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Renate Hoffmann

Renate Hoffmann

Titel: Renate Hoffmann
Autoren: Anne Freytag
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keine Zweifel und sie fürchtete sich nicht. Ihr Herz mochte rasen und ihre Knie zittern, doch sie hatte keine Angst mehr. Und dann tat sie es. Sie nahm sein Gesicht zwischen die Hände und küsste ihn. Einfach so. Und während sich ihre Zungen umgarnten, erfüllte sie die Gewissheit, dass sie Henning niemals vergessen würde, auch dann nicht, wenn sie einen anderen wahrhaftig liebte. Ihre Vergangenheit gehörte für immer Henning, doch ihre Zukunft würde sie Robert schenken.
    Roberts Berührungen fühlten sich fremd an, vielleicht, weil sie sie mit Hennings verglich, doch sie waren nicht weniger schön, sie waren lediglich anders. Vielleicht war es auch damit verbunden gewesen, dass sie seit sieben Jahren von niemandem mehr auf diese Art berührt worden war.
    Roberts Hände schienen überall zu sein, sie brannten auf ihrer feuchten Haut. Hastig knöpfte er ihre Bluse auf, während sie ihm das Unterhemd über den Kopf zog. Er warf die Bluse hinter sich auf den Boden. Er öffnete ihren BH und warf ihn neben die Bluse. Lange schaute er ihr in die Augen, während seine Fingerspitzen winzige Muster auf ihre Haut zeichneten.
    An diesem Abend kosteten Robert und Renate vom Körper des anderen, als wäre er eine seltene und kostbare Frucht. Renate verging unter der Schwere seines Körpers, inhalierte den Geruch ihrer Leidenschaft und saugte das schier unbeschreibliche Gefühl, ihn in sich zu spüren, vollkommen in sich auf. Mit offenen Augen lag sie seufzend unter ihm und beobachtete sein Gesicht. Die Küchenlampe hing über seinem Kopf wie eine Corona, die Tischbeine quietschten unter dem Gewicht ihrer Lust.
    Das Verlangen durchströmte sie wie elektrische Spannung. Und in dem Moment, in dem sich Roberts Gesicht fast schon schmerzhaft verzog, fingen Renates Beine an zu zucken. Sie vermochte nicht mehr zu atmen, alles in ihr verkrampfte sich und sie zitterte unkontrolliert, als sich mit einem Mal die gesamte Anspannung ihres Körpers löste. Sie atmete die fast schon unerträgliche Intensität ihrer Gefühle seufzend aus. Ein letztes Mal drang er ganz tief in sie, dann erstarrte jeder einzelne Muskel in seinem Körper.
    Er lag auf ihrer Brust. Schwer atmend schauten sie sich an. In ihren Gesichtern schimmerte das Glück. Und in jenem Augenblick der absoluten Intimität schien der letzte Funken der harten Frau Hoffmann ausgetrocknet zu sein. Alles, was übrig blieb war eine Frau, die zwar Schreckliches hatte ertragen müssen, es jedoch überlebt hatte. Mehr noch, Renate war wieder lebendig.
     
Kapitel 105  
    Als Renate am kommenden Morgen erwachte, brauchte sie einige Sekunden, um sich daran zu erinnern, wo sie sich befand. Sie schaute sich um, doch Robert war nicht da. Für einen kurzen Augenblick saß Renate lediglich in Roberts weichen Daunendecken und genoss die ersten Sonnenstrahlen, die sanft über ihr Gesicht streichelten.
    Robert reichte ihr seine Zahnbürste, küsste sie auf die Wange und verließ das Bad. Es erschien ihr höchst seltsam mit einer fremden Zahnbürste Zähne zu putzen, zumal sie sehr eigen war, wenn es um die tägliche Reinigung ihrer Zähne ging. Sie betrachtete den schon leicht abgenutzten Kopf der Zahnbürste, hielt ihn unters Wasser und platzierte einen dünnen Streifen grün weiß gestreifter Zahnpaste genau in der Mitte der leicht nach außen gerichteten Borsten. Erst kostete sie der Gedanke sie sich in den Mund zu schieben einige Überwindung, doch dann dachte sie an Robert. Eigentlich war es keine fremde Zahnbürste, es war Roberts Zahnbürste.
    Der Duft frischen Kaffees schwebte durch die Wohnung, während Renate in ihr graues Kostüm vom Vortag schlüpfte. Die weiße Bluse war dermaßen verknittert, dass selbst festes Glattstreichen nichts mehr brachte. Ihr zerzaustes Haar zu bändigen war eine weitere Herausforderung gewesen. Nach fünf Minuten betrachtete sie sich im Spiegel. Das war der Moment, in dem sie völlig erstarrte. Sie neigte ihren Kopf leicht zur Seite und begutachtete ihren Hals. Ein violetter Fleck von der Größe eines ein Euro Stücks schien sie schelmisch anzugrinsen. So konnte Renate unmöglich zur Arbeit gehen. Sie hatte Knutschflecke schon seit jeher als peinlich empfunden. Es war, als würden erwachsene Menschen ihr Revier markieren. Dieses doch eher hundhafte Verhalten erschien ihr im absoluten Widerspruch zu zivilisiertem Benehmen zu stehen.
    Renate ging in die Küche, wo Robert schon mit dem Frühstück auf sie wartete. „Hast du das absichtlich gemacht?“,
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