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Renegade

Renegade

Titel: Renegade
Autoren: J. A. Souders
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schlimmer machen. Und
wahrscheinlich will er mich einfach nicht wieder reizen … Trotzdem bleibt mein
Blick noch einmal an dem Mädchen hängen, bevor ich die Schultern straffe und
Gavin zum Schaltpult des Generatorenraums folge.
    Hier erwarten uns
jede Menge Hebel, Anzeigen und Schalter – und ich habe keine Ahnung, welcher
was bewirkt. Ausdruckslos starre ich auf das Pult. Gavin jedoch scheint zu
ahnen, wie es funktioniert, denn er drückt, ohne zu zögern, diverse Knöpfe und
legt einige Schalter um. Dann geht er zu einem großen Metallkasten, der an der
Wand hängt, und zieht auch dort an einem Hebel.
    Misstrauisch kneife
ich die Augen zusammen. Woher weiß er, wie das geht?
    Ich werde aus meinen
Überlegungen gerissen, als plötzlich die Beleuchtung angeht und mich blendet.
Gleichzeitig ertönt ein dumpfes Knallen, immer wieder. Entsetzt begreife ich,
dass es von der Tür kommt. Sie geht auf und zu, auf und zu und quetscht dabei
das tote Mädchen ein. Ihr kleiner Kopf ist im Weg.
    Hastig versuche ich,
die Leiche aus der Tür zu ziehen. Doch es gelingt mir nicht, denn eines der
Experimente hat offenbar beschlossen, dass nun, wo es endlich etwas sehen kann,
Zeit ist für ein Festmahl. Als ich ihm das Mädchen entreiße, stößt der Mann
einen schrillen Schrei aus und zieht ein Messer. Er erwischt mich an der
verletzten Schulter und hinterlässt einen tiefen Schnitt. Ich schreie auf, und
sofort greift er wieder an, diesmal verfehlt er nur knapp meinen Bauch. Noch
einmal versuche ich, das Mädchen zu befreien, aber in dem Augenblick stürmt ein
weiteres Experiment durch die Tür und rennt mich um. Ich lande unsanft auf dem
Boden und kriege für einen Moment keine Luft mehr.
    Gavin zieht seine
Plasmapistole und schießt auf die beiden Männer. Sie gehen in Flammen auf.
Sofort zieht er mich hoch, wirft mich über seine Schulter und rennt mit mir den
Flur entlang, während ich versuche, mich von ihm zu befreien. Als eine ganz
Horde von Mutters Fehlversuchen auftaucht und uns verfolgt, werde ich richtig
wütend. Um diese Wut auf etwas anderes zu richten als den Wunsch, Gavin den
Kopf wegzupusten, ziehe ich meine Pistole aus dem Gürtel und schieße auf unsere
Verfolger. Ein Experiment nach dem anderen strecke ich nieder, doch auf jeden
Gefallenen kommt ein Dutzend Neuzugänge. Gavin springt geschickt über die
aufgetürmten Leichen hinweg, ohne dabei auf jemanden zu treten oder in einer
der Blutlachen auszurutschen. Ich habe keine Ahnung, woher er diese Fähigkeiten
hat, aber ich werde mich bestimmt nicht darüber beklagen, immerhin rettet er
mir gerade das Leben.
    Gavin hetzt in das
Treppenhaus und rennt die Stufen hinauf. Als wir oben ankommen, ist er völlig
außer Atem, und seine Beine zittern vor Schwäche, doch er bleibt nicht einmal
stehen, um kurz Luft zu holen. Er läuft zielsicher mit mir auf der Schulter
immer weiter, bis wir wieder im Kontrollraum der U-Boote ankommen.
    Warum kennt er sich
hier so gut aus? Woher wusste er nur, wie man die Generatoren wieder anwirft?
Was hat er mir noch verschwiegen?
    Wütend schüttele ich
den Kopf. Das ist nur die Konditionierung. Er hat mich gerettet.
    Draußen im Korridor
werden jetzt Rufe und Schritte laut, was mir deutlich vor Augen führt, dass es
nur eine Frage der Zeit ist, bis diese Dinger uns hier finden.
    Gavin stellt mich
auf die Füße, dann eilt er an das Schaltpult. »Du musst mir helfen, Evie. Wir
müssen den Raum abriegeln, bis wir es in die Boote schaffen. Weißt du noch, wie
man das macht?«
    Ich versuche mich zu
erinnern – vergeblich. »Nein, tut mir leid.«
    Die Schreie kommen
näher, und ich werde panisch. Wenn mir nicht sofort einfällt, wie man die Türen
bedient, sitzen wir hier in der Falle. Mein Herz schlägt wie verrückt, und ich
beginne zu hyperventilieren. Der Raum dreht sich um mich. Entsetzt starre ich
Gavin an. Wenn ich meine Schwäche jetzt nicht überwinde, wird er sterben!
    Ich sehe keine
andere Möglichkeit, greife unter den Träger meines Kleids und reiße mir den
Verband ab. Dann drücke ich meinen Daumen in die Wunde und drehe ihn im Fleisch
herum, in der Hoffnung, dass der Schmerz mir hilft, den Kopf frei zu bekommen.
Und endlich legt sich wieder mein innerer Schalter um. Meine Ausbildung kehrt
zurück, und ich erinnere mich. Ich erinnere mich an alles ,
was Mutter mir beigebracht hat.
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