrachten sie mich bereits
als eine von ihnen. »Du gehörst zu Gavin«, erklärte mir heute Morgen ein
Mädchen, als ich sie fragte, warum alle so nett zu mir sind. »Und dadurch
gehörst du auch zu uns.« Ich weiß zwar nicht so genau, was das zu bedeuten hat,
aber ich muss zugeben, dass es mir einfach nicht mehr aus dem Kopf geht. Und es
macht mich glücklich.
    Als hinter mir
knirschende Schritte im Sand laut werden, springe ich hastig auf und wirbele
herum. Halb fürchte ich, die Monster aus meinen Albträumen könnten mich gefunden
haben. Doch sobald ich sehe, dass es Gavin ist, entspanne ich mich. Er kommt
mich zwar jeden Tag besuchen, aber immer nur, wenn ich schlafe. Zumindest hat
mir das eines der Mädchen erzählt, die sich um mich kümmern. Anscheinend will
er mich nicht unter Druck setzen. Doch irgendwie hat er mir gefehlt, und ich
wünschte, er wäre schon früher gekommen, während ich wach war. Bei seinem Anblick
kribbelt es in meinem Bauch.
    Â»Hi«, begrüßt er
mich und bohrt die Fußspitze in den Sand. Er hat die Hände tief in den
Hosentaschen vergraben.
    Â»Hi«, erwidere ich.
Obwohl ich mich riesig freue, ihn zu sehen, bin ich plötzlich schüchtern. Ich
setze mich auf den Boden und
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