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René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus

Titel: René Schnitzler. Zockerliga: Ein Fußballprofi Packt Aus
Autoren: Wigbert Löer , Rainer Schã¤fer
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und erleidet größere Verluste, verspürt größere Spannung und erlebt ein größeres Drama. Im Kreise der
Wettkumpane ergeht es ihm wie im Fußball: Auch dort hat man immer auf ihn geschaut. Auch dort ragte er immer heraus.
    Es sind die Wochen und Monate, in denen er seine Unschuld als Spieler verliert. Bei Schnitzler, der nie ein langsames Leben gelebt hat, geht auch das ziemlich zügig. Mit seinem Freund Daniel ist er kurz nach seinem 18. Geburtstag in die Spielbank Aachen gefahren. Sofort nimmt ihn die Glitzerwelt des Glücksspiels gefangen: Roulette, Black Jack, Poker, Männer im Anzug, Frauen im Abendkleid. Grüne Teppiche, lange beigefarbene Vorhänge und teuer aussehende Leuchter. Eine gedämpfte, vornehme Atmosphäre. Schnitzler verliert, kommt am nächsten Tag wieder, spielt sein Girokonto leer und denkt, dass es doch gar nicht möglich ist, dass man so oft hintereinander verliert. Immer wieder wird er fortan nach Aachen kommen, regelmäßiger Gast auch im Kasino Duisburg sein, in Venlo kurz hinter der Grenze zu den Niederlanden und in Dortmund-Hohensyburg, Deutschlands größter Spielbank, hoch über dem Ruhrtal gelegen und nicht weit von Hagen entfernt, wo Ina wohnt, Schnitzlers Freundin. Die beiden kennen sich aus De Pekelinge in den Niederlanden. Dort haben die Schnitzlers einen Wohnwagen stehen, und auch Ina macht hier immer Familienurlaub. Sie hält nicht so viel vom neuen Hobby ihres Freundes. Am Ende wird sie ziemlich viel »Palaver« machen. Palaver, so nennt Schnitzler das, wenn jemand meckert, schimpft, diskutieren will. Wenn jemand die Dinge anders sieht als er und ihm das auch klar macht.
     
    Auf Dauer allerdings geht es ihm nicht um die Kasino-Atmosphäre. Schnitzler verliebt sich in das Spielen selbst.
Diese Liebe kann er überall ausleben, in der Tipico-Filiale in Mülfort genauso wie in Privatwohnungen und Schrebergärten.
    Poker wird immer populärer in der Mitte des vergangenen Jahrzehnts. Bücher amerikanischer Profis werden ins Deutsche übersetzt, Turniere dort ausgetragen, wo man sonst zünftig Preis-Skat kloppte. Das um 1830 von französischen Siedlern in New Orleans eingeführte Spiel fasziniert ganz unterschiedliche soziale Schichten. Manager und Studenten pokern, Beamte und Angestellte und auch Menschen aus jenem Milieu, für das die Bundesregierung unter Gerhard Schröder gerade den Begriff »Hartz IV« gefunden hat.
    Inmitten dieser stetig wachsenden Laienspielschar bewegt sich René Schnitzler nun – so richtig hinein passt er aber nicht. Man sieht das im Klubhaus des Mönchengladbacher Kleingärtnervereins Alsbroich e.V., wo der kaum ältere Wirt Spaß daran hat, dass da 30 junge Leute kommen, spanische Plastikkarten und bleihaltige Spiel-Chips mitbringen und ein 30-Euro-Turnier veranstalten. 900 Euro sind also zu gewinnen, der Sieger kassiert die Hälfte, und unter den Teilnehmern befindet sich, hibbelig und leicht genervt, auch der inzwischen 19-jährige Mönchengladbacher Vertragsamateur René Schnitzler. Dessen Auftritt hat Christian Pöstges nicht vergessen: »Alles ist wunderbar, der Wirt ein cooler Typ, und 30 Euro Einsatz waren für die meisten von uns ja auch nicht so wenig. René aber sitzt da und ist schon wieder voll durch damit. ›Wann geht das endlich los?‹, fragt er, und dann die erste Hand, ohne abzuwarten – All In. Alle hatten sich auf einen langen Pokerabend gefreut, aber mir hatte René schon angekündigt, dass ihn das ankotze und dass er sofort auf All In gehen würde. Die
meisten sahen das zum Glück mit einem Lächeln, einige schüttelten aber auch den Kopf. Monsieur konnte es nicht schnell genug gehen. Der war ausgehungert. Ich kenne keinen Menschen, der so ungeduldig ist.« Schnitzler sitzt neben Pöstges, als der das erzählt. Er zuckt mit den Schultern.
    EIN PROFI NAMENS POKI
    Sie spielen Turniere, oben in Renés kleiner Wohnung, im Dachgeschoss des Hauses seiner Eltern. Sie lernen ein Pärchen aus Giesenkirchen kennen, Betti und Achim, die gern Leute bei sich zu Hause haben. Bei Betti und Achim spielen sie Turnierchen, vier Mal die Woche, abends, bis elf, zwölf Uhr, mit 30 Euro Einsatz. Da ist noch alles überschaubar. Dann lernen sie Poki kennen.
    Poki studiert Marketing in Venlo, er ist ein paar Jahre älter als Schnitzler. Poki hat eine Seite ins Internet gestellt, die sich mit Pokern befasst, sie existiert noch immer. Das Portal verlinkt Poki mit »Pokerstars.de«, einem Anbieter für Onlinepoker, und für jeden, der über Pokis Seite
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